Nationalteams

„Eine Mannschaftsentwicklung zu leisten, ist für Brand und Löw bei den gering zur Verfügung stehenden Lehrgangszeiten schwierig!“

Hockey-Bundestrainer Markus Weise im Interview zur Vorbereitung auf die EM 2011

 

25.01.2011 - In weniger als 30 Wochen startet im Warsteiner HockeyPark in Mönchengladbach die Doppel-Europameisterschaft der Damen und Herren im Feldhockey (20. bis 28. August 2011), gleichzeitig olympisches Qualifikationsturnier für London 2012. Es ist für beide DHB-Nationalteams das absolute Saison-Highlight, dem alle Konzentration gilt. Herren-Bundestrainer Markus Weise skizziert im Interview den Weg seiner Mannschaft bis zum EM-Turnier im Sommer und vergleicht die Vorbereitungssituation auch mit der, die zum Beispiel die deutschen Handballer vor der zurzeit laufenden Weltmeisterschaft hatten.

 

 

Herr Weise, Ihr Team steigt erst später als die deutschen Damen in die Vorbereitungslehrgänge auf die EM ein. Wann beginnt denn aus Ihrer Sicht die wichtigste Phase?

Markus Weise: „Die läuft eigentlich schon! Das Athletiktraining jetzt im Winter ist von ganz entscheidender Bedeutung, weil jetzt jeder für sich an den verschiedenen Stützpunkten die Grundlagen für die Saison legt und die Belastungen auch bereits ausbauen soll. Das lässt sich nicht unbedingt an einzelnen Lehrgängen festmachen.“

 

Wo ist dann der erste Lehrgang?

Weise: „Der Zentrallehrgang vom 7. bis 17. März findet in Bloemfontein in Südafrika statt, wo wir schon häufig waren und ideale Bedingungen vorfinden, während in Deutschland an Feldhockey noch nicht zu denken ist. Das ist die erste wichtige Etappe, die wir noch mit 30 Leuten bestreiten. Da sind viele dabei, die in diesem Jahr den Konkurrenzkampf aufnehmen wollen, um einen Platz im A-Kader zu ergattern. Es ist die Chance, für diejenigen, die gerade aus der U21 rausgewachsen sind, sich für weitere Aufgaben zu empfehlen, zumal zum Beispiel Christoph Menke nach seinem Fußbruch und Philipp Witte wegen eines Praktikums dann noch nicht wieder dabei sein können.“

 

Gehen Sie weiter mit einem so großen Kader?

Weise: „Nein. Nach Südafrika wird schon ein erstes Mal gesiebt. Die nächsten Maßnahmen können wir dann leider oft nicht vollständig bestreiten. Ostern fehlen uns die Euro-Hockey-League-Spieler vom UHC, Mannheimer HC und Rot-Weiss Köln. Insofern ist das die zweite große Chance für die nachrückenden Spieler. Wir im Staff werden uns da einen Überblick verschaffen, wer wirklich noch weiter in Frage kommt. Danach folgt eine ruhigere Phase, weil dann in der Bundesliga die Entscheidungen fallen. Im Mai stehen da zum Beispiel nur Leistungstests und sportmedizinische Diagnostik im Programm.“

 

Was ist dann die nächste Station?

Weise: „Wir spielen im Juni ein Vier-Nationen-Turnier in Schottland, wobei auch da ja eventuell Spieler wegen der Euro Hockey League fehlen könnten – je nachdem wie die drei Clubs sich Ostern schlagen. Erst nach der Deutschen Feld-Endrunde Ende Juni in Mannheim reiht sich dann eine Maßnahme an die nächste. Durch die Vorverlegung der Endrunde können wir an der Rabobank-Trophy in Holland teilnehmen. Zu dem Zeitpunkt müssen wir schauen, wie die Belastungen und Verletzungssituationen durch die Play-off-Phase der Bundesliga aussieht. Es ist einfach unglaublich eng im Terminplan, aber das ist auch extrem schwer zu optimieren. Immerhin haben wir danach noch genügend Lehrgänge, um auf Ausfälle reagieren zu können. Mit diesem Turnier beginnt auf jeden Fall die heiße Phase der EM-Vorbereitung.“

 

Sie sind vor der EM bereits einmal Gastgeber im Warsteiner HockeyPark...

Weise: „Richtig. Vom 21. bis 24. Juli findet dort ein Vier-Nationen-Turnier mit Australien, Spanien, den Niederlanden und uns statt. Da spielen wir also gegen absolute Top-Teams. Und dafür müssen dann auch alle dabei sein. Es wird sicher kaum noch Veränderungen geben im Kader im Vergleich zur Europameisterschaft, denn ich will dort mit der stärksten Besetzung spielen und die Abläufe für die EM festlegen. Es bleiben danach noch ein harter Arbeitslehrgang Anfang August mit zwei Tests gegen England. Dann hat die Mannschaft die übliche Woche Regeneration, in der der Schläger nicht angefasst werden soll und danach geht das Turnier im Prinzip auch schon los.“

 

Insgesamt klingt das doch nach einer sehr langen, aufwendigen Vorbereitung...

Weise: „Wenn man uns diesbezüglich mit Profi-Sportarten wie Handball oder Fußball vergleicht, dann sind wir mit rund 70 Tagen ganz sicher in einer eher komfortablen Situation. Die braucht man aber auch, wenn man so etwas wie eine Mannschaftsentwicklung leisten will. Das ist für Heiner Brand oder Joachim Löw, die maximal 30 Lehrgangstagen oder sogar deutlich weniger vor einem großen Championat zur Verfügung haben, sehr schwierig – um nicht zu sagen: eigentlich unmöglich. Andererseits ist es aus meiner Sicht aber auch unsinnig, wie im Handball jedes Jahr eine WM zu spielen. Der Handball-Weltverband scheint damit ja aber viel Geld einzunehmen – insofern wird das sicher auch weiter so laufen...“

 
5. Mai 2024
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