Jugendhockey

BHC-Überlegenheit und zwei enge Entscheidungen zugunsten von Mülheim

Die Beurteilungen der DHB-Beobachter zur Hallen-DM im männlichen Nachwuchsbereich

 

MJA-Meister Berliner HC vor dem Finale. Foto: HCL

05.03.2012 – Größtenteils zufrieden mit den gezeigten Leistungen äußerten sich die offiziellen Beobachter des Deutschen Hockey-Bundes in ihrem Fazit zu den Deutschen Hallenmeisterschaften 2012. In Ludwigsburg erlebte U18-Bundestrainer Uli Weise bei der Männlichen Jugend A einen dominanten Berliner HC, von „einer der besten Meisterschaften der letzten Jahre“ sprach Nachwuchs-Chefbundestrainer Jamilon Mülders bei der Jugend B in Mannheim, und in Bad Kreuznach bei den Knaben A sah U16-Nationalcoach Marc Haller ein „Wimpernschlag-Finale“ der beiden Endspielteilnehmer.

MJA: Berliner HC „eindeutig das beste Team“

Kribbelnde Spannung und hauchdünne Entscheidungen, wie sie bei Deutschen Meisterschaften nicht unüblich sind, wurden bei der Jugend A in Ludwigsburg durch die Extraklasse des Berliner HC verhindert. Die Mannschaft des Trainertrios Sven Schotte, Moritz Knobloch und Kevin Lim drückte dem DM-Turnier 2012 vor allem am zweiten Tag eindeutig seinen Stempel auf. Nachdem die Hauptstädter bereits in der Gruppenphase als einziges Team drei Siege davontragen konnten, dabei aber auch den ein oder anderen Durchhänger hatten, ließen sie am Sonntag gar nichts mehr anbrennen. Zwei klare Siege im Halbfinale (5:1 gegen Mülheim) und Endspiel (5:0 gegen Stuttgart) brachten dem BHC den blauen Siegerwimpel ein. „Berlin ist ein absolut berechtigter Deutscher Meister. Sie waren eindeutig das beste Team, auf allen Positionen gut besetzt und spielerisch am weitesten. Sie haben vor allem von hinten heraus am konstantesten gespielt“, lobte Uli Weise und hob Abwehrchef Benedikt Swiatek als „besten Spieler dieser DM“ noch gesondert heraus. Interessant: Swiatek und Sascha Gees sind Titelverteidiger. Im vorigen Jahr hatten sie noch mit dem SC Charlottenburg die MJA-Hallenmeisterschaft gewonnen.
BHC-Endspielgegner Stuttgarter Kickers hätte Weise im recht einseitigen Finale „ein Tor gegönnt“, doch verfestigte sich beim Bundestrainer rasch der Eindruck, dass die Schwaben „vielleicht nicht wirklich dran geglaubt haben, gegen diesen BHC eine Siegchance zu haben“. Dennoch zählten auch für Uli Weise die Kickers neben Dürkheim zu den positiven Überraschungen des Turniers: „Die haben sich richtig ins Turnier reingekämpft und standen verdient im Halbfinale, weil sie mit ihrer kompakten Abwehrformation für jeden Gegner richtig unangenehm zu spielen sind.“
Mehr hätte der DHB-Beobachter vom Nord-Ost-Ersten UHC Hamburg (Sechster), dem Südmeister HC Ludwigsburg (Siebter; Weise: „Die Gastgeberrolle war wie ein kleiner Rucksack für sie, den sie nicht ablegen konnten“) und Westmeister Uhlenhorst Mülheim (Vierter) erwartet.
Ins Allstar-Team berief der Bundestrainer Torwart Gils Müller-Ruhlandt (BHC), die Verteidiger Benedikt Swiatek (BHC) und Philipp Metzger (Dürkheim) sowie die Offensivkräfte Julien Keibel (Dürkheim), Jonas Gomoll (BHC) und Paul Zmyslony (Stuttgart).

Das Allstar-Team in Ludwigsburg: Gils Müller-Ruhlandt, Benedikt Swiatek, Philipp Metzger, Julien Keibel, Paul Zmyslony, Jonas Gomoll (von links) mit Bundestrainer Uli Weise.   Foto: HCL

 

Die Schiedsrichterleistungen beschrieb Uli Weise als „gut“. Da ausschließlich erfahrene und auf Bundesligaebene im Einsatz befindliche Unparteiische am Start waren, „habe ich das auch nicht anders erwartet, dass sie Jugend-DM-Spiele problemlos leiten können“ (Weise). Dass dies offenbar nicht alle in der Halle so sahen, wurde bei einem unschönen Zwischenfall am Ende des ersten Tages deutlich. Ein aufgebrachter Ludwigsburger Fan stürmte von der Tribüne aufs Feld und wurde gegen einen Schiedsrichter handgreiflich.
Dafür gab es bei der Siegerehrung eine öffentliche Entschuldigung des Ausrichters HCL, der ansonsten ein starker Gastgeber dieser Meisterschaft war. „Das ist einfach bitter, wenn ein einzelner mit solch einer idiotischen Aktion die gute DM-Atmosphäre beeinträchtigt“, fand nicht nur Uli Weise.

MJB: „Eine der besten Meisterschaften seit Jahren“

Voll des Lobes war der sonst auch schon mal sehr kritische Nachwuchs-Chefbundestrainer Jamilon Mülders über die Endrunde der Männlichen Jugend B in Mannheim. „Das war eine der besten Deutschen Meisterschaften seit Jahren“, sagte Mülders, der diese Einschätzung auf die sportlichen wie auch organisatorischen Leistungen bezogen wissen wollte. „Einfach toll, was Carlos Gomes und seine Leute hier auf die Beine gestellt haben“, so der U21-Nationalcoach über den DM-Ausrichter TSV Mannheim Hockey.
Bestens unterhalten wurde Mülders von den 18 Turnierspielen: „Vielleicht bis auf die Platzierungsspiele der Ränge 5 und 7, wo verständlicherweise das letzte Feuer etwas heraus war, war das Niveau aller Partien extrem hoch. Es war eine echte Freude, diese Meisterschaft anzuschauen.“ Einmal mehr stellte der „saustarke Jahrgang 1995“ quer durch alle DM-Teams seine Qualitäten unter Beweis. Dass sich schließlich wie im Feld 2011 Uhlenhorst Mülheim durchsetzte und als „verdienter Sieger“ (Mülders) der Hallen-DM hervorging, hat für den Bundestrainer entscheidend mit der „Tiefe im Kader“ zu tun, die bei Uhlenhorst eben noch besser wäre als bei den Konkurrenten. Endspielgegner Charlottenburg habe im engen Finale (3:2 für Mülheim) seine Chancen gehabt, diese aber im entscheidenden Moment nicht genutzt. Als „ein bisschen überraschend“ bezeichnete Mülders den Halbfinaleinzug des Süd-Dritten Mannheimer HC, derweil der Lokalrivale und Gastgeber TSV feststellen musste, dass der Sprung von den Knaben A (hier war TSV Mannheim im vorigen Winter Deutscher Meister) in die Jugend B vielleicht doch größer ist, als man das beim mit hohen Ambitionen angetretenen Süd-Ersten TSV offenbar wahrhaben wollte.
Ins Allstar-Team berief Jamilon Mülders den Gladbacher Torhüter Lennart Küppers (Mülders: „Er war noch der beste unter den Keepern, deren Niveau nicht mit dem Rest des Turniers mithalten konnte“) sowie die Feldspieler Lukas Windfeder, Henning Hüttermann (beide Mülheim), Fabio Bernhardt (Dürkheim), Tino Nguyen (MHC) und Ferdinand Weinke (SCC). „Ich habe das nicht positionsspezifisch vorgenommen. Für mich war das eben die Top 5“, kommentierte der Bundestrainer seine Wahl. Als „gut bis sehr gut“ stufte Mülders auch die Leistungen von Nils Grünenwald (DHC), Julius Meyer, Moritz Trompertz (beide UM) und Leon Willemsen (Vahr) ein. Als Neuentdeckungen auf diesem Niveau hob der Nationalcoach die beiden MHC-Spieler Niklas Kille und Dario Benke hervor.
Die Schiedsrichterleistungen seien „sehr gut, dem Niveau der Endrunde angepasst“ gewesen.

KA: Finalduell auf Augenhöhe

Am Ende war der Bundestrainer dann doch sehr zufrieden. „Anfangs war das Niveau etwas durchwachsen, am zweiten Tag aber wirklich hochklassig“, meinte U16-Nationalcoach Marc Haller über die Deutsche Meisterschaft der Knaben A in Bad Kreuznach. Was Haller gefallen hat, waren „das hohe Tempo, das die meist total fitten Jungs des Jahrgangs 1997 schon gehen können“ und die „oft pfiffigen Lösungen bei den schwierigen, typischen Hallenhockeysituationen“.
Am Ende standen sich mit Uhlenhorst Mülheim und den Zehlendorfer Wespen „zurecht die beiden besten Mannschaften mit den stärksten Einzelspielern Timm Herzbruch und Johannes Große“ gegenüber. Es war die gleiche DM-Endspielpaarung wie im Feld, und wie bereits im Oktober konnte sich Uhlenhorst knapp durchsetzen. Nach 0:2- und 1:3-Rückstand schafften die Mülheimer mit verwandelten Ecken in der hochdramatischen Schlussphase noch die Wende zum 4:3-Sieg. „Das war ein echtes Wimpernschlag-Finale. Das Quäntchen Glück hat bei zwei auf Augenhöhe spielenden Teams den Ausschlag gegeben“, hätte Marc Haller auch den Berlinern den Titel gegönnt.
Kein Wunder, dass die beiden Finalisten später auch die meisten Plätze im Allstar-Team belegten. Dorthin berief Haller Torwart Ben Bodnariuk vom DM-Dritten DHC Hannover sowie die Feldspieler Max Netzer (TSV Mannheim), Max Werner, Timm Herzbruch (beide Mülheim), Johannes Große und Albert Jürgen (beide Zehlendorf). Sehr gut gefallen haben dem Bundestrainer auch Kei Käppeler (Mannheim), Malte Hellwig (UM), Philip Strzys (DHC), Sten Brandenstein (Stuttgart) und TW Hendrik Rose (ZW). Generell hätten die bereits in den Notizbüchern der DHB-Trainer befindlichen Talente diese DM dominiert.

U16-Bundestrainer Marc Haller und seine ins Allstar-Team gewwählten Akteure Ben Bodnariuk, Albert Jürgen, Max Netzer, Johannes Große, Timm Herzbruch und Max Werner (von links). Foto: KHC

 

Die Leistungen der Schiedsrichter waren in den Augen des DHB-Beobachters „insgesamt gut, auch wenn es ein paar unglückliche Entscheidungen gegeben hat.“ Dies schuldete Marc Haller aber einerseits dem hohen Spieltempo sowie der noch fehlenden Erfahrung der meist noch sehr jungen Unparteiischen.
Bei der rundum gelungenen DM-Ausrichtung des in solchen Veranstaltungen routinierten Kreuznacher HC hat Marc Haller neben einem guten Hallensprecher besonders das Blasorchester imponiert, das durch seinen Vortrag der Nationalhymne vor dem Endspiel eine tolle Atmosphäre in der Halle gezaubert habe.

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2. Mai 2024
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