Jugendhockey

Zwischen sehr gut, durchschnittlich und durchwachsen

Die Beurteilungen der DHB-Beobachter zur Hallen-DM im weiblichen Nachwuchsbereich

 

Das Allstar-Team bei der DM der Jugend A in Neuss: Von links Hannah Gablac, Laura Stelter, Lisa Schneider, Lara May, Lea Stöckel (dahinter Bundestrainer Akim Bouchouchi) und Anne Schröder. Foto: A. Schwarz

 

27.02.2012 - Zu differenzierten Urteilen kamen die offiziellen Beobachter des Deutschen Hockey-Bundes in ihrem Fazit zu den Deutschen Hallenmeisterschaften 2012. In Neuss bei der Weiblichen Jugend A war U18-Bundestrainer Akim Bouchouchi im Einsatz, die Jugend B in Neunkirchen nahm U16-Nationalcoach Markku Slawyk unter die Lupe, und bei den Mädchen A in Großbeeren sichtete Nachwuchs-Chefbundestrainer Marc Herbert.

WJA: Meister Mannheim mit der besten Besetzung

Ein sehr enges Turnier, bei dem es von den Resultaten her nur einen einzigen echten „Ausreißer“ gab (das 0:9 des Berliner HC gegen den späteren Meister Mannheimer HC), sah DHB-Beobachter Akim Bouchouchi bei der Weiblichen Jugend A in Neuss. Nach „relativ durchwachsenem ersten Tag“ (Bouchouchi), an dessen Ende sich dann aber doch „die besten vier Mannschaften“ für das Halbfinale durchgesetzt hätten, bemerkte der neue WU18-Bundestrainer am Sonntag eine Niveausteigerung: „Da wurde noch einmal richtig Gas gegeben.“ Gefallen hat dem Düsseldorfer, dass die acht DM-Teilnehmer „gutes Offensivhockey“ pflegten, das nicht übertrieben taktisch oder defensiv geprägt war. Bouchouchi: „Man hat gesehen, dass viele eben doch schon Spielerfahrung in der Bundesliga haben.“
In Augen des Beobachters bot Uhlenhorst Mülheim die beste Mannschaftsleistung und machte dem späteren Sieger MHC das Leben im Halbfinale mehr als schwer. Sehr eng, weil äußerst ausgeglichen ging es auch im Endspiel zu, wo Rüsselsheim bei einigen Aluminiumtreffern mehrfach am Ausgleich schnupperte, andererseits aber Mannheim seinen 2:1-Vorsprung  „sehr konsequent bis zum Schlusspfiff verwaltete“. Letztlich habe sich mit dem erfolgreichen Titelverteidiger MHC das Team mit der besten Besetzung und der stärksten Bank durchgesetzt, wie Akim Bouchouchi befand.
Das Allstar-Team besetzte er mit TW Lisa Schneider (MHC), den Verteidigerinnen Laura Stelter (SCC) und Lara May (RRK) sowie den Offensivkräften Lea Stöckel (CR), Anne Schröder (RRK) und Hannah Gablac (MHC).
Am meisten überrascht war der DHB-Coach von der Charlottenburgerin Laura Stelter („Sie hat offensiv sehr viele Akzente gesetzt“), aber auch Katharina Windfeder (Mülheim) und als 96er-Jahrgang die jüngste DM-Spielerin Laura Neurohr (Frankenthal) hätten sich ein Sonderlob verdient.
Das Schiedsrichterniveau bezeichnete Bouchouchi als „durchwachsen“, wobei er sich in diesem Urteil auch mit SR-Koordinator Hans-Werner Sartory abgestimmt hatte. „Es waren einige nicht nachvollziehbare Entscheidungen dabei, aber es war nur ein Spiel wirklich richtig betroffen“, so Bouchouchi. Großes Lob sprach er dem Ausrichter HTC Schwarz-Weiss aus, der auch ohne eigene Mannschaft am Start zu haben „alles top“ organisiert und durchgeführt habe.

WJB: Hannover optimal mit schmalem Kader

Bei der Weiblichen Jugend B in Neunkirchen erlebte DHB-Beobachter Markku Slawyk eine Endrunde „mit Auf und Ab“ und damit ein insgesamt durchschnittliches Meisterschaftsniveau. Das Finale zwischen „den beiden besten Mannschaften“ Hannover und Raffelberg sei dann „auf gutem Niveau“ verlaufen und sehr spannend dazu. Nach 5:5-Unentschieden mit Verlängerung reichte im Siebenmeterschießen dem DHC ein einziger (!) Treffer zum glücklichen Titelgewinn und damit zur erfolgreichen Titelverteidigung. „Das waren zwei unterschiedliche Spielansätze. Raffelberg hat mit hoher Dynamik überzeugt, Hannover hat aus kleiner personeller Besetzung das Optimale herausgeholt. Gute Konter und eine starke Ecke von Viktoria Huse gaben den Ausschlag“, bemerkte der U16-Bundestrainer.
Ins Allstar-Team berief Slawyk demonstrativ keine Torhüterin („das TW-Niveau war leider nur durchschnittlich, und keine Torhüterin konnte sich nach oben abheben“), sondern sechs Feldspielerinnen: Viktoria Huse, Malin Stiebitz (beide DHC), Paula Velmans, Tessa Schubert (beide CR), Lisa-Marie Schütze (DHC) und Emma Heßler (Stuttgart). Auch wenn sie es nicht in die imaginäre Turnierauswahl geschafft hatten, wollte der Bundestrainer auch India Kühnemann, Alisa Pivot (beide Stuttgart), Alica Wahl (Raffelberg), Vivian Tahal (UHC) und Amelie Wortmann (Flottbek) für eine starke DM-Darbietung namentlich hervorheben.
Die viertplatzierten Stuttgarterinnen waren für den DHB-Beobachter mit ihrem mannschaftlich geschlossenen Auftritt letztlich „die positivste Überraschung“, während er von anderen Teams „mehr erwartet“ hatte. Die Leistungen der Schiedsrichter/innen bezeichnete Slawyk als „ordentlich“, was gelegentliche emotionale Meckereien der beteiligten Betreuer, Zuschauer und Mannschaften nicht ganz verhinderte. „Aber es gab keine entscheidenden Fehlentscheidungen der Unparteiischen“, so der DHB-Beobachter. Lob spendete er dem DM-Ausrichter HTC Neunkirchen. „Die haben an alles gedacht. HTC-Chef Peter Bäsel und die ganze Abteilung waren auf den Beinen, um für eine gelungene Durchführung zu sorgen.“

Markku Slawyk mit seinem Allstar-Team in Neunkirchen

MA: Raffelberg vor dem Tor am abgezocktesten

Sehr bewusst hatte sich Marc Herbert für die Beobachtung der DM-Endrunde der Mädchen A in Großbeeren entschieden, spielte doch dort vorrangig der Jahrgang (1997), den der Chefbundestrainer des weiblichen Nachwuchses in diesem Jahr in den Landessichtungen antreffen wird. Was Herbert bei der DM sah, stimmte ihn positiv: „Das sind viele Gute dabei.“ Insgesamt erlebte der Bundestrainer ein „sehr gutes Niveau“, die DM-Spiele seien durchweg von hohem Tempo und Offensivgeist geprägt gewesen, wobei „Konter und Gegenkonter nach Fehlern“ nichts Unübliches waren und auch „ein wenig zu oft alleine gespielt“ wurde.
In einem insgesamt eng beisammen liegendem Teilnehmerfeld, bei dem Berliner HC und Club zur Vahr Bremen etwas unglücklich den Sprung ins Halbfinale verpasst hätten, erlebte Marc Herbert ein „heißes Finale“. Raffelberg schien bei 2:0-Pausenführung gegen Frankenthal bereits im sicheren Hafen, ehe Frankenthal in der zweiten Halbzeit plötzlich mächtig aufdrehte und die Kraft lassenden, weil wenig wechselnden Raffelbergerinnen mächtig ins Wackeln brachte. Als nach dem 2:2-Ausgleich alles schon mit einem Siebenmeterschießen rechnete, glückte den Duisburgerinnen noch ein kurioses 3:2, das ein Schiedsrichter anerkannte, der andere jedoch zunächst wieder zurückpfiff, ehe der Treffer schließlich doch noch gegeben wurde, was auf Frankenthaler Seite überhaupt nicht gut ankam „Das hat die insgesamt gute Schirileistung, im Endspiel und im gesamten Turnier, etwas getrübt“, meinte der DHB-Beobachter zu der hektischen Schlussszene.
Mit Club Raffelberg habe jene Mannschaft den Titel gewonnen, die neben „viel Dampf“ auch das „abgezockteste Team vor dem gegnerischen Tor“ gewesen sei, so Herbert. Mit Selin Oruz hätte der Westmeister auch die überragende Spielgestalterin von hinten gehabt. Klar, dass Oruz im Allstar-Team stand. Dorthin berief Herbert („ich bin eigentlich kein Fan von solchen Wahlen, denn sie grenzen ja auch andere Spielerinnen mit guten Leistungen aus“) auch Torhüterin Freya Kresken (CR), Verteidigerin Yvonne Müller (TGF) sowie die Offensivspielerinnen Julia Meffert (TGF), Pauline Kröger (BHC) und Lara Birkner (Mülheim). Hervorheben wollte Marc Herbert auch Selina Müller, Nike Lorenz (beide MHC) und Sophia Frach (Raffelberg).
Die DM-Ausrichtung durch den Großbeerener HC bezeichnete der Bundestrainer als „sensationell gut“. Vom Fahrdienst bis zum Hallensprecher sei vom noch sehr jungen Hockeyclub vor den Toren Berlins alles perfekt und liebevoll gestaltet gewesen. Herbert: „Da war richtig was los, auch wenn keine eigene Mannschaft vom Ausrichter mitgespielt hat.“

Das Allstar-Team der MA in Großbeeren (von links): Yvonne Müller (TGF), Pauline Kröger (BHC), Julia Meffert (TGF), Lara Birkner (UH Mülheim), Selin Oruz (CR), Freya Kresken (CR)

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