Dienstag, den 2. Oktober 2001 in Berlin

In-Teames über "Eine verschmerzbare Niederlage?"

Berichte aus dem Innenleben der deutschen Herren-Nationalmannschaft!


Wenn man sich aussuchen könnte, wann man seine Niederlage nimmt, dann hätte der heutige Spielausgang gute Chancen, ganz weit vorn zu sein. Nein, nicht dass jetzt die Verlierermentalität im deutschen Team ausgebrochen wäre. Auch heute hätte niemand nach einem 1:0 für Deutschland sagen können, das Ergebnis wäre unverdient gewesen. Das Eckenverhältnis, die Verteilung der Spielanteile, das spielerische Übergewicht sprachen für das deutsche Team. Aber auch das 1:0 für die Niederlande wird dem Spielverlauf gerecht, denn immer, wenn die Niederländer ihre Konter in Richtung deutsches Tor fuhren, wurde es brenzlig, wenn auch nicht gefährlich. Denn da war zum einen noch Torhüter Clemens Arnold, der sich immer rechtzeitig ins Geschehen warf und schnell aus seinem Tor heraus kam. Aber auch der konstante deutsche Abwehrblock (Emmerling, Crone, Kunz, Mayerhöfer, dazu Klink und Mülders) fand immer noch ein Mittel, um Abspielfehler, Unebenheiten des Kunstrasens oder auch einfach einen im 1:1 einmal überlegenen Gegenspieler rechtzeitig wieder einzukriegen, ehe größere Gefahr entstand.

1:0 oder 0:1 - beides war möglich. Es war ein gutes Spiel beider Mannschaften, wenn auch die 2000 Zuschauer gern ein paar deutsche Tore gesehen hätten. Aber das sachverständige Publikum beklatsche ebenso gelungene Freispielsituationen aus enger Bedrängnis oder schnalzte mit der Zunge, wenn es Dr. Michael Green einmal mehr in dem immer neuen Duell mit Teun de Nooijer gelang, diesen ganz sauber den Ball aus dem Schläger zu stechen, ohne auch nur die leiseste Brettberührung zu verzeichnen. Mannschaftskamerad Christian Mayerhöfer verglich es am Abend beim Bankett der beiden Mannschaften, das die Veranstalter-Gemeinschaft Berliner Hockey-Verband/Berliner Hockey-Club/Bezirksamt Steglitz-Charlottenburg ausrichtete, mit einem Angler. Der seine Angel ausfährt und schon den "dicksten Fisch" in Gestalt einer Hockeykugel seelenruhig und völlig lautlos aus dem holländischen Meer holt.

Bundestrainer Bernhard Peters war denn auch trotz der Niederlage mit seiner Mannschaft zufrieden. Die Einstellung stimmte, die Integration der vielen Spieler aus dem zweiten Glied gelang fast nahtlos. So machte heute der Mannschaftsführer des "Der Club an der Alster", des frischgebackenen deutschen Feldhockeymeisters 2001, sein A-Mannschafts-Debüt. Der 22-jährige BWL-Student fügte sich ebenso problemlos ins deutsche Angriffsspiel ein wie Max Klink, der nach langer Zeit einmal wieder dabei war. Gerade dem 22-jährigen Neusser gelangen einige hervorragende Abwehraktionen und gescheite Pässe.
Wenn Bernhard Peters die spielerischen Potenz seiner nun auf den Weg nach Australien sich befindenden sechs oder sieben Juniorenspieler hinzurechnet, die dort um die WM spielen wollen, dann kann er diese Niederlage wirklich verschmerzen.

Die Holländer hatten offenbar ihren A-Kader-Junioren nicht frei gegeben. Der 21-jährige Taeke Taekema war bei diesen mit seinem Eckentor der Matchwinner. Er hat offenbar den langjährigen Eckenschützen Bram Lomans abgelöst, der heute gar nicht zum Einsatz kam, während sein designierter Nachfolger auch im Feld unentwegt dabei war und hier deutliche Vorteile hat.

Das deutsche Spiel litt sehr stark unter den bekannt schlechten Platzbedingungen des Kunstrasens im Berliner Olympiastadion. Die Bälle springen unentwegt und sind nur sehr schwer zu stoppen und kontrollieren. Davon ist die deutsche Spielanlage besonders betroffen. Die deutsche Mannschaft verlagert sehr schnell die Seiten, um dann in die entstehenden Freiräume zu stoßen. Dieser Prozeß wird jedoch erheblich durch die notwendige Ballsicherung verlangsamt. Schon steht die gegnerische Abwehr wieder, zumal die Holländer an diesem Tag ohnehin ihr Heil in der Defensive suchte und nahezu die ganze Spielzeit über die ganze Mannschaft in die eigene Hälfte zurückzog. Gleichwohl waren deren schnelle Konter dann immer gefährlich. Aber wir hatten ja auch noch Clemens Arnold.

Schon morgen können die deutschen Ecken aber auch wieder, wie zuletzt, zu Toren führen und dann müssen die Holländer aus ihrer Reserve kommen. Dann sollte schon wieder ein deutscher Sieg her. Denn eine Doppelniederlage steht nicht auf dem Wunschzettel des deutschen Teams.

HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann (Teammanager)

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