Martin Häner: Auf den Spuren von Crone und Weß

Der Berliner möchte sein erfolgreiches Sportjahr 2009 gern noch toppen

Hinter Martin Häner liegt das erfolgreichste Sportjahr seines Lebens. Der gerade einmal 21-jährige Berliner wurde als Kapitän mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft in Malaysia U21-Weltmeister, holte mit dem englischen Erstligisten East Grinstead zum ersten Mal in der Verbandsgeschichte den Hallen- und Feldmeistertitel, wurde als Debütant im A-Kader Vize-Europameister in Amsterdam sowie Champions-Trophy-Zweiter in Melbourne und so ganz nebenbei von den deutschen Hockeyfans zum Hockeyspieler des Jahres gewählt. Dennoch spricht er mit sehr viel Respekt von der bevorstehenden WM in Indien: „Das ist zweifellos das größte Turnier meiner Karriere – darüber kommen nur noch Olympische Spiele!“

Man könne das Hockey, das in der Weltspitze bei den Herren gespielt wird, nicht mit dem vergleichen, das bei der U21-Weltmeisterschaft gezeigt wurde. „Bei den Junioren wird noch nahezu Jugendhockey praktiziert. Bei den Herren ist das Ganze viel schneller, härter und taktisch anspruchsvoller. Da kann man gegen nahezu jeden Gegner Punkte verlieren, wenn man nicht voll auf der Höhe ist.“

Ohne Ehrfurcht, aber mit Stolz auf die verantwortungsvolle Aufgabe

Ob es ihm Ehrfurcht abringe, dass er in der deutschen Innenverteidigung auf einer Position spiele, die zuvor – sicher in ganz anderer Interpretation – Größen wie Carsten Fischer, Florian Kunz, Philipp Crone und Timo Weß ausgefüllt haben? „Ehrfurcht ist zu viel gesagt!“, meint Häner. „Aber es ist eine unglaubliche Ehre, dass man mir in so jungen Jahren bereits eine so verantwortungsvolle Rolle anvertraut. Crone und Weß sind lange Vorbilder für mich gewesen. Wie sie bei der WM 2006 und bei Olympia in Peking als Leistungsträger auf dem Platz agiert haben, war beeindruckend.“ Zu Florian Kunz aktiver Zeit – der Gladbacher führte das deutsche Team zum ersten WM-Titel 2002 – sei er noch zu jung gewesen. Das habe er nicht so vor Augen..

„Auf dem Platz gibt es klare Führungsspieler!“

Martin Häner bestätigt das harmonische Bild, das Beobachter schnell von der stark verjüngten deutschen Mannschaft haben. „Neben dem Platz kann jeder mit jedem gut. Wir verstehen uns wirklich ausgezeichnet. Auf dem Platz gibt es aber klare Führungsspieler. Das sind die Olympiasieger Matthias Witthaus, Moritz Fürste, Tobias Hauke und Max Müller. Das erkennen wir Jüngeren auch alle an. Man braucht solche Typen, die den Ton angeben und auf dem Platz in entscheidenden Situationen den richtigen Ton treffen. Ohne solche Spieler kann man nichts erreichen!“

Chat mit dem australischen Kollegen zur Sicherheitslage

Noch vor der letzten Saison galt Häner zwar als großes Talent, war aber auch stark verletzungsanfällig. Insbesondere die Leiste machte ihm immer wieder zu schaffen. Doch gerade die große Belastung in den Nationalteams und in der Liga scheint das Problem behoben zu haben. „Durch die extrem gute Betreuung in der Nationalmannschaft und in Berlin geht es mir heute diesbezüglich sogar deutlich besser als vorher.“ Der Berliner wird in Neu Delhi zu den jüngsten Spielern des Turniers gehören.

Nur ein paar andere Junioren-Nationalspieler haben den Sprung in den A-Kader ihrer Nation ebenfalls geschafft. Den besten Kontakt hat der 21-Jährige zum Australier Matthew Swann, dem einzigen Junior, der bei den Kookaburras in den WM-Kader aufgenommen wurde. Mit ihm „chattete“ Häner auch vor Kurzem, um sich darüber zu informieren, wie die Australier über die Sicherheitslage in Indien denken. Weder die Eltern noch Freunde schaffen es, Martin bei der WM vor Ort zu unterstützen, da sie beruflich eingespannt sind. Aber der Defensiv- und Strafeckenspezialist freut sich darüber, dass sein ehemaliger Jugendtrainer Henning Heinrich Mitte des Turniers nach Neu Delhi kommen wird.

Zielstrebig ist der angehende Medizinstudent

Neben der Playstation (bevorzugtes Spiel: FIFA) werden Bücher in Neu Delhi für Ablenkung des Berliners sorgen. Darunter wird auch Lernstoff für einen Medizinertest sein, mit dem der Abiturient seine Chancen auf die Vergabe eines Studienplatzes zum Sommersemester noch verbessern möchte. Schon im Herbst hatte sich Häner beworben, war aber mit der Abiturnote 1,7 ganz knapp gescheitert – mit 1,6 hätte er vielleicht das angestrebte Studium schon beginnen können.

Eigentlich würde Martin gern weiter in Berlin bleiben und dort studieren. Sollte er woanders einen Platz bekommen, plant er, erst einmal ein Semester lang zu pendeln, um dann zum zweiten Semester wieder in die Hauptstadt zu wechseln. Ein Vereinswechsel kommt für ihn nicht in Frage, wenn sich auch viele Vereine über Deutschlands Grenzen hinaus die Finger lecken würden...

Zielstrebigkeit gehört zu den Eigenschaften des Youngsters in der deutschen Abwehr. In der Vorbereitung auf die WM hat Häner bereits zwei der für ein Medizinstudium nötigen drei Monate des Pflegepraktikums an einer Berliner Klinik absolviert. „Ich durfte da auch bereits bei Operationen anwesend sein und hatte keine Probleme, mir alles anzuschauen“, hat er auch diesen „Test“ für die spätere Arztkarriere bereits bestanden. Tradition hat auch diese Verknüpfung in der Abwehr bei den DHB-Herren. Calle Fischer und Michael Green etwa waren auch angehende Mediziner, als sie mit dem deutschen Team internationale Titel gewannen.

Steckbrief:

Name: Häner, Martin

Spitzname: -

Number: 6

Geboren: 27. August 1988

Position: Innenverteidiger

Aktueller Club: Berliner HC

Bisherige Clubs: Steglitzer TK, Berliner SC, Berliner HC, East Grinstead HC (England)

Abschluss: Abitur

Studium: In Warteposition auf einen Medizin-Studienplatz

Internationale Erfolge: U21-Weltmeister 2009, 2. Platz Europameisterschaft 2009

Nationale Erfolge: Zweifacher Deutscher Jugendmeister, 2. Platz Deutsche Hallenmeisterschaft Herren, englischer Hallen- und Feldmeister 2009