Nr. 81 - 10. Januar 2004

   

Deutsches und anderes

Sie erwarten sicherlich, dass heute an erster Stelle unser „Schupo“ Björn Michel steht. Stimmt. Wenn ich ihm auch noch eine besondere Würdigung für morgen vorbehalte. Bis dahin können Sie ja schon einmal meine Laudatio, die ich am 2.9.03 während der CT in Köln über ihn geschrieben habe („Der Bomber der Nation“. Sie finden diesen übrigens wie alle alten Berichte, wenn Sie ganz unten auf unserer Seite -der Weg "Nationalteams", dann "Herren" und dann "rechte Spalte ganz unten "Saisonwechsel" und die entsprechenden Jahreszahlen anklicken). Björn hat es also geschafft, 304 „caps“ stehen für ihn zu Buche und ein Ende ist noch nicht absehbar. Ganz still und abgeklärt, wie es seine Art ist, hat er diese Leistung gestern genossen und sich selbst die schönste Bestätigung mit zwei weiteren Toren geschaffen, den Toren Nr. 206 und 207. HockeyHerzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle. Morgen mehr.

Gestern und heute Deutscher Tag. Nicht nur, weil die Junx wieder gewonnen haben und ein schon fast verlorenes Spiel einmal mehr in der letzten Viertelstunde drehten, sondern weil das Spiel gestern vor der stattlichen Kulisse von mindestens 200 deutschen Zuschauern stattfand. Marita Sayn-Nikitaridis (Sie ist es wert, dass einmal der volle Name genannt wird), die deutsche Botschaft und namentlich Frank Steinleitner, der den deutschen Business-Club aktivierte, hatten zusammen mit Dirk Te Heesen ganze Arbeit geleistet. Wohl nahezu alle 120 Schüler der Deutschen Schule waren mit ihren Eltern im Stadion, RainerAlthoff (Hockeyspieler aus Wuppertal und hiesiger Siemens-Chef mit Familie) und alle, alle, die wir in den letzten Jahren hier liebgewonnen haben. Und sie machten einen Höllenlärm auf der Tribüne und übertönten die malayischen Fans bei weitem. In vorderster Linie unser Mann von der Botschaft, Peter Götz, der in sehr originärer Hooligan-Art und gar nicht diplomatisch, wie es eigentlich seines Amtes ist, unser Team nach vorne brüllte. Bis seine Stimmbänder versagten (aber das war erst nach dem Spiel). Wir haben bereits Außenminister Fischer gebeten, ihn gleichsam als 1. Hooligan-Botschafts-Springer immer dort in aller Welt einzusetzen, wo wir gerade auftreten. Und viele, die zum ersten Mal ein Hockeyspiel sahen, hatten ihr Kommen nicht bereut. Die deutsche Mannschaft siegen zu sehen, ist schon toll. Aber immer wieder zu erleben, wie sie scheinbar verlorene Spiele noch mit ihrem unbändigen Siegeswillen aus dem Feuer reißt, das schafft dauernde Bindungen.
Die seit dem Azlan-Shah-Cup im August 2001 schon bestehen und regelmäßig erneuert werden. So auch heute mit dem Besuch der Deutschen Schule in Kuala Lumpur ( » BILDERBOGEN). Alle Kinder vom Abend zuvor waren wieder da und brannten darauf, von ihren neuen Idolen in die Kunst des Hockeyspielens eingeführt zu werden. Bernhard Peters kommandierte sofort die derzeitigen Absolventen des A-Trainer-Lehrgangs für Nationalspieler, der am Dienstag in einer Woche in Köln weitergehen wird, zur Lehrprobe. Bene Köpp, Tobias Hentschel, Tibor Weißenborn gaben zusammen mit den anderen Ihr Bestes – an die Kinder weiter. Nach getaner „Hockeyarbeit“ dann gemeinsames Lunch, nein, es war ja deutsch, also Mittagessen, von den Eltern bereitet: Koteletts, Thüringer Bratwurst (ein „muss“ bei der aus Thüringen stammenden Schulleiterin, Frau Geisler. Aber von einer einheimischen Köchin bereitet), Kartoffelsalat, Selbstgebackenes. Ganz wie daheim. Deutsche Küche an Deutscher Schule, 11000 km von zu Hause entfernt.

Bevor ich meinen Tagesbericht schließe, muss ich Ihnen noch von der gestrigen Fahrt zum Spiel berichten. Sie wissen ja (auch über die „Motorrad-Kosaken“ der hiesigen Polizei, die unseren Bus jeden Tag zum Spiel eskortieren, habe ich Ihnen ja auch schon einmal berichtet), wir werden jeden Tag mit einer Polizeieskorte durch den Stau geleitet. Normale Fahrtdauer 90 min. bei rush-hour am Freitag Abend. Mit Eskorte 20 min. Gestern Abend war die Stadt völlig dicht. Freitag Abend rush-hour, zusätzlich das hier schon am Freitag einsetzende Saturday-Night-Fever. Nichts ging mehr. Sollte man meinen. Wenn alle Fahrbahnen verstaut sind, gibt es nur noch eins. Mittendurch. Kein Problem für die Motorrad-Kosaken der hiesigen Polizei. Aber wohl auch nicht für unseren chinesischen Busfahrer. Wo Sie mit Ihrem Smart, der ja erst im Frühjahr von Frank Steinleitner den Malayen nähergebracht werden soll, schon aufgegeben hätten, legte unser Mann am Busvolant erst richtig los. Und powerte gnadenlos zwischen den Blechkolonnen den Easy Ridern hinterher. In solchen Fällen wählt man das Bild von dem Blatt Papier, das nicht mehr zwischen die Fahrzeuge gepasst hätte. Aber ohne Übertreibung, so war es wirklich. Aber nicht etwa im Schritttempo, sondern immer volle Pulle mittenmang, mindestens Tempo 40 km/h. Selbst Kollege Bernd Schöpf, selbst einmal Rallye-Pilot und Monte-Carlo-erfahren, schlug nur noch die Hände vor dem Kopf zusammen, als unser Henkersgeselle seinen Bus im Slalom durch die Blechschlange steuerte. Ich erwischte mich mehrfach, wie ich, den unmittelbaren Zusammenprall erwartend, meine Hände um die Holmen der Vorderbank krallte und mit beiden Beinen den nahenden Crash abfederte. Es passierte nichts. Außer, dass wir den zweiten Bus der Malayen, der uns folgte, verloren. Der dortige Linienbuschauffeur mochte dem Teufelskurs seines Vorfahrers nicht folgen. Wir haben überlebt und waren bereits hier vor den Malayen am Ziel.

PS

Nein, nicht was Sie denken. Vielmehr hören wir hier, dass Sie es gar nicht früh genug erwarten können, über unsere Spielergebnisse informiert zu werden. Ich werde Sie Ihnen ab sofort direkt nach dem Spiel über die Fanmail-Eingabe zukommen lassen. Also der echte Fan liest Fanmail. Und schreibt auch dort.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels


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