Hockey Nachrichten

Aus der Deutschen Hockey Zeitung

Mecklenburg-Vorpommern: Ein Hockey-Verband auf dem Abstellgleis ?

 

30.09.2008 - Die Zahl der Erwachsenen-Mannschaften, die in Mecklenburg-Vorpommern am regelmäßigen Punktspielbetrieb teilnehmen, wird von Jahr zu Jahr immer weniger. Für die Feldsaison 2008/09 melden die Verantwortlichen einen neuen Tiefststand. Nur noch vier Herren-Teams, darunter zwei von ATSV Güstrow, und sogar nur drei bei den Damen, kämpfen in der Oberliga um Punkte. Darunter gibt es keine Spielklassen mehr. Deshalb hatte die lakonische Aussage von Marco Drenckhan, dem Teamchef der Herren von ATSV Güstrow nach dem Anfang September durchgeführten Vorbereitungsturnier in Potsdam durchaus seine Berechtigung: "Damit ist für uns die Feldsaison für dieses Jahr schon wieder zu Ende". Denn tatsächlich sah der Plan vor, dass das gesamte Punktspielprogramm für die Feldsaison der Damen und Herren in Mecklenburg-Vorpommern komplett erst im Frühjahr 2009 abgewickelt wird.

"Wir waren zunächst tatsächlich der Meinung, dass das bei den wenigen Mannschaften noch die beste Lösung gewesen wäre. Das hätte aus meiner Sicht dann wenigstens den Vorteil gehabt, dass unsere Meister vor den je zwei Aufstiegsspielen zur Regionalliga Ost gegen die Titelträger von Berlin einen längeren Spielbetrieb gehabt hätten", beschreibt Jürgen Neumann, der amtierende Präsident des Hockey-Verbandes Mecklenburg-Vorpommern, die großen Probleme. Doch diese Idee ist seit wenigen Tagen vom Tisch. Nun soll die Hinrunde doch noch vom 27. September bis 12. Oktober über die Bühne gebracht werden. Wohlgemerkt mit nur drei Spielen für jede Herren-Mannschaft und sogar nur zwei für die Damen-Teams.

In diese sehr missliche Situation ist der Hockey-Verband Mecklenburg-Vorpommern dadurch gekommen, weil im Gegensatz zu den Hockey-Landesverbänden von Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, die seit dieser Saison in einer Mitteldeutschen Oberliga vereint sind, dessen Meister direkt in die Regionalliga Ost der Damen und Herren aufsteigen, das gleiche Vorhaben für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gescheitert ist. "Der Ostdeutsche Hockey-Verband hat dieses Projekt ebenso wie die Verantwortlichen des Berliner Verbandes einmütig unterstützt. Doch es ist am Widerstand der Berliner Vereine gescheitert, die es in der Mehrzahl gewohnt sind, mit der S-Bahn zu ihren Spielen zu reisen. Doch mein festes Ziel ist es, die Berliner zu überzeugen, dass es auch für sie von Vorteil ist, wenn die besten Mannschaften aus Mecklenburg-Vorpommern mit am Punktspielbetrieb beteiligt sind", verspricht der Berliner Dr. Jürgen-Michael Glubrecht, der Vorsitzende des Ostdeutschen Hockey-Verbandes.

Das nützt den wenig verbliebenen Erwachsenen-Mannschaften aus Mecklenburg-Vorpommern zumindest für dieses Spieljahr reichlich wenig. Die fühlen sich nämlich aufs Abstellgleis geschoben. Dabei verfügt ATSV Güstrow, die mit Abstand beste Mannschaft des Bundeslandes, mit Niels Sund sogar über einen aktuellen Jugend-Nationalspieler. Der 18-Jährige gab im Sommer beim Länderturnier im polnischen Torum seinen Einstand. Bei dem erkämpfte die DHB-Auswahl mit einem 4:1-Länderspielsieg gegen England den Turniersieg, und der Güstrower zählte sogar zu den Torschützen. Gerade ein so junger, hoffnungsvoller Spiele braucht immer wieder Spielpraxis. "Natürlich müssen wir erst einmal die Frage beantworten, warum es mit dem Hockey in unserem Bundesland immer weniger wird. Denn schon in den letzten Jahren war der Spielbetrieb in unserer Oberliga sehr bescheiden. Und das verschlechtert sich nun von Jahr zu Jahr offensichtlich immer mehr. Inzwischen haben sich auch so traditionsreiche Hockey-Hochburgen wie Stralsund und Plau vom regelmäßigen Punktspielbetrieb bei den Herren verabschiedet. Damit schwinden auch die Chancen unserer Mannschaft, auf dem Feld wettbewerbsfähig zu bleiben und wenigstens in die Regionalliga Ost aufzusteigen, immer weiter. Aber auch für die Halle, wo wir uns in der 2. Bundesliga nicht nur etabliert, sondern einen Spitzenplatz erkämpft haben, sehe ich dadurch immer mehr Probleme auf uns zukommen", befürchtet ATSV-Trainer Wolfgang Seidel.

Der zunächst schon für Ende September von den Güstrowern geplante Umzug in die Halle, wird durch den neuen Feld-Spielplan nun zwar noch um etwa zwei Wochen hinaus geschoben. Das ändert aber nur relativ wenig an der Gesamtproblematik. Denn das erste Punktspiel in der 2. Hallenhockey-Bundesliga für die Güstrower, die nun schon die siebente Saison ununterbrochen dieser Spielklasse angehören, findet erst am 22. November in Berlin gegen den Aufsteiger Neuköllner Sportfreunde statt. Bekanntlich ist ja intensives Training die Grundvoraussetzung für Erfolge in der Meisterschaft, kann aber dennoch die harte Spielpraxis nicht ersetzen.

Rolf Becker


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