Marion Rodewald: feste Größe hinten links

Zwei Staatsangehörigkeiten, viele Talente, Enten und Hühner

(dha) Für Marion Rodewald bedeutet der Flug zur WM die Rückkehr zu ihren A-Kader-Wurzeln. 1997 durfte sie für Tanja Dickenscheid ganz unverhofft mit zum Lehrgang nach Perth. Im selben Jahr war sie bei der Champions Trophy in Berlin – als „Küken“, wie sie selbst sagt – schon dabei, doch der absolute Durchbruch auf der linken Defensivposition kam mit der Weltmeisterschaft 1998 in Utrecht.

„Wir haben ein sehr homogenes, ausgeglichenes Team, wissen aber, da wir seit Sydney kein großes Turnier mehr gespielt haben, zurzeit noch nicht genau, wo wir stehen“, analysiert die gebürtige Mülheimerin, die engagiert die Region Düsseldorf Rhein-Ruhr als Olympia-Botschafterin vertritt. „Aber wir haben viel geackert, und wenn wir einen Lauf kriegen, ist alles drin.“ Obwohl die Sportstudentin mit Schwerpunkt Rehabilitation und Prävention bereits alle Scheine zusammen hat und nur noch die Abschlussprüfungen und ihre Diplomarbeit ausstehen, hat sie für das Wintersemester an der Deutschen Sport-Hochschule in Köln ein offizielles Urlaubssemester genommen.

Dafür hat sie sich bis zum Juli reingehängt in die Untersuchungen für ihre Diplomarbeit. Das Thema ist extrem spannend. Es geht um Krebsnachsorge. Die Studie in deren Rahmen Marion ihre Arbeit schreiben kann, beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie dosiertes Training auf dem Ergometer die Rehabilitation von Prostata- und Hodenkrebspatienten beeinflusst. „Einerseits war ich für Blutuntersuchungen im Labor zuständig, andererseits konnte ich aber auch Kontakt zu den Patienten aufnehmen“, beschreibt die 25-Jährige ihre Tätigkeit.

Natürlich hätte sie auch ein Thema aus dem Hockeysport wählen können, doch der Wunsch, den Kopf mal frei vom Leistungssport zu bekommen, ließ sie diesen ungewöhnlichen, aber interessanten Weg gehen. Wie es beruflich nach dem Studium weitergehen soll, steht für die Tochter einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters noch nicht fest. „Im Gesundheitssystem sind die Aussichten nicht gerade rosig, weil dort auch in Zukunft weiter eingespart wird.“ Sie könnte sich durchaus auch vorstellen, freiberuflich tätig zu sein.

Zuletzt hatte sie eine halbe Stelle bei ihrem Bundesliga-Verein Club Raffelberg in Duisburg. Für das von der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt „Talentzentrum“ sollte sie junge Talente der Region Ruhr an den Leistungssport heranführen. Ihren Part übernimmt zurzeit der Ex-Juniorinnen-Bundestrainer Heino Knuf.

Im März stehen nun erst einmal die Prüfungen in den Schwerpunktfächern Neurologie und Sport-Rehabilitation an. Dennoch nimmt „Marly“, wie das am 24. Dezember geborene „Christkind“ in Hockeykreisen gerufen wird, kein Lernmaterial mit nach Australien. „Bei solch einem Turnier ist die Entspannung für den Kopf wichtig. Ich lese dann lieber, gehe spazieren und erkunde die Gegend.“ In der Regel ist Marion allerdings eher mit dem Fahrrad unterwegs – und das nicht erst, seit sie mit einem Radsportler zusammen ist.

Mit ihrem Lebensgefährten, dem Kölner Sporthochschul-Dozenten Dr. Achim Schmidt, hat sie nicht nur schon an Radrennen teilgenommen, sondern in diesem Jahr sogar schon eine Tour von Köln nach Südfrankreich bewältigt. Für das Magazin „RADtouren“ schreibt die vielseitig begabte Nationalspielerin schon seit einiger Zeit über solche Rad-Trips. „Der Bereich macht mir ebenfalls viel Spaß.“

Marion ist vor zwei Jahren mit Achim aus ihrer Kölner WG direkt vor die Tore der Stadt aufs Land nach Sinthern (Pulheim) gezogen – in ein kleines Häuschen mit eigenen Hühnern und Enten und einem Pferdehof auf der anderen Straßenseite. „Ich genieße es vor allem, einen Garten zu haben und darin ab und zu arbeiten zu können. Den grünen Daumen habe ich wohl von meiner Mutter geerbt.“ Vater Siegfried wohnt heute in Essen, Mutter Danielle, neu verheiratet, in Irland – eine Adresse mehr für Besuche, denn auch den Großeltern und den anderen Verwandten in Paris stattet die 25-Jährige gern einen Besuch ab.

„Mein Herz schlägt auch für Frankreich, vor allem für die Kultur und Sprache“, sagt die zweisprachig aufgewachsene Studentin, die zudem auch noch Englisch und Spanisch spricht. Mit 16 Jahren hatte sie vom französischen Hockey-Verband das Angebot international zu spielen, lehnte damals aber aufgrund der besseren Perspektiven in Deutschland ab. Den Kontakt mit der Sportart bekam sie über ihren zwei Jahre älteren Bruder Robert, der in der Heimatstadt Mülheim an der Ruhr beim Kahlenberger HTC spielte.

In Ermangelung weiblicher Mitspieler wechselte Marion aber schon bald zum Lokalrivalen Uhlenhorst Mülheim, wo sie 1990 sogar Deutscher Jugendmeister (Mädchen A) wurde. Mit 16 spielte sie bereits als rechter Stürmer 1. Damen, ein Jahr später der Wechsel zum Club Raffelberg nach Duisburg, wo die inzwischen 119-fache Nationalspielerin ja auch noch heute aktiv ist.

 

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