hockey.de Kolumne:


Charlotte on tour

"Unsere Erwartungen übertroffen"

FIH-Vizepräsident Tony von Ondarza im Interview zum Olympic Qualifier in Chile

Tony von Ondarza (l.) mit Chiles Staatspräsidentin Michelle Bachelet. Foto: Yan Huckendubler

Von Charlotte Geiger. Tony von Ondarza, ein gebürtiger Deutscher, der seit rund 40 Jahren in Venezuela lebt, hat seit 2001 das Amt des FIH-Vizepräsidenten inne. In seiner Rolle als Präsident des Panamerikanischen Hockeyverbandes unterstützte er Chile bei dessen Bewerbung um die Ausrichtung eines der drei olympischen Qualifikationsturniere. Am vorletzten Tag des Qualifiers in Santiago bat ich von Ondarza, den FIH-Repräsentant des Turniers, ein Fazit der Veranstaltung in Chile zu ziehen.

 

 

Hat Chile seine Rolle als Austragungsland eines der olympischen Qualifikationsturniere gut erfüllt?

Von Ondarza: Nach der U21-WM 2005 wurde dem chilenischen Hockeyverband ja schon zum zweiten Mal ein großes Turnier zugesprochen, die FIH setzte Vertrauen in Chile, das sich im Auswahlverfahren 2006 gegen 17 andere Bewerber durchsetzen musste. Der Verband entschied sich für den Country Club als Austragungsort und ließ daher Ende letzten Jahres einen Kunstrasenplatz anlegen. Mit der ganzen Anlage sowie den Zuschauermassen hat Chile unsere Erwartungen weit übertroffen. Haben Sie schon mal so ein Panorama erlebt...? (Zeigt auf die beeindruckende Anden-Kulisse, die sich hinter dem Stadion aufbaut.)

 

Aber in den chilenischen Zeitungen liest man dieser Tage ja auch von großen Geldproblemen, die mit dem schlechten Abschneiden der chilenischen Mannschaft verbunden seien.

Von Ondarza: Nein, das stimmt so nicht. Das Geld ist einfach noch nicht flüssig, aber das wird sich schon bald regeln. Wie groß hier die Unterstützung des Hockeysports seitens der Regierung ist, sieht man ja auch daran, dass der Sportminister zweimal die Veranstaltung besucht hat und das Organisationskomitee sowie die chilenische Mannschaft am Donnerstag sogar von Chiles Präsidentin Michelle Bachelet in ihren Regierungspalast eingeladen wurden. Und ich finde auch nicht, dass die chilenische Mannschaft schlecht spielt, im Gegenteil. Sie dürfen sich jedoch nicht so viele Eckenchancen entgehen lassen. Aber die Mannschaft wird schon bald wieder nach vorne blicken, schließlich steht 2009 ja bereits der Americas Cup im eigenen Land an.

 

Was muss Ihrer Meinung nach in ganz Südamerika noch für den Hockeysport getan werden, für die Olympischen Spiele in Peking konnte sich ja kein einziges lateinamerikanisches Land qualifizieren?

Von Ondarza: Dass sich Argentinien nicht qualifizieren konnte, einmal gegen Kanada bei den Panamerican Games und das andere Mal beim Qualifier in Auckland gegen Neuseeland, war ja wirklich nur unglaublich knapp. Aber so ist nun mal Sport. Diese schwächere Phase im südamerikanischen Hockey ist nicht weiter schlimm, schließlich spielt Argentinien ja in ein paar Monaten schon wieder bei der Champions Trophy mit. Generell müsste Hockey in Südamerika noch weiter seinen Ruf als Schul- und Mädchensport abbauen, und da ist Chile schon ein wirklich vorbildliches, weil auch ein reiches Land: Mit einer guten Mischung aus Staats- und Privatgeldern konnte der Sport über Santiago hinaus etabliert werden, besonders im Landinneren sollten in Zukunft dann auch einfachere Bevölkerungsschichten für den Hockeysport begeistert werden.

 

Zum Schluss: Wie bewerten Sie die neue Form der Olympiaqualifikation im Hockeysport, die ja bereits in Neuseeland viel Lob und auch viel Kritik erntete?

Von Ondarza: Ich sehe da mehr positive Aspekte, besonders dass mehr Mannschaften an den Turnieren teilnehmen können. Darum ging es ja auch dem IOC, das uns diese Form vorgeschlagen hat, die bereits in anderen Ballsportarten seit längerem praktiziert wird. Dass Top-Mannschaften wie Argentinien und hier dann auch England oder Indien sich nicht für Olympia qualifizieren können, liegt ja an ihnen selbst. Sie haben bei ihren jeweiligen Kontinentalmeisterschaften geschlafen. Und die neue Turnierform, bei der am Schluss auch die Tagesform für das Ticket entscheidet, macht so eine Veranstaltung natürlich um so spannender. Vielleicht setzt die FIH das gleiche Qualifikationssystem ja auch für die kommende Weltmeisterschaft ein - das wird in zwei Wochen in Lausanne entschieden.

 
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