Hockey Nachrichten

Ungewöhnlicher Schiedsrichtereinsatz in Russland

DHB-Unparteiische Mike Gerwig und Alex Tröllsch pfiffen Spitzenspiel in Elektrostal

 

16.09.2008 - Statt auf irgendeinem Bundesligaplatz in Deutschland brachten die DHB-Schiedsrichter Mike Gerwig und Alexander Tröllsch das vergangene Wochenende weit ab der Heimat zu. In Elektrostal, im Einzugsgebiet der russischen Hauptstadt Moskau gelegen, pfiffen die beiden Unparteiischen mit internationaler Lizenz zwei Spitzenspiele der russischen Liga. Vorausgegangen war eine Anfrage der Russian Hockey Federation beim Deutschen Hockey-Bund. Obwohl die Witterungsbedingungen mit 5 Grad Celcius und strömendem Regen alles andere als vergnüglich waren, hatten der Berliner Gerwig und der Leipziger Tröllsch ihren Spaß. „Das war mal was ganz anderes, sehr interessant“, meinte Alex Tröllsch nach dem Drei-Tages-Trip in den Osten.

Es war kein richtiges Endspiel, doch hatte das Aufeinandertreffen zwischen Dinamo Elektrostal und Dinamo Kazan entscheidenden Charakter. Die Gastgeber gingen mit vier Punkten Vorsprung in das Duell mit dem Verfolger. Drei Spieltage vor Saisonschluss wäre ein Sieg für Elektrostal quasi der Gewinn des nationalen Meistertitels gewesen. Die hohe Bedeutung der beiden Spiele (aufgrund der großen Entfernungen in Russland spielen in der höchsten Spielklasse die Teams immer zweimal an zwei Tagen gegeneinander) sowie die sehr geringe Zahl qualifizierter eigener Schiedsrichter (offenbar lediglich acht) war für den russischen Verband Anlass genug, nach internationaler Schirihilfe Ausschau zu halten. Über die DHB-Zentrale gelangte die Anfrage zur Kommission für Schiedsrichter und Regelfragen. Für Mike Gerwig (25) und Alexander Tröllsch (32) gab es, als vor drei Monaten das ungewöhnliche Angebot über die KSR an sie herangetragen wurde, keinen Grund, nein zu sagen.

Letzten Freitag ging der Flieger morgens Richtung Moskau. Am Abend standen die Deutschen bereits auf dem Platz und wunderten sich erst einmal über die Rahmenbedingungen. Das Hockeystadion mit modernem Kunstrasen hatte eine so große elektronische Anzeigetafel, wie man sie hierzulande höchstes aus den großen Fußballarenen kennt. Von den 6000 Besucherplätzen waren immerhin rund 2500 besetzt. Tröllsch: „Uns wurde gesagt, dass sonst noch mehr Zuschauer kommen.“ Wahrscheinlich war das unwirtliche Wetter am Freitag auch schuld daran, dass der Publikumsandrang nicht ganz so hoch war.

2:2-Unentschieden hieß es am Freitag, am Samstag setzte sich Elektrostal mit 4:3 durch und machte damit seinen Titelgewinn so gut wie perfekt. „Technisch und athletisch könnten beide Mannschaften locker in der deutschen 1. Bundesliga mitspielen, taktisch ist es aber oft nur Regionalligaformat“, verglich der Leipziger Schiri die Leistungen der stärksten russischen Spieler mit der Heimatklasse. Was die beiden Deutschen beeindruckte, war der enorme Mitteleinsatz. „Geld scheint hier keine Rolle zu spielen. Die Spieler sind alle Profis, der russische Staat hat nach dem Gewinn des Hallen-Europameistertitels im Januar offenbar sehr viel Geld ins Hockey gepumpt“, so der Eindruck von Alex Tröllsch, der wie auch Mike Gerwig sehr gute Kritiken bekam: „Sie haben uns gesagt, dass sie sehr zufrieden mit unserer Leistung waren.“ Schriftlich bestätigt hat das auch Raisa Filimonova, Generalsekretärin der Russian Hockey Federation, in ihrem Dankesschreiben an ihre deutsche Amtskollegin Uschi Schmitz. "Auf höchstem Niveau" hätten die beiden DHB-Unparteiischen die Partien geleitet und damit ihre hohe Qualifikation unter Beweis gestellt.

Vor dem Heimflug am Sonntagfrüh reichte es den beiden deutschen Gästen noch zu einer Besichtigungstour durch Moskau. Womöglich wird man dorthin im Winter zurückkehren. Denn bereits beim jetzigen Aufenthalt wurden die beiden von den Russen für ein Gastspiel in der kommenden Hallensaison angefragt.

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