Freitag, den 2.11.2001 in Rotterdam
In-Teames, die erste...: Gut angekommen im Hockey-Schlaraffenland
Berichte aus dem Innenleben der deutschen Herren-Nationalmannschaft!
Nachdem einige Mannschaften schon seit Sonntag hier in Rotterdam weilen, um
sich auf die am Samstag beginnenden Champions Trophy vorzubereiten, wählte
der DHB Allerheiligen als Reisetermin. Unbeschadet und vollzählig konnte
Bundestrainer Bernhard Peters am Nachmittag seine Schäfchen im Hotel Novotel,
gleich neben der Erasmus-Universität, begrüßen. Auch Hupe hatte seine bei
einem bayerischen Bruderkampf erlittene Kopfverletzung ohne Langzeitschaden
überstanden. Sieht man einmal davon ab, dass er künftig noch männlicher
wirken wird, weil eine markante Narbe sein Ober-Haupt zieren wird.
Flockes (Kunz) Berliner Daumenbruch behindert ihn kaum noch. Auf jeden Fall
tut's gar nicht mehr weh.
Mit dabei auch vier Bronze-Junioren (Florian Keller, Tibor Weißenborn, Eike
Duckwitz und Sebastian Biederlack), die sich hier in Rotterdam ein wenig
A-Team-Balsam holen wollen. Neben unserem Spanier "Vino" Wein ist auch unser
Neo-Italiener Björn Michel aus Turin dabei.
Es kann also losgehen und Bernhard Peters lud kurz nach Ankunft gleich zu
einem Training auf das Trophy-Gelände des HC Rotterdam ein. Eine Einladung
ins Hockeyschlaraffenland. Der Club hat erst im September 2001 diese Anlage
in Betrieb genommen, nachdem er wegen des Baus irgendwelcher Autobahnkreuze
sein angestammtes Domizil verlassen musste und auf der grünen Wiese (von
denen es in den NL zu Genüge gibt) im Wortsinne von Grund auf neu planen
konnte.
6 Desso-Kunstrasenfelder sind entstanden, dazu das neue, noch nicht ganz
fertige Stadion mit 8.000 Plätzen, einer überdachten Tribüne und ein
wunderbares, großräumiges Clubhaus, das sich über die gesamte Breite der
Gegengerade hinzieht. Hier kann man direkt aus dem Haus oder von der Terrasse
aufs Spielfeld schauen. Die Clubhausräume großräumig und einladend. Kein
Problem, hier ein 1000-Mann-Turnierfest zu feiern. Im unteren Teil dann
Umkleideräume, Wirtschafts- und Sitzungsräume und ein Materialraum (auf den
komme ich gleich zurück).Vereinsführungsschlaraffenland.
Warum braucht ein Club eine vermeintlich so überdimensionierte Anlage.
Ganz einfach, wir haben es mit dem wohl größten holländischen Club zu tun. 29
Club-Damen-Mannschaften nehmen am Spielbetrieb teil (welcher Landesverband in
Deutschland bietet mehr), 26 Herrenteams, eine unbekannte Zahl von
Jugendmannschaften (vielleicht kann ich die bis zum Turnierende noch
ermitteln). Allein 10 Mädchen C, nein, nicht Spielerinnen, Teams. Aber
Großfeldbesetzung! 2.100 Mitglieder, die nur Hockey spielen. Da braucht man
Platz und kann sich einiges leisten.
Trotzdem reicht der Platz für die CT nicht aus. Es sind Zusatztribünen
errichtet worden und die ganze Anlage ist voller Zelte für die verschiedenen
Anbieter, die Gastronomie, das Feiern. Wer die WM in Utrecht erlebt hat,
weiß, wie die Holländer ernsthaften Sport und fröhliches Miteinander
hervorragend vereinen können.
Noch mal zurück zum Materialraum. Ich suchte ihn auf, weil wir ein paar
Hütchen brauchten. Ich fand einen Saal, wohl geordnet, voller Regale. Gleich
zu Beginn ein solches voller Torwarthelme. So "Stücka Fuffzig" an der Zahl.
Aufgereiht wie in den Katakomben eines Domes, wo einem die Totenköpfe
anstarren. Dann Regale mit Torwartausrüstung ohne Zahl und ein weiteres mit
Hütchen und diversen Trainingshilfen. Aber nicht einmal, sondern von allem
mindestens 20 mal. Hockeytrainerschlaraffenland.
In dieser Umgebung werden wir also die nächsten 11 Tage verbringen. Dann, zum
Karnevalsbeginn, geht es heim.
HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann
PS ich habe gestern übrigens meine ersten drei Punkte eingebracht. Auf der
Höhe von Osnabrück war ich 32 km/h über dem Erlaubten und habe mein
Punktekonto (allerdings bei der Trophy in Flensburg) auf 14 erhöht. Das wird
nicht einfach für das Team, das in 5 Spielen zu toppen. Ich suche in nächster
Zeit nach einem Chauffeur. Reisen ins Schlaraffenland nicht ausgeschlossen.
PPS. Der Lacher des Tages. Um 21.00 Uhr stand noch eine Video-Besprechung auf
der Tagesordnung, soll ich besser Nachtprogramm sagen. Bernhard Peters hatte
einige Stärkendes Teams zusammengeschnitten (da musste er nicht lange
suchen...). Unter dem Stichwort "erfolgreiche Abwehrarbeit, Stechen" kam auf
einmal ein ungewohnter Bildausschnitt. Keine Spielszene, sondern ein
Ausschnitt aus einem alten Lehrfilm, den Peters dermaleinst mit einigen
Jugendnationalspielern in ihren ersten Tagen aufgenommen hatte.
"Meisterstecher" und damit großes Hallo der Mannschaft: der frühe Biederlack,
ganz klein, ganz brav, ganz Hänfling im Zweikampf mit dem Berliner Max Jesse.
Und ganz erfolgreich beim Stechen. Die Mannschaft verlangte mehrfache Zugaben
und Slow-Motion.
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