Louisa Walter – Fachfrau für Stabilität

Die Zukunft im Wasserwesen und bei Olympia 2004 in Athen

Louisa Walter: Hallo, Australien! (Bild: dha)Louisa Walter ist erst 23 Jahre und für eine Torhüterin im internationalen Geschäft somit eigentlich noch ein recht jung. Dennoch kann sich Bundestrainer Peter Lemmen darauf verlassen, dass die Keeperin des deutschen Spitzenteams Berliner HC seiner Abwehr ein ebenso sicherer Rückhalt sein kann, wie ihre elf Jahre ältere Kollegin Birgit Beyer.

Stabilität ist ein Stichwort, das allerdings nicht nur im Sport eine wichtige Bedeutung für die gebürtige Düsseldorferin hat. Louisa studiert nämlich Bauingenieurwesen an der TU in Berlin – inzwischen bereits im 7. Semester. Ihr fehlt noch eine Prüfung, die zu Beginn des nächsten Jahres absolviert werden soll, dann steht das Vordiplom.

„Ich bin jetzt so weit, dass ich mir überlegen kann, in welchem konstruktiven Bereich ich das Studium vertiefe“, verrät sie. „Interessieren würde mich das Wasserwesen.“ Im Hafenbau, Kanalbau oder in der Siedlungs-Wasserwirtschaft würde dann die berufliche Zukunft liegen. Eine Aufenthalt im Ausland – für maximal ein halbes Jahr – würde Louisa gern irgendwann einplanen, denn dazu hat die intensive Hockeykarriere bislang keine Gelegenheit gelassen.

Auch in den nächsten zwei Jahren wird sich daran wenig ändern. Die Olympischen Spiele in Athen sind das große Ziel, für das alles andere zurücksteht. Dennoch wird auch bei der WM etwas für das Studium getan. Ihre Hausarbeit in den Theoretischen Methoden heißt „mit Java programmieren“. Das Ergebnis will Louisa ihrem Dozenten per Internet schicken, etwas Hilfe erhofft sie sich von Nina Kramer, die das für ihr Studium auch schon machen musste.

Handwerkliche Tätigkeiten – sie renoviert am Elternhaus mit, wenn Gelegenheit ist, restauriert Schränke und absolvierte auch schon ein Praktikum beim Schreiner – sind da eher ein Faible der Nationaltorhüterin, die seit fast zwei Jahren mit dem Berliner Hockeyidol Andreas Keller ein Paar bildet. Auf dem Papier eine ungewöhnliche Beziehung, denn der Olympiasieger von 1992 und heutige Sonderschulpädagoge ist 13 Jahre älter. „Bei Andi merkt das aber eh keiner“, tut Louisa diesen Umstand locker ab. „Er unterstützt mich in meinen Hockeyplänen ungemein und hat natürlich auch aus eigener Erfahrung ein besonderes Verständnis dafür.“

Für die sympathische Sportlerin, die auch abseits vom Platz einen sehr gefestigten, gelassenen Eindruck vermittelt, ist das Ticket zur Weltmeisterschaft ein schöner Abschluss eines wahrlich nicht einfachen Jahres. Im April, kurz vor dem ersten WM-Vorbereitungsturnier in Japan, starb ihr Vater Detlev. Er bereiste vorher mit Mutter Anette viele Turniere und Spiele, bei denen Louisa oder ihre jüngere Schwester Julia, die das Tor von Bundesligist RTHC Leverkusen hütet, aktiv waren.

Die Reise nach Australien ist aber auch die Erfüllung eines Traums, sagt sie. Dieses Land wollte sie immer schon kennen lernen. Dennoch verzichtete sie auf eine Verlängerung der Reise für einen Urlaub in „down under“, denn: „nach solchen längeren Turnier-Reisen bin ich immer froh, wenn ich wieder nach Hause komme. Zuhause, das ist seit einem Vierteljahr die Wohnung ihres Lebensgefährten. Ihre eigene Wohnung hat sie untervermietet. Im nächsten Jahr will sich das Hockey-Pärchen eine gemeinsame größere Bleibe suchen.

Berlin ist für Louisa zur neuen Heimat geworden. Beim Düsseldorfer SC begann ihre Hockeykarriere. Damals nahm eine Freundin sie mit zu diesem Sport. „Meine Mutter, die heute die größte Hockey-Fanatikerin ist, kannte den Sport damals nicht und ich brauchte fast ein Jahr Überzeugungsarbeit, bis sie mich endlich im Verein angemeldet hat.“ Mit 14 Jahren wechselte sie nach Velbert, zwei Jahre später – schon als Jugend-Nationalspielerin – zu Schwarz-Weiß Köln in die Regionalliga.

Von dort führte der Weg vor drei Jahren zum BHC in die Bundeshauptstadt. Schon 1998, als Birgit Beyer kurz vor dem Turnier mit einem Kreuzbandriss ausfiel, erhielt sie die Chance, als Ersatz von Julia Zwehl WM-Luft zu schnuppern, kam aber zu keinem Einsatz. Zwei Jahre später war sie für Olympia in Sydney nur die Nummer drei. „Damals hat Berti Rauth die gesamte Vorbereitung mit zwei Torhüterinnen gespielt. Eine echte Chance hat er mir da nie gegeben“, sagt sie rückblickend.

Bei Peter Lemmen stehen beide Torhüterinnen auf einer Stufe. „Die Marschroute soll sein, dass wir uns erst einmal abwechseln“, freut sich die Wahl-Berlinerin. Das Verhältnis zur älteren Kollegin beschreibt sie als gut. „Klar, gibt es da ein gesundes Konkurrenzverhältnis. Wir beide versuchen, dem Trainer eine Entscheidung zwischen uns so schwer wie möglich zu machen.“

Viel Zeit verbringt Louisa aber eher mit ihren Berliner Teamkameradinnen. Mit Lisa Henning, Britta von Livonius und deren Freund spielten sie und Andi Keller bis letzten Winter häufig Streethockey (mit Inline-Skates und Eishockeyschlägern). Gemeinsam mit Natascha Keller geht sie für den BHC auch noch auf Erfolgsjagd in Tennis-Punktspielen. Das Kino, Stadtbummel und ein gutes Buch können sie ebenfalls locken. Für Perth steht „Der Herr der Ringe“ von Tolkien auf ihrer Wunschliste – allein es fehlte noch jemand, der ihr den Fantasy-Bestseller für den Trip leiht.

 

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