Sonntag, den 4.11.2001 in Rotterdam
Hockey-Familiengeschichten
Berichte aus dem Innenleben der deutschen Herren-Nationalmannschaft!
Im Raum New York wurde am Freitag abend von FIH-Präsidentin Els van Breda
Vriesmandie 18. ChampionsTrophy 2001 eröffnet. "That's an accident", fügte
doppelsinnig und beziehungsreich Turnierdirektor Bob Davidzon hinzu. Die
Pakistani, die vor 23 Jahren dieses im Sport wohl unvergleichliche Turnier
ins Leben gerufen und lange Zeit in Pakistan ausgetragen hatten, mussten in
diesem Jahr die Ausrichtung aus weltpolitischen Gründen kurzfristig absagen.
Die sechs weltbesten Teams versammeln sich nun in Rotterdam. Und es ist
schön, dass die Pakistani dabei sind. Wie selbstverständlich, wie immer, ohne
irgendwelche Spannungen. Alle freuen sich, auf hohem Niveau miteinander Sport
treiben zu können. Natürlich gehören dazu immer auch die Pakistani. Man
begegnet sich völlig unvoreingenommen und normal. Wie immer sehr sympathisch
und sehr offen Ahmet Shahbaz. In Kuala Lumpur noch als Trainer-Assistent,
hier wieder als Spieler. Ein netter, höflicher, fairer Sportsmann, durch und
durch. Aber auch mit allen übrigen gibt es ein freudiges und entspanntes
Wiedersehen. Die große Hockeyfamilie.
Aber auch in unserer kleinen deutschen Hockeywelt gibt es so manches
Schmankerl. So ist auch Horst Wein Gast dieser CT und sehr stiller Beobachter
seines Sohnes "Horst" Christian.Der Autor unzähliger Hockeybücher
(inzwischen zeitgemäß auf CD und Video) hat seinen Arbeitsschwerpunkt
inzwischen mehr auf den Fußball verlagert. Er lehrt Fußballlehrer. In aller
Welt. Von Mexiko bis zuletzt den Trainer-Staff von Leeds United. Nun spielt
sein Sohn Christian für Deutschland. Gestern zum 93 . Mal. Dieses Mal im
Sturm eingesetzt mit Florian Keller und Björn Michel. Deren Väter Carsten und
Dirk waren bekanntlich so in den Sechzigern (Carsten Keller gar von
1958-1972) Mannschaftskameraden Weins. Die deutsche Hockeyfamilie.
Es wird noch familiärer.
Der November 2001 scheint ein kindersegensreicher zu
werden. Nachdem Britta Becker-Kerner vor einigen Tag mit Nick David vorgelegt
hat, steht zum 5.11.01 Sonja Thomann ein Kind ins Haus. Wer sie nicht kennt.
Sie stammt wie unser Bundestrainer Bernhard Peters aus Rheine, hat bei ihm
das Hockeyspielen gelernt, war nach Absolvieren der Sporthochschule in Köln
einige Zeit Geschäftsführerin und später Landestrainerin des Berliner
Hockey-Verbandes, um dann - der Liebe wegen - nach Holland zu entschwinden.
Dort trainiert sie seit einigen Jahren das Herren-Team des HGC Wassenaar, in
dem immer hochkarätige holländische Nationalspieler zu Hause waren, zur Zeit
Bram Lomans, der holländische Keeper Guus Vogels und Ronald Brouwer.
Gleichzeitig ist sie Trainerin des männlichen holländischen U 18-Teams und
in vielen anderen Aufgaben im Hockey tätig (Shell-Hockeyklinik, ein
Vereinshilfe-Programm, Trainerin bei den Feriencamps von Sportways,
Gasttrainerin der kanadischen und amerikanischen Nationalmannschaften, etc).
Und sie war auch heiße Kandidatin für die Rauth-Nachfolge als Trainerin der
deutschen Damen-Hockeynationalmannschaft. Für ein paar Wochen hat sie sich
nun entbinden lassen, zunächst von ihren Pflichten als Vereinstrainerin, die
für vier Spiele Marc Delissen übernimmt. Aber nach der eigentlichen
Entbindung will Sonja wieder "ran an die Männer" und das Coaching mit ihnen.
Gestern war sie noch mopsfidel bei den Spielen als Zuschauerin dabei. Ich
glaube, es gibt ein wenig Verspätung. Aber sie meinte, wenn ich zum
Nationalmannschaftshockey gehe, kann mir nichts passieren. Der
Mannschaftsarzt der Holländer ist Gynäkologe. Des Männerteams, wohlgemerkt.
Punktgenau haben dagegen die Peters die anstehende Zwillingsgeburt geplant.
Hier soll es jetzt losgehen, die Ärzte haben am Freitag festgelegt, dass am
kommenden Dienstag der, so nennt man das wohl bei Team-Chefs, "Kaiserschnitt"
sein soll. Aber Dienstag ist hier Spieltag. Britta gelang es, die Ärzte davon
zu überzeugen, dass nur der hier spielfreie Montag in Frage kommen kann. Wir
werden Sie auf dem Laufenden halten und wünschen Britta (genauso wie Sonja)
gutes Gelingen. Britta, die sonst zuverlässig und postwendend dafür gesorgt
hat, dass unsere Informationen aus aller Hockeywelt blitzartig ins weltweite
Netz gerieten, hat für dieses Turnier ihren Job notgedrungen abgeben müssen.
Aber Webmaster Gerd Müller-Kriwet, der dieses auch noch übernahm, hat bisher
ebenso schnell alles für Sie ins Netz gespielt. Großer hockeyherzlicher Dank
an unser Web-Team auch von dieser Stelle.
Die ganz kleine Hockeyfamilie.
Ein abschließendes Wort zur holländischen Hockeyfamilie. Diese hat nach der
Absage der ChampionsTrophy am 30.9.01 für Lahore hier innerhalb von einem
Monat eine Super-Veranstaltung hingesetzt. Natürlich hatte man Vorerfahrungen
von der WM in Utrecht, von der CT der Damen, von anderen Großveranstaltungen.
Man hat ein Umfeld hervorragender Sponsoren (das Who is Who des europäischen
Wirtschaftsadels). Aber alles kann in so kurzer Zeit nur gelingen, wenn viele
routinierte und engagierte Hände ineinander greifen. So hat man das Glück,
dass der ehemalige Bürgermeister von Utrecht nun Stadtoberhaupt in Rotterdam
ist. Mit seiner Hilfe gelang es, alle bürokratischen Hemmnisse, für die sonst
Wochen benötigt werden, kurzerhand zu erledigen. Und ein großes
ehrenamtliches Helferfeld des HC Rotterdam, aber auch aus dem ganzen Land
steht bereit und wird für eine Woche lang den besten Mannschaften der
Hockeyfamilie ein perfektes Zuhause bieten. In dem die 3. Halbzeit, ganz wie
es holländische Hockeyart ist, eine wichtige Rolle spielt.
HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann
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