Hockey Nachrichten

„Nicht mehr geschafft, unser bestes Hockey zu spielen”

Interview mit Spielführerin Marion Rodewald nach dem Spiel um Platz 3

 

23.08.2008 - Was ist im Spiel um Platz 3 mit der deutschen Mannschaft gewesen?

Rodewald: Die Mannschaft war heiß, wir wollten es unbedingt noch aufs Treppchen schaffen. Das Spiel um Platz 3 heißt ja nicht umsonst kleines Finale. Aber wir waren dann in der ersten Halbzeit nicht locker, sondern haben sehr verkrampft und passiv gespielt.

Steckte die Halbfinalniederlage noch zu sehr in den Köpfen?

Rodewald: Nein, das glaube ich nicht. Argentinien hatte ja mit seinem 2:5 auch ein extrem bitteres Ergebnis. Aber sie sind mit dieser Situation gut umgegangen, waren mental stärker als wir. Trotz unserer 0:4-Vorrundenniederlage und dem 2:6 im Champions-Trophy-Finale hatten wir uns sogar in der Favoritenrolle gesehen. Wir haben alle geglaubt, dass wir sie im Bronzemedaillenspiel schlagen können. Argentinien hat hier im Turnier nicht immer überzeugt. Doch dann haben wir uns in der ersten Halbzeit von ihrer Spielweise beeindrucken lassen. Nach der Halbzeitpause war es wie umgekehrt. Wir hatten das Spiel im Griff, besaßen Chancen und Ecken. Schade, dass keine reingegangen ist.

Gerade an der Strafecke lässt sich die Turnierentwicklung der deutschen Mannschaft gut nachvollziehen: Am Anfang top, am Ende schwach.

Rodewald: Ja, stimmt. In den ersten Spielen hatten wir hier eine extrem gute Quote, dann leider nicht mehr. Ob es nur an der Ausführung lag, am verbesserten Ablaufen durch den Gegner oder an strategisch falschen Entscheidungen, das muss man in Ruhe analysieren.

Aber es waren nicht allein die Ecken.

Rodewald: Nein. In vielen Sportarten muss man an einem bestimmten Tag sein „personal best“ bringen, um etwas erreichen zu können. Das haben wir in der ersten Halbzeit und phasenweise im Halbfinale nicht hinbekommen. Es ist ja nicht so, dass wir es nicht können. Unsere Mannschaft hatte in den Gruppenspielen noch extrem viel Willen und Kampfgeist gezeigt. Vom spielerischen Niveau war das möglicherweise fast besser als in Athen, vor allem im Offensivspiel. Ich hatte gehofft, dass wir diese Leistung noch in die Finalspiele mitnehmen könnten. Es hat aber nur noch phasenweise geklappt, unser bestes Hockey zu spielen.

Ist die Niederlage im Spiel um Platz 3 die bitterste?

Rodewald: Auf jeden Fall! Wenn man ein Finale verliert, hat man wenigstens Silber, aber nach einem verlorenen Spiel um Platz 3 steht man mit leeren Händen da. Wir werden jetzt nicht wie vor vier Jahren nach Hause kommen und die Gefeierten sein.

Enttäuschung pur?

Rodewald: Für das deutsche Hockey wäre es extrem traurig gewesen, wenn wir es hier nicht ins Halbfinale geschafft hätten. Das haben wir relativ souverän hinbekommen. Um so bitterer, wenn man danach zwei Chancen auslässt, eine Medaille zu bekommen.

Wird es personelle Konsequenzen geben? Haben einzelne Spielerinnen womöglich schon vor dem Turnier oder dem letzten Spiel gesagt, dass sie in der Nationalmannschaft nach Peking Schluss machen werden?

Rodewald: Nein, das hatte niemand gesagt. Es ist denkbar, dass alle grundsätzlich weiter dabei bleiben werden. Aber das muss sich mit der Zeit ergeben. Da braucht man Abstand und Ruhe, um nach der ersten Enttäuschung erst einmal jeder für sich eine Entscheidung zu fällen.

Uli Meyer

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