Natascha Keller: Den Weltmeistertitel im Blick

Von riesiger Vorfreude und einer hockeyverrückten Famile

Natascha Keller: Hallo, Australien (Bild: dha)Natascha Keller studiert derzeit Betriebswirtschaftslehre an der Berufsakademie in Berlin. Innerhalb von drei Jahren soll es mit dem Abschluss klappen, deshalb hat die 25-jährige auch kein Urlaubssemester für die Weltmeisterschaft beantragt. „Es wird zwar ein ziemlicher Stress, den Stoff im Dezember aufzuholen, aber ich möchte gern 2003 meinen Abschluss schaffen und kann mir dafür keine Verzögerung leisten“, erklärt die Spielerin des Berliner HC. Der Laptop und das Material für eine Hausarbeit zum Thema „Riester-Rente“ kommen deshalb mit.

Vor der Europameisterschaft (September 2003), die ja gleichzeitig erste Chance zur Olympia-Qualifikation für Deutschland ist, wird es für Natascha ohnehin knapp. Doch die Ausnahme-Stürmerin, die 1999 schon einmal zur Welt-Hockeyspielerin gekürt worden ist, hat wieder richtig Spaß am Hockey gefunden und will für Athen 2004 „volle Pulle“ gehen. Eben diesen Spaß hatte sie nach Olympia 2000 in Sydney verloren. „Ich war einfach hockeysatt!“ Fast zeitgleich kam auch der Wechsel des Studiums. Natascha, die in Hockeykreisen nur „Taschi“ gerufen wird, hatte zuvor 5. Semester Grundschullehramt und Sport studiert.

Die intensive Vorbereitung auf Perth will die Berlinerin nicht überbewerten. „Ich will das, was vorher passiert ist, nicht schlecht dastehen lassen.“ Es sei diesmal lediglich durchorganisierter trainiert worden. Nur etwa ein Fünftel haben die Spielerinnen allein bewältigt, der Rest war ins Lehrgangsprogramm integriert. „Das war wichtig, denn wir können sagen, wir haben vor allem im letzten Vierteljahr enorm intensiv gemeinsam gearbeitet“, sagt Natascha, die inzwischen 153 Mal das deutsche Nationaltrikot getragen hat. „Wenn man sieht, dass die anderen international fast alle mit Vollprofis spielen, dann muss man das aber auch.“

Fit fühle sie sich, wie selten zuvor, aber hockeytechnisch sei noch viel mehr drin, da laufe es noch nicht rund. Peter Lemmen hat der Spielerin mit dem vielleicht größten Potential – nicht nur ihrer Hockeygeneration – in Deutschland Geduld verordnet. Und auch „Taschi“ glaubt daran, dass erst bei der WM bei ihr der Knoten platzt. Die Voraussetzungen stimmen. „Die Vorfreude ist da und sie ist riesig“, verrät die 25-Jährige. „Ich war durch die Champions Trophy direkt vorher in Sydney schon hockeymüde. Jetzt haben wir lange kein großes Turnier gespielt und ich brauche für Höchstleistungen den Druck, dass es um viel geht.“

Wartet mal ab, sagt Natascha zu den Kritikern, die von der neuformierten Mannschaft nicht viel erwarten. Sie selbst findet die Mischung aus „alten Hasen“ und jungen, hungrigen Newcomern ideal – und rechnet zufrieden aus, dass sie altersmäßig noch gut in der Mitte zwischen diesen beiden Gruppen liegt. Sie folgt sogar konsequent dem Grundsatz, dass man immer große Ziele haben muss und sagt: „Ich will Weltmeisterin werden! Vielleicht hilft uns ja auch diesmal das Glück und wir haben mal das eine Tor mehr, das uns in Sydney noch zum Weiterkommen fehlte.“

Weltmeister wäre auch der Titel, den sie ihren erfolgsverwöhnten Familienmitgliedern dann voraus hätte. Großvater Erwin holte schließlich 1936 schon Olympisches Silber in Berlin, Vater Carsten 1972 in München olympisches Gold und ihr älterer Bruder Andreas 1992 in Barcelona ebenfalls Gold. Aber Weltmeister wurde keiner von ihnen. Das war leider auch Nataschas jüngerem Bruder Florian nicht vergönnt, der in der Herren-Nationalmannschaft nach einem Schlüsselbeinbruch bei der gewonnenen Champions Trophy 2001 bis zur WM den Anschluss nicht mehr kriegte.

Mit ihm versteht sich Natascha nicht nur blendend, sondern teilt mit ihm zurzeit ihre WG-Räume, aus denen die Berliner Mannschaftskameradinnen Lisa Henning (nach Hamburg) und Britta von Livonius (zum Freund) allmählich ausgezogen sind. Da das Haus demnächst renoviert wird, suchen beide zum nächsten Jahr auch gemeinsam nach einer neuen Wohnung. Die Familie ist generell ein starker Faktor im Leben der Nationalspielerin.

Mutter Ulrike, fast bei jedem Spiel in Berlin am Platz dabei, ist der ruhende Pol im sportlichen Trubel der Kellers. Hauptsache, die Kinder sind zufrieden, ist ihr Leitsatz. Vater Carsten steht Natascha auch beruflich bei. Bei ihm, der selbstständiger Generalvertreter für die Allianz ist, konnte sie im Büro den praktischen Teil ihrer Ausbildung bestreiten und fand natürlich gleichzeitig ideale Bedingungen, auch weiter Leistungssport zu betreiben. Eventuell wird sie das Büro des Vaters sogar übernehmen, wenn dieser sich irgendwann zurückzieht, vielleicht sogar gemeinsam mit Florian.

 

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