Sonntag, 10. August - Samstag, 23. August in Peking


29. Olympische Spiele


Freitag, 22. August 2008 - 18:00

Deutschland - Argentinien   1 : 3   (0:2)


Fotos: U. Meyer

 

Bittere Niederlage nach toller Aufholjagd

22. August in Peking: Deutschland – Argentinien 1:3 (0:2)

Die deutschen Hockeydamen sind beim olympischen Hockeyturnier in Peking auf dem unglücklichen vierten Platz gelandet. Gegen Argentinien, das in der ersten Halbzeit klar das bessere Team war und verdient 2:0 führte, scheiterte die Mannschaft von Michael Behrmann in der zweiten Halbzeit nach engagierter, kämpferischer Aufholjagd mit 1:3. Das Manko war dabei die schwache Ecken- und Chancenverwertung, denn die Deutschen erarbeiteten sich Gelegenheiten genug. Dass nach dem Anschlusstor durch Anke Kühn dem dritten Tor der Argentinierinnen eine umstrittene Eckenentscheidung voraus ging, war letztlich nicht mehr ausschlaggebend.

 

Michael Behrmann: „Im Moment sind wir alle nur sehr enttäuscht, dass wir in der ersten Halbzeit nicht das zeigen konnten, was wir uns in den letzten Monaten erarbeitet haben. Das war leider die schlechteste Halbzeit in diesem Turnier. Die zweite Halbzeit war viel besser, aber wir machen das fällige 2:2 nicht. Es ist traurig, dass sich die Mädels nach der harten Arbeit nicht selbst belohnen konnten. Dass das Stadion bei einem Spiel um eine olympische Medaille zu Beginn höchstens zu einem Fünftel besetzt ist und draußen deutsche Fans keine Eintrittskarte mehr bekommen, weil alles ausverkuft ist, ist enttäuschend und eigentlich unglaublich.“

Christina Schütze: „Wir haben das Spiel leider schon in der ersten Halbzeit verloren, als wir wirklich sehr schlecht gespielt haben und Argentinien völlig verdient 2:0 geführt hat. Klar, hatten wir in der zweiten Hälfte deutlich mehr auf dem Schläger als die, und die sind auch nach dem 1:2 kräftig ins Wackeln geraten, aber am Ende haben wir die Niederlage selbst verschuldet. Da ändert auch die Fehlentscheidung bei der Ecke zum 1:3 nicht dran. Im Nachhinein werden wir noch stolz sein und uns darüber freuen können, dass wir uns insgesamt hier sehr gut verkauft haben, aber im Moment fühle ich mich noch ziemlich leer.“

Janne Müller-Wieland: „Bei mir ist derzeit eine Mischung vorhanden aus Enttäuschung und Wut darüber, dass wir hier sechseinhalb Spiele gebraucht haben, um zu merken, wie gut wir eigentlich spielen können. Hätten wir schon in der ersten Halbzeit diese Leistung abgerufen, dann wäre das Spiel ganz sicher anders ausgegangen. Bei den Ecken haben wir teils durchaus die richtigen Entscheidungen getroffen, aber die Ausführung war nicht so gut. Argentinien hat einiges aber auch noch haarscharf weggekratzt. Ich nehme hier trotzdem extrem viel Positives mit Heim, denn die Veranstaltung an sich war schon solch ein Knaller. Da sind viele herausragende Erinnerungen und Eindrücke in meinem Hinterkopf, die aber im Moment noch dem Ärger Platz machen müssen.“

Marion Rodewald: „Wir sind total verkrampft, überhaupt nicht locker in Spiel gegangen, obwohl wir das Halbfinale, denke ich, nicht mehr in den Köpfen hatten und heiß auf die Bronzemedaille waren. Argentinien hatte seine 2:5-Pleite aber mental noch besser weggsteckt. Wir haben geglaubt, dass wir sie schlagen können, haben uns vielleicht sogar in der Favoritenrolle heute gesehen. Morgen werden wir die Herren anfeuern. Wenn wir in ein paar Tagen nach Hause kommen, dann sind wir nicht mehr die Gefeierten wie vor vier Jahren.“
Natascha Keller: „Die erste Halbzeit war einfach schlimm, wir waren total nervös. Markus Lonnes hat in der Halbzeitpause mit Michi Behrmann zusammen mal wieder die richtigen Worte gefunden. Wir haben dann in der zweiten Hälfte das gespielt, was wir können, aber wir haben unsere Chancen nicht wahrgenommen. Eine Niederlage im Spiel um Platz 3 ist die bitterste, die man haben kann. Denn als Vierter hat man nichts in den Händen.“
Tina Bachmann: „Es war das Ziel, hier eine Medaille zu holen. Es hat nicht geklappt, weil wir im Halbfinale und heute in der ersten Halbzeit unser Spiel nicht auf die Platte gebracht haben. Das ist sehr enttäuschend. Wir wussten um die gefährlichen Eckenstecher der Argentinierinnen, deshalb sind wir bei deren Ecken auch eher passiv rausgelaufen und haben die Passwege zugemacht. Wir wollten in der zweiten Halbzeit mit allen Mitteln zurückkommen, das ist uns auch gelungen. Wenn wir das 2:2 schießen, holen wir das Ding hier noch. Aber wir haben es nicht geschosssen, weil wir unsere Ecken und ein paar hundertprozentige Chancen nicht genutzt haben. Das Glück, das wir vor vier Jahren in Athen hatten, fehlte uns am Ende hier.“
Gabriel Minadeo (Trainer Argentinien): „Das war für beide Mannschaften heute nach den Halbfinalniederlagen eine schwere Angelegenheit. Mein Team fand den Platz und konnte eine frühe Führung herausholen. Aber 2:0 ist im Hockey nicht immer ein beruhigendes Resultat. Deutschland hat sich in der zweiten Halbzeit eine Menge Chancen erarbeitet und mächtig Druck gemacht. Erst das 3:1 hat uns gerettet. Gratulation an Deutschland für die starke Leistung nach dem 0:2. Der Druck bei Olympischen Spielen ist riesig und eine Medaille zu gewinnen schwer. Ich bin so froh, dass wir das geschafft haben.“

 

Die ersten Minuten der Partie gehörten klar den deutschen Damen, die mit gutem Pressing Argentinien unter Druck setzten. Im ersten guten Gegenangriff wurde ein Foul von Tina Bachmann an Luciana Aymar als Strafecke gepfiffen. Doch Anke Kühn zeigte eine gute Eckenabwehr gegen die Stechervariante auf den linken Pfosten (5.). Auf der anderen Seite hatte Tina Bachmann eine Großchance, als sie am Kreisrand eine Argentinische Rückhand nicht traf (7.).

Doch Argentinien konterte wie immer gefährlich. Im Gegenangriff holten die Löwinnen die weite Ecke, die aber – wichtig in dieser Phase – gut geklärt wurde. Doch mit Pech gab es dann durch eine hohe Abwehr von Bachmann an Müller-Wielands Körper Ecke Nummer drei (9.). Die misslang, aber als die Eckenabwehr nicht herauskam, konnte Claudia Burkart frei auf Tor schrubben, die Argentinierin Rosario Luchetti fälschte die Kugel dabei noch leicht und daher unhaltbar für Kristina Reynolds zum 1:0 (9.) ab.

Doch die Behrmann-Schützlinge kämpften weiter, erarbeiteten sich Chancen, wie etwa bei einer Rinne-Flanke durch die Mitte, als eine Argentinierin die Kugel hoch Richtung eigenes Tor abfälschte, Vucojicic aber zu Langen Ecke klären konnte. Die Partie spielte sich dann über eine längere Phase im Mittelfeld ab, bis Argentinien plötzlich wieder nach Abspielfehler im Mittelfeld durch Alejandra Gulla frei vor Reynolds auftauchte. Den Abpraller von Reynolds Schienen brachte Carla Rebecchi problemlos zum 0:2 (23.) im Tor unter.

Deutschland erarbeitete sich dann die erste Ecke, aber die australische Schiedsrichterin Ashton-Lucy, die ja an der unrühmlichen Unparteiischen-Leistung im Halbfinale nicht unerheblich beteiligt war, pfiff Rinnes Schlenzer, der an dem Körper einer Herausläuferin landete, als gefährlich ab. Die Deutschen hatten zwei gute Chancen in der 27. Minute, als nach Scholz-Flankenlauf über rechts Hoffmann das Einschießen knapp verpasste und dann ein Stecher von Scholz weit links am Tor vorbei ging. Beermann erarbeitete die nächste gute Szene, aber Maike Stöckel nahm die Kugel am Siebenmeterpunkt unkontrolliert an, der Ball sprang hoch, die Großchance war vergeben (29.).

Aber die Mannschaft blieb dran. Ein toller Rechtsangriff über die starke Müller-Wieland brachte erneut Gefahr (34.), doch Hoffmann und Keller standen unglücklich für den Torschuss. Der bessere Start in die zweite Hälfte gehörte dem deutschen Team. Bachmann hatte erneut eine Schusschance, und den Nachschuss hätte Maike Stöckel zum 1:2 verwerten müssen, verschoss aber knapp (38.). Doch die Mannschaft erarbeitete sich die zweite Strafecke. Die Variante missglückte und Müllers Argentinischer Rückhand aus der Not landete zwar im Tor, aber deutlich zu hoch (42.).

Pech dann, als Marelize de Klerk einen Körper einer Argentinierin nach Müller-Schuss nicht erkannte und nur Lange Ecke gab (44.) Doch der Druck, den die Deutschen machten, wurde belohnt. Anke Kühn schoss vom rechten Kreisrand und traf zum 1:2 (45.), und auch der Videobeweis, ob der Schuss innerhalb war, lief diesmal für Deutschland. Die Mannschaft war nun dran. Eine Rechtsflanke landete im langen Eck, aber Tina Bachmann hatte am Kreisrand den Schläger nicht mehr zum Abfälscher dran gebracht (49.).

Etwas Glück dann als im Konter Carla Rebecchi den Ball zwar an Reynolds aber auch am Tor links vorbei schoss. Hoffmann hatte dann aber gleich wieder die nächste Großchance, ein Pass im Anschluss durch die Mitte wurde von einer Argentinierin in höchster Not nach außen geklärt. Scholz holte schließlich die dritte Ecke heraus, nachdem sie frei vor dem Tor aus der Bedrängnis rechts nicht zum Schuss gekommen war (55.). Aber Vukojicic klärte erneut den zu schwachen Schlenzer von Rinne. Natascha Keller holte jedoch in der 58. Minute die nächste Ecke heraus. Diesmal hielt Vukojicic den Schuss von Julia Müller auf Rechtsablage glänzend.

Der Ausgleich war längst verdient. Deutschland klar tonangebend, Argentinien stehend k.o. und nur noch auf eventuelle Konterchancen lauernd. Wieder Pech, als Ashton-Lucy vor einem hohen Ball von Müller, die als Strafecke gepfiffen wurde, ein unüberhörbares Stockfoul einer Argentinierin an Christina Schütze am Kreisrand im Vorfeld übersah. Die Deutschen monierten, aber die Australierin ignorierte das. Und Argentinien nutzte dieses Geschenk. Noel Barrionuevo schlenzte links halbhoch zum 3:1 (63.) ein.

Doch die Deutschen kämpften weiter. Keller holte die nächste Ecke (67.). Der Rinne-Schlenzer wurde auf der Linie geklärt, auf Kosten der nächsten Ecke. Aber Kühn hatte von der Ablage Pech. Auch eine Argentinische Rückhand von Müller wurde gerade noch über das Tor geblockt. Die letzten 90 Sekunden hätte Deutschland eigentlich Überzahl haben müssen, als Luciana Aymar bei einem Freischlag die Kugel wegspielte. Dass auch diese Bestrafung nicht erfolgte, passte irgendwie zu dem Pech, dass die Deutschen in den beiden Partien der Medaillenrunde mit den Unparteiischen hatte.

 

Tore:

0:1 Roasario Luchetti (KE, 9.)

0:2 Carla Rebecchi (23.)

----------------

1:2 Anke Kühn (45.)

1:3 Noel Barrionuevo (KE, 63.)

 

Ecken:

GER 6 (kein Tor) / ARG 4 (2 Tore)

 

Schiedsrichter:

Marelize de Klerk (RSA) / Julie Ashton-Lucy (AUS)

 
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