Der letzte Vorstand des Badischen Hockeyverbandes aus dem Jahr 1996

Foto entstanden auf dem Gelände des Heidelberger Turnvereins

von links: Fritz Tremmel (HC Lahr), Werner Töpfer (Freiburger TS), Gerhard Hummler (HC Heidelberg), Herbert Martin (HC Gernsbach), Norbert Dörner (Heidelberger TV), Herbert Ehrbar (HC Heidelberg), Otto Black (HC Heidelberg), Hans-Joachim Heinz (Mannheimer HC), Harry Kroiß (TSV 1846 Mannheim), Dr. Jochen Golecki (Freiburger TS) und Ute Stocker (HC Heidelberg).



Eine Geschichte des Badischen Hockey-Verbandes, geschrieben von Herbert Martin, dem Ehrenpräsidenten des HBW, der von 1979 bis 1991 dessen Vorsitzender war:


BADISCHER HOCKEY-VERBAND - gegr. 1950 in Heidelberg
Bevor der Chronist in die Geschichte des badischen Hockeysports einsteigt, bedarf es noch einiger Anmerkungen über die Entstehung des modernen Hockeyspiels.
Historiker stellten aufgrund von Ausgrabungen fest, dar3 der Mensch zu allen Zeiten durch Stock und Ball zum sportlichen Spiel angeregt wurde. Schon im 3. Jahrtausend vor Christus spielte man in China im weitesten Sinne. Hockey, Der " gelbe Kaiser " Huang Ti soll für die Körperertüchtigung seiner Palastwache das Stockballspiel eingeführt haben. Um die Entwicklung der chinesischen Kultur zu erklären, bediente man sich offensichtlich von Hilfsmitteln, wie z.B. Grabzeichnungen und Wandmalereien, der zweifelsfreie Beweis des frühen chinesischen Ballspiels für das 3. Jahrtausend v.Chr. steht aus.
Ebenso wenige Zeugnisse blieben der Nachwelt erhalten, daß auch die alte ägyptische Hochkultur Steckballspiele kannte .
In Persien, zur Zeit Kyros des Älteren, um 600 v.Chr. soll es angeblich ein poloähnliches Spiel gegeben haben. Carl Diem stellt in seinem Such " Asiatische Reiterspiele " fest, daß aus dem "Spiel der Könige '' ein dem Hockey ähnliches Stockballspiel hervorging. Grundlage dazu, war das " solo zu Fuß ", das Üben ohne Pferd. Soviel aus der Antike. Anfangs des 19. Jahrhunderts setzte sich im Zuge der Zusammenfassung der Stockballspiele die Bezeichnung " Hockey '' endgültig durch. Die Engländer brachten es fertig und das Verdienst spricht für sie, daß sie Fußball und Rugby als auch die Stockballspiele neu organisierten und in eine zeitgemäße Form gebracht haben.
Das Geburtsjahr des modernen Hockeys ist das Jahr 1875 als die ersten Spielregeln entstanden. Bei dieser neu konzipierten Mannschaftssportart wurde neben einer körperlichen Leistungsfähigkeit auch das Zusammenwirken der Spieler einer Mannschaft stark gefördert. Vordergründig war ebenso die geistige Beweglichkeit eines jeden Spielers. Natürlich, daß auch die Frauen bei dieser neuen Sportart lebhaftes Interesse weckten. Die Popularität des Hockeyspiels nahm zu, das Rad der Hockeygeschichte begann sich zu drehen.
Durch die industrielle Entwicklung in der rechtsrheinischen Kurpfalz um 1900 -wollte auch der Sport nicht abseits stehen. Vereinsgründungen waren keine Seltenheit mehr. In Mannheim z.B. waren es Clubmitglieder englischer Nationalität, die ihren heimischen Sport von der grünen Insel mit in die Stadt von Rhein und Neckar brachten. Zünglein an der Waage war der Mannheimer Hockey-Club ( 1907 ), der nach Abzug des englischen Lehrmeisters die beliebte Sportart weiterpflegte und ausbaute. Das Hockeyspiel hielt inzwischen in allen größeren Städten Deutschlands Einzug, Begegnungen in Freundschaft waren zu dieser Zeit die Inkarnation einer jeden Mannschaft. Der Anbeginn des Hockeyzeitalters nahm somit seinen Lauf. Die Hockeyvereine in Deutschland sprießen geradezu aus der Erde. Hamburg, Berlin, Heidelberg, Frankfurt, München um nur einige Städte zu nennen, entpuppten sich damals schon zu wahren " Hockey-Hochburgen ". In Sport- und Turnvereinen wurden Hockey-Abteilungen gegründet, der Trend zum Spiel mit dem Krummstock hielt an. Auch das Land Baden wurde vom nördlichsten bis zum südlichsten Teil am Bodensee von der Faszination " Hockey " erfaßt. Selbst die zwei Weltkriege konnten das nimmermüde Wirken der Mitglieder in den Vereinen nicht zum Stillstand bringen. Während im ersten Weltkrieg der Hockeysport zum größten Teil ruhte, versuchte man mit allen Mitteln Hockey im zweiten Weltkrieg, schon aus propagandistischen Gründen, aufrechtzuerhalten. Vorstände und Abteilungsleiter vollbrachten bezüglich Aufstellung und Benachrichtigung der Spieler geradezu Wunder, Fronturlauber waren immer herzlich willkommen. Als 1745 der erbarmungslose Krieg zu Ende ging, kamen 80% der hoffnungsvollen Spieler nicht mehr zurück. Clubhäuser waren dem Erboden gleichgemacht, Plätze von Fliegerbomben umgepflügt. Der Wiederaufbau nahm unaufhaltsam seinen Lauf, Aschenplätze wurden " entrümpelt " und neu angelegt, Clubhäuser aufgebaut. Der Spielbetrieb begann wieder Formen anzunehmen, Satzungen wurden überarbeitet, die Vereine gründete eine Dachorganisation, den Deutschen Hockey-Bund e.V. Ende 1949. Darunter etablierten sich die Landes-Verbände, Baden in Heidelberg 1950. Der Spielbetrieb wurde organisiert, Meisterschaften auf Verbandsebene und Deutsche Meisterschaft waren der nächste Schritt Ohne gute Verbandsarbeit, keine gute Organisation.
So führten in Nordbaden den Verband von 1950-52 Karl Klebes ( HTV 46) 1952-54 Dr.Philipp Oberle ( HCH ) 1954-55 Dr. Gerhard Ufer ( Germania Mannheim ) 1956-66 Richard Gönnheimer ( EI HD ) 1956-72 HeinzJoss ( HTV 46 ).
In Südbaden von 1950-54 Rolf Bingen ( HC Lahr ) 1954-60 Dr. Rudolf Ritter} ( HC Lahr ) 1960-64 Kurt Kenngott ( FT Freiburg ) 1964-56 Fritz Meister ( HC Lahr ) 1966-71 Josef Jost ( TV Offenburg ) und von 1971-73 Herbert Martin ( HC Gernsbach.
1973 folgte der Zusammenschluß der Verbände Nord und 5üd.
Nord- und Südbaden war ein " Kind " der zwei Besatzungszonen nach dem 2. Weltkrieg, im Norden die amerikanische, im Süden die französische Besatzungsmacht als Militärregierung. Erst lange Zeit nach der Aufhebung der beiden Regierungen konnte man sich 1973 auf einen Verband einigen. Verdienstvolle Arbeit für diese neue Verbandsstruktur leisteten Robert Huck ( Nord ) und Herbert Martin ( Süd ). Von 1973 an führte Robert Huck den gemeinsamen Verband bis zu seinem Tode 1979, ab 79 bis 1991 Herbert Martin. Von 1991- dato ist Herbert Ehrbar der Vorsitzende des Badischen Hockey-Verbandes.
Zurück zu den Vereinen. Die Männer der ersten Stunde nach dem Kriege scheuten keine Mühe, " ihren " Club / Verein wieder aufzubauen und ihn im ständigen Wettbewerb ganz oben anzusiedeln. In dieser Domäne der badischen Besten beherrschte der HC Heidelberg bei den Herren und bei den Damen TSV 46 Mannheim sowie auch der HCH die Szene. Weniger erfolgreich in der Anzahl der Meisterschaften .waren der HTV 46 HC EI HD, KSC, TSV 46 Mannheim, MHC Mannheim.
Den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte verbuchte der HC Heidelberg 1971 mit der Deutschen Meisterschaft in der Halle. Der damalige Trainer Otto Black ( HCH ) und langjähriger Verbandsmitarbeiter wurde im Dezember 95 für seine Verdienste um den Austausch auf internationaler Ebene der Heidelberger Sportjugend mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die Ehrung nahm Frau Oberbürgermeisterin Weber, Heidelberg, vor.
Ein weiterer Coup gelang den Herren des HC Heidelberg 1982 mit der Deutschen Meisterschaft auf dem Feld, indem sie die Mannschaft des Limburger HC in einem dramatischen Endspiel 3:2 besiegten.
Der badische Hockey-Nachwuchs ließ für das höchste Ziel der sportlichen Ehre gleichfalls nichts " anbrennen " und wurde mit der männlichen Jugend B des Mannheimer HC 1975 Deutscher Hallenmeister, 1978 und 1979 errangen in der gleichen Klasse die Jungens von TSV 46 Mannheim hintereinander die Deutsche Meisterschaft ebenfalls in der Halle und 1981 wurde derselbe Verein in der männl. Jug. A Deutscher Feld-Hockeymeister. Eine tolle Leistung der zwei Mannheimer Vereine. Die Länder-Pokal Erfolge der männl. wie auch der weibl. Verbandsjugend innerhalb des Deutschen Hockey-Bundes hielten sich in Grenzen. Dagegen beherrschte im Schulhockey eindeutig das Englische Institut Heidelberg mit ihrem damaligen Trainer und Sportlehrer Manfred Hofmann die Sphäre und wurde 1976 im 'Wettbewerb " Jugend trainiert für Olympia " in Berlin bei den Mädchen als auch bei den Jungens Deutscher Schulhockey-Meister und waren außerdem eine zeitlang unter den ersten Fünf anzutreffen.
Im Übrigen hat der breit gefächerte Schulhockeysport allein in Baden eine ausgezeichnete Resonanz, Dank der hervorragenden Arbeit des Schulhockey-Referenten im BHV und ehemaligen Torwartnationalspieler vom HC Heidelberg, Dr. Jürgen Stemmler. Wenn sie Württemberg dazuzählen, das von J.Stemmler ebenfalls geleitet wird, sind wir auf dem Gebiet des Schulhockeysports in der BRD jedenfalls quantitativ nicht zu schlagen.
" Karriere ", das war doch für manchen Anfänger ein Wort, welches beim Start als Jungsportler bei ihm nicht vorkam. Dabeisein ist alles. "Unser Sport braucht Vorbilder", so der vielzitierte Leitsatz unserer Gesellschaft. Ein kleiner Verband wie wir in Baden ( 21 Vereine, rund 3 000 Mitglieder ) wäre ohne seine Vorbilder noch " kleiner ". Das Olympische Hockey-Turnier 1972 in München ist noch bei vielen in guter Erinnerung. Deutschland gewann Gold bei den Herren vor Pakistan und in dieser Goldmannschaft zwei Heidelberger Top-Spieler, Michi Peter und Dr. Dieter Freise. Ein Ereignis, das nicht nur " ihren " Club HCH für sich in Anspruch nahm, die Stadt Heidelberg, die Kurpfalz, überhaupt ganz Hockey-Baden stand Kopf. Barcelona 1992 Gold für Deutschland bei den Herren mit dem Ex-Mannheimer (TSV 46 ) Michael Metz ( jetzt Bad Dürkheim ), und Silber für die Damenmannschaft, in der Gesamtwertung eine angestrebte Zielsetzung für jede Form des Sports.
Es würde den Rahmen sprengen, wenn auch nur oberflächlich, von Beginn an des Bestehens des Deutschen Hockey-Bundes über internationale Begegnungen, wie auch deutsche Endstiele ( ab 1937 ) zu berichten. 1908 fand kurz vor der Gründung des Dachverbandes ( DHB ) gegen Frankreich ( 1:0 gewonnen ) das erste offizielle Länderspiel statt und wurde trotz der vorgezogenen Zeit als solches anerkannt. Internationale Spiele, ausgenommen während der zwei Weltkriege, kamen jedes Jahr und regelmäßig zur Austragung, voran natürlich Olympia, Weltmeisterschaft, Europameisterschaft.
Die Bilanz für Deutschland ist hervorragend. Nach Recherchen der Statistiker ist unser Sport Hockey in den Spielsportarten ohne Ausnahme die weltbeste Mannschaftssportart. Nun aber wieder zurück ins Ländle. Der Spitzensport lebt von der Basis. Trotz engen Spielplanes werden alljährlich von den badischen Vereinen über Pfingsten internationale Hockey-Turniere durchgeführt. Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe bei der Jugend, Bruchsal, Gernsbach, Offenburg ( Herbstmesse-Turnier ), Lahr und Konstanz bei Damen und Herren, die sich alle großer Beliebtheit erfreuen und Grundlage bilden für eine tiefe Freundschaft. Völkerverständigung wird hier in ungezwungener Form praktiziert.
Neue Strukturen sind immer willkommen, wenn sie fruchtbar sind und zukunftsweisend etwas bewegen. Der gemeinsame Spielverkehr mit dem Württembergischen HV bei den Damen und Herren ( Oberligen ) und bei der Jugend ( Länderpokal ) hat sich bestens bewährt, über eine gemeinsame administrative Arbeit beider Verbände wird 1996 entschieden. Wie schon erwähnt braucht unser Sport Vorbilder. Im Schiedsrichterwesen war und ist der relativ kleine Badische Hockey-Verband qualitativ und mit kleinen Abstrichen quantitativ ganz oben angesiedelt, Dank der guten Arbeit aller bisherigen Schiedsrichter-Obleute im BHV. Gewiß, nicht alle Engagements waren von Erfolg gekrönt, bei dem einen etwas weniger, bei dem anderen etwas mehr. Was unter dem Strich herauskam war bewundernswert und das in einer Zeit, wo doch unter den Aktiven ständig das Schlagwort kursierte "Schiedsrichter, nein danke ". Die angestrebter. Freiräume sind so gut wie erschlossen, die verdienstvolle Arbeit von Dr. Jochen Golecki ( HC Freiburg ) kann sich sehen lassen.
Wie bereits angedeutet, war der BHV mit seinen Schiri's auf dem internationalen Parkett stark vertreten, deutsche Endrunde incl. Endspiele keine Seltenheit, ein kleiner Verband ganz groß. Voran Claude Seidler ( HC Heidelberg ) der in den 7Oziger und 80ziger Jahren die Rangliste der weltbesten Schiedsrichter anführte. Werner Heim ( HCH), Claus Kraft ( TV K'ruhe ), Emil Winnewisser ( HCH ) und Volker Wönig ( TV K'ruhe ) waren und sind ebenfalls anerkannte und hervorragende nationale und internationale Schiedsrichter. Nicht zu vergessen Kurt Dörzbach (TSC 78 H'berg ) der auf diesem Gebiet gute Vorarbeit (1962 ) geleistet hat.
Am Ende sei all' denen gedankt, die dem Hockeysport in Baden immer wieder neue Impulse gaben. Leider können nicht alle Freunde mehr von dieser Chronik Kenntnis nehmen. Stellvertretend für den Kreis derer nenne ich Theo Kern ( HCH ), der schon als junger Mensch in meditierender Weise über '' Hockey jetzt und in der Zukunft " Denkanstöße anbot und immer ein Idee schneller war als seine Mitstreiter. Das zeichnete ihn besonders aus und seine Freunde vom Deutschen Hockey-Bund, HC Heidelberg, Sportkreis Heidelberg und wir vom Verband wußten dies zu schätzen.
Der BHV, übrigens seit seiner Gründung Mitglied im BSB, ist unter der guten und geadezu professionellen Führung von Herbert Ehrbar ( HC Heidelberg/Leimen ) in besten Händen und mit 17 Mitarbeitern im Vorstand in allen Sparten lt. Vorgabe der Satzung besetzt. Dazu kommen noch die Ausschüsse, Schiedsgericht, Kassenprüfer, sowie die Verbandstrainer. Wenn wir, Sportler und ehrenamtliche Mitarbeiter das Anspruchsniveau nicht aus dem Auge verlieren und die immerwährende Leistungsmotivation in unserer Verwirklichung mit dem selbstgesteckten Ziel annehmen, ist das angestrebte Erfolgserlebnis unausweichlich.
Gernsbach, November 1995
Herbert Martin

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