100 Jahre DHB:

100 Geschichten aus 100 Jahren DHB

19. November 1985:

Kurioses Ende eines Länderspiels

Zehn Tore in einem Feldhockey-Länderspiel sind schon nicht ganz gewöhnlich, doch was sich an diesem Novembertag im australischen Perth abspielt, hat geschichtsträchtige Züge. Es wird eines der kuriosesten Länderspiele der DHB-Chronik. Dabei ist die Partie zwischen Deutschland und Indien im Rahmen der 6. Champions Trophy kein Endspiel, sondern ein ganz normales Rundenspiel. Deutschland stellt nach 1:0-Halbzeitführung durch Carsten Fischer und dem 1:1-Ausgleichstreffer in der ersten Minute der zweiten Halbzeit die Weichen klar auf Sieg, als zwei Doppelpacks von Stefan Blöcher und Carsten Fischer das Ergebnis bis zur 50. Minute auf 5:1 hochschnellen lassen. Indien hat die Gegenwehr offenbar aufgegeben, das deutsche Team spielt die letzten 20 Minuten in der australischen Sommerhitze kräfteschonend zu Ende. Bundestrainer Klaus Kleiter beginnt sein Wechselkontingent von drei Spielern (das Interchanging kommt erst ab 1993) auszunutzen, nimmt einige Stammkräfte heraus, bringt unter anderem Debütant Michael Metz. Trotzdem brennt bis sieben Minuten vor Schluss nichts an, immer noch 5:1.
Dann die dritte Strafecke für Indien – 2:5. Ein Ehrentreffer, was soll's. Scheint man im deutschen Team zu denken, und keiner kommt auf die Idee, den Konzentrationspegel noch einmal nach oben zu fahren. Derweil sind Indiens Lebensgeister noch einmal erweckt worden. Der nächste Angriff der Asiaten – schwupps, und es steht 3:5 (66.). In der deutschen Mannschaft herrscht nun Chaos, aus Schlafmützigkeit ist Konfusion geworden. Indien weiß das zu schätzen und trifft auch beim nächsten Besuch im deutschen Kreis – 4:5 (68.). Der Minutenanzeiger der Stadionuhr geht auf seine letzte Runde, als sich der Rekordolympiasieger erneut den Weg durch die gegnerische Defensive bahnt. Diesmal kommen Indiens Stürmer zwar nicht zum direkten Torabschluss, aber die aufgescheuchte deutsche Abwehr kann die Szene nur durch ein Stockfoul unterbinden. Der Siebenmeterpfiff ertönt genau zwei Sekunden vor Ablauf der Spielzeit. Und tatsächlich fällt per Strafstoß noch der Treffer zum 5:5-Endstand.
Auch wenn es faktisch keine Niederlage ist, schleichen die deutschen Spieler wie begossene Pudel vom Platz. Ungläubig schütteln sie den Kopf: So etwas hatten sie noch nie erlebt. Durch vier Tore in sieben Minuten einen scheinbar sicheren Sieg aus den Händen gegeben. Der Bundestrainer ist mächtig sauer auf die Arroganz und Überheblichkeit seiner Mannen. „Indien-Schock verdarb Größeres“, titelt später die Fachpresse über den dritten Platz der deutschen Mannschaft hinter Gewinner Australien und Großbritannien. Dem indischen Team nutzt der fulminante Schlussspurt gegen die Deutschen wenig, es wird Letzter des Sechserfeldes.

 
3. Mai
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