Ein Leben für das Hockey
Das deutsche Hockey ist um einen großartigen Vertreter ärmer. Im Sommer 2008 verstarb Hans-Jürgen Pabst. Nach einigen Jahren der Krankheit entschlief der Darmstädter im Alter von 77 Jahren ganz sanft zu Hause. Pabst war Ehrenmitglied des Deutschen Hockey-Bundes. In seinen knapp 50 Jahren als Funktionär für das hessische, süddeutsche und deutsche Hockey hat er sich als profunder Kenner der Materie erwiesen, der die Gabe besaß, auch die schwierigsten Prozesse allgemein verständlich darzustellen, sie geschickt zu moderieren und dadurch voranzutreiben.
Beruflich war Hans-Jürgen Pabst bei dem in seiner Heimatstadt ansässigen Großunternehmen Wella AG tätig. 35 Jahre lang leitete Pabst die Abteilung Technischer Kundendienst des hauptsächlich in der Haarpflege wirkenden Unternehmens. Als er 1995 in den beruflichen Ruhestand ging, konnte er seine schon jahrelang parallel laufende ehrenamtliche Tätigkeit im Hockey noch weiter ausbauen.
Mit 16 Jahren hatte Hans-Jürgen Pabst 1947 beim TEC Darmstadt mit Hockey angefangen. Schon bald ging sein Wirken über den Einsatz auf dem Spielfeld hinaus. Pabst übernahm verschiedene Aufgaben im Verein. 1970 wurde er Staffelleiter im Hessischen Hockey-Verband, von 1972 bis 1979 übte er das Amt des Sportwarts im Süddeutschen Hockey-Verband aus. Zur gleichen Zeit erhielt der Hesse schon Berufungen in verschiedene Fachausschüsse des DHB, so als Mitglied im Herrenausschuss, in der Technischen Kommission und in der Spielordnungskommission.
1979 wählten ihn der Delegierten des Verbandstages dann zum Vorsitzenden des Hessischen Hockey-Verbandes (HHV). Ein Amt, das Hans-Jürgen Pabst mit 25 Dienstjahren länger ausübte als jeder andere, auch im Vergleich mit den Präsidentenposten anderer DHB-Landesverbände.
Als Vorsitzender des Bundesausschusses (dem Gremium der Landesverbandsvorsitzenden) zwischen 1980 und 1995 war Pabst Teilnehmer bei nahezu allen Präsidiumssitzungen des DHB dabei und hatte damit großen Einfluss auf Bundesebene. Sein profundes Fachwissen, seine besondere Stärke in der Kommunikation und letztlich auch seine gewinnende Art machten ihn zum idealen Mann für langfristige und große Aufgaben. So gehörte Hans-Jürgen Pabst der DHB-Strukturkommission an, die sich zwischen 1987 und 1993 zunächst mit grundsätzlichen Fragen und ab 1989 dann mit dem Thema deutsch-deutsche Hockeyvereinigung beschäftigte. Von 1997 an zählte der Darmstädter dann zum Expertenkreis derjenigen, die die 1999 vom Bundestag verabschiedete große Strukturreform vorbereiteten.
„Nebenbei“ lief stets auf vollen Touren die Führung der HHV-Geschäftsstelle, die Pabst zusammen mit seiner Lebensgefährtin Monika Spork nicht weniger professionell führte, als dies hauptamtlich tätige Personen hätten betreiben können. Pabst war einer der Ersten, der schon Mitte der 90er Jahre die Vorzüge des Internets für das Transportieren von Hockey-Informationen erkannte und innerhalb seines HHV einen Online-Ergebnisdienst sowie einen redaktionellen Service aufbaute.
„Ein Funktionär ist da, damit die Sache funktioniert. Er sollte sich nie selbst darstellen wollen“, hat Hans-Jürgen Pabst einmal gesagt. Was er allerdings nie gescheut hat, war der persönliche Einsatz, auch an vorderster Front, wenn es um die (richtige) Sache ging. Kaum ein DHB-Bundestag, an dem der Hessen-Boss nicht als kämpferischer Redner auftrat. Oftmals wurde er auch als Versammlungsleiter ernannt, der die Entlastung von DHB-Präsidien durchführte und an dieser Stelle rhetorisches Geschick bewies, meist angereichert durch eine Prise Humor.
Die Liste der Ehrungen und Auszeichnungen, die Hans-Jürgen Pabst im Lauf der Jahre empfing, ist lang. Da sind: Bundesverdienstkreuz; DHB: Goldene Ehrennadel, Paul-Reinberg-Plakette (1987) und Ehrenmitgliedschaft (2003); Land Hessen: Sportplakette und Ehrenbrief; Hessischer Hockey-Verband: Silberne und Goldene Ehrennadel, Ehrenvorsitzender; Landessportbund Hessen: Goldene Ehrennadel und Heinz-Lindner-Medaille; Stadt Darmstadt: Verdienstmedaille; HC Bad Homburg: Ehrenmitglied - Ehre, wem Ehre gebührt. Die DHB-Vorstandsvorsitzende Uschi Schmitz: „Wer Hans-Jürgen Pabst kannte, wird ihn als warmherzigen, humorvollen und für die Sache immer mit allem Einsatz kämpfenden Menschen in Erinnerung behalten.“
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