Juni 2002 bis November 2005


Vereinshilfe Archiv: Gunolf Bach

Nr. 59 - 16. Oktober 2003

Familiensport Hockey - Folge III

Wie gestalte ich ein Familienangebot?
"Die am häufigsten gestellte Frage im Zusammenhang mit Familiensport lautet meist, welche Inhalte überhaupt mit solchen extrem hetrogenen Gruppen realisierbar sind.
Die Antwort lautet:
Grundsätzlich alle Inhalte, wenn sie richtig aufbereitet sind, obgleich einige Inhalte besser und andere weniger gut geeignet sind.
Allerdings können auch zunächst scheinbar gut geeignete Inhalte durch eine unüberlegte bzw. aus dem traditionellen Sport übernommene Zielsetzung und eine unangemessene methodische Vorgehensweise ungeeignet werden.
Daher sollte weniger der Inhalt im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, sondern vielmehr die Zielsetzung und die damit verbundene didaktisch-methodische Vorgehensweise. So kommt es beispielsweise weniger auf ein regelgerechtes Fußballspiel an, sondern vielmehr, wie durch Regelababwandlungen alle Teilnehmer relativ gleichmäßig am Spiel beteiligt sowie Partnerschaft und Rücksichtnahme gefördert werden können.
Wie bereits ausgeführt, handelt es sich bei Familiensport um Freizeitsport im weitesten Sinne. Im Mittelpunkt stehen hierbei Familien mit ihren Besonderheiten, Interessen und Möglichkeiten sowie der Leitgedanke der gemeinsamen und zufriedenstellenden spielerisch-sportlichen Betätigung.
Nicht logisch streng gegliederte Lehr- und Lernverfahren oder Trainingsprozesse mit dem Ziel der Bewegungsoptimierung und der Überbietung, wie sie aus dem tradionellen Sport bekannt sind, bilden daher die Entscheidungsgrundlage. für den Übungsleiter, sondern animative Verfahren, die sich durch Vielfältigkeit, Gemeinsamkeit, Ungezwungenheit, Offenheit, Normungebundenheit, Selbständigkeit und Geselligkeit auszeichnen.

Die folgenden dargestellten Aspekte für die Durchführung von Familiensportangeboten verstehen sich daher als Hilfe für die Übungsleiter/innen, den Familien ein solchermaßen ausgrichtetes Unterrichtsangebot zu unterbreiten:

- Bei der Auswahl der Inhalte zunächst auf neue, den Familien noch weitgehend unbekannte Spiel- und Sportformen achten. Hierdurch können einseitige Dominanzen vermieden und alle Teilnehmer/innen unter relativ gleichen Voraussetzungen zum gemeinsamen Spiel und Sport animiert werden.

- Einfache Spiel- und Sportformen bevorzugen. Hierdurch kann bei allen Teilnehmern/innen möglichst schnell, d.h. ohne langweilige Lernprozesse eine Beteiligung am Spiel- und Sportgeschehen sichergestellt werden (s. hierzu besonders die Spiele unter den Schwerpunkten: "Kleine und große Mannschaftsspiele und ....").

- Traditionelle Sportarten durch Veränderungen des Regelwerks und/oder des Spielmaterials (Bällen usw.) so gestalten, dass eine möglichst gleichmäßige Beteiligung aller möglich wird.

- Spiel und Sportformen, die die Familien auch außerhalb des Vereines in ihrer Freizeit betreiben können genauso fördern, wie solche Aktivitäten, die sich durch einen geringen Material- und Geräteeinsatz auszeichnen.

- Die Teilnehmer, unabhängig vom Alter, Geschlecht und Können, an der Inhaltsauswahl beteiligen und zur Übernahme von verschiedenen Aufgaben animieren.
Jeder kann Übungsleiter sein!"

Soweit die theoretischen Ausführungen von Reinhard Witzel; sie gelten als Grundlage der weiteren Ausführungen in der Folge IV zum "Familensport-Hockey".

Schon 188 Offene Ganztagsgrundschulen mit Sportangeboten

Seit Beginn des Schuljahres 2003/2004 sind landesweit die ersten 235 Offenen Ganztagsgrundschulen gestartet. Der gemeinwohlorientierte Sport ist bei mittlerweile 188 dieser Schulen ein verlässlicher Partner.
Er beteiligt sich aktiv an der Gestaltung der Nachmittagsangebote außerhalb des Unterrichts.
Im Kern geht es bei der Offen Ganztagsschule in NRW um drei zusätzliche Angebotsbereiche am Nachmittag. Neben einem gemeinsamen Mittagessen stehen besondere Förderangebote und Hausaufgabenbetreuung im Vordergrund. Daneben wird Wert auf kreative, musische, sportliche- und weitere Freizeitangebote gelegt.
Bereits im Jahr 2007 soll ein Viertel aller Grundschülerinnen und Grundschüler (ca. 200 000 Kinder) in den Angeboten der Offenen Ganztagsschule untergebracht sein. So jedenfalls die Pläne der Landesregierung.
Insgesamt gibt es in NRW ca. 2600 Grundschulen, der überwiegende Teil (ca. 75 Prozent) soll in vier Jahren in Ganztagsgrundschulen umgewandelt worden sein. Auch auf andere Schulformen ist gedacht.
(LSB-NRW-Newsletter Nr. 2/2003)

Rundschreiben an die Jugendabteilungen der WHV-Vereine zur überarbeiteten Broschüre "Sport in der Ganztagsbetreuung"



Liebe Jugendwartinnen,
liebe Jugendwarte,

In der Anlage finden Sie die überarbeitete Broschüre zur Ganztagsbetreuung; es ist in der kurzen Zeit die vierte Auflage zur Handreichung. Die drei vorherigen unveränderten Auflagen wurden aufgrund der großen Nachfrage gedruckt.
In der Broschüre finden Sie weitere aktuelle Informationen, vor allem auch zu den Standorten in 2003.

In der Vereinshilfe Nr. 59 gibt es einen Hinweis zum Organisationsgrad von Sportangeboten an den Projektstandorten 2003.
Wichtig für Kontakte sind neben den aufgeführten „Handlungsschritten“, die Kenntnis über die Standorte der Ganztagsgrundschulen.
Ein wichtiger weiterer Punkt möglicher Zusammenarbeit ist die Kenntnis, ob Ihr Kreis- oder Stadtsportbund eine Koordinierungsstelle eingerichtet hat, bei der man sich erkundigen und Hilfe erwarten kann.

Generell sollten Sie sich überlegen, wie Sie mittelfristig für sich die Kooperation Schule/Verein regeln können.
Für derartige Fragen bieten wir Ihnen eine Vereinsberatung „vor Ort“ an.

Mit freundlichen Grüßen
Gunolf Bach

Jugendarbeit im Sportverein - "Tradionelle Sportarten im Verein"

In der Vereinshilfe Nr. 56 habe ich unter dem Titel "Mal was Wissenschaftliches - aber sehr interessant!" einen Abschnitt aus dem Handbuch für die Vereinspraxis "Jugendarbeit im Sport" veröffentlicht.
Die Thematik galt der "demographischen Bedeutung des Sportvereins" (S. 106).

Mit den aktuellen Ausführungen möchte ich den Versuch starten einen Transfer von den wissenschaftlichen Aussagen der Jugendforscher hin zu einer möglichen hockeyspezifischen Machbarkeit starten.

Moderne Sportvereine - ein Auslaufmodell?

Vier zentrale Thesen sind unter dieser Überschrift zusammengefasst:

- (1)"Die Qualifizierung der Übungsleiter/innen und Trainer/innen im pädagogischen-psychologischen und bewegungs-trainingswissenschaftlichen Bereich ist zu verbessern!"

- (2)"Jugendliche fordern Mitbestimmung und soziales Beisammensein!"

- (3)"Mädchenspezifische Erwartungen sind stärker zu berücksichtigen."

- (4)"Der moderne Sportverein muss stärker "soziale Integration" statt "sozialer Selektion" fördern."

Hierzu wichtige "Kernaussagen" zu den vier Thesen:
zu 1. - "... Die Klagen der Trainer hinsichtlich eines zu großen Freizeitangebotes, der Konkurrenz der Sportarten, Schul- und Zeitstress und zu geringer Unterstützung durch das Elternhaus ließen sich andererseits gemäß der Experten abmildern (Hamsen/Schulz 1996, 62f)), die dezentrale Ausbildung in die Kreise (Bezirke) und in die Vereine selbst hineingeht, jeder Verein klare Zielvorstellungen hinsichtlich seines Profils an die Erziehungsberechtigten heranträgt und Spielpläne und Spielmodus am Wochenende mit Schule und Elternhaus flexibel abgesprochen und gestaltet werden."
Dazu folgender "Transfer" zum Hockey:
Zumindest in der direkten Planung versuchen wir Ausbildungsangebot "vor Ort" zu schaffen.
Dabei muss aber auch bei den Vereinen das Verständnis vorhanden sein, dass es sich dabei nicht um eine "Beliebigkeit" der Angebote handelt, sondern es muss bei einer derartigen Neuerung inhaltliche Bedingungen und entsprechende Rahmenbedingungen (DSB/DHB)bestehen. Dezentrale Übungsleiterausbildung und Verdoppelung der Helferausbildung sind Ziele des Präsidiums und der Hockeyjugend im WHV.

zu 2. - "... Ein Drittel aller Jugendlichen Vereinsmitglieder beklagen fehlende gemeinsame Unternehmungen. Darüber hinaus gilt:
Werte wie Ein- und Unterordnung (ohne Begründung) sowie das "Macht"-Monopol der Trainer und Funktionäre sind out. Die Logik dieser Liberalisierungstendenzen führt dazu, dass laut EMNID 31% der Jugendlichen erwarten, dass sich die Sportvereine jugendlichen Interessen öffnen, und 26% mehr Mitsprachegelegenheiten ernsthaft einfordern.
Dazu folgender "Transfer" zum Hockey:
Eine der einfachsten Möglichkeiten bei uns Mitbestimmung und Mitarbeit zu erreichen, wäre die "Wiederbelebung von Jugendsprechern/innen".
Die DSJ, die Sportjugend NRW und einige Verbände (-auch Spielsportverbände) haben vorbildliche Projekte.

zu 3. - "... Hinsichtlich einer mädchenspezifischen "Hit-Liste" (EMNID 1999) finden sich auf den Plätzen eins bis zehn sechs freizeitrelevante Sportarten.
Baden/Schwimmen (49%), Tanzen/Balett (38%), Inline-Skating (31%), Mountainbike und Reiten (je 17%).
Bei den vereinssgebundenen Mädchen finden sich aber auch viele Sportspiele im Vormarsch.
Fragt man nach den Gründen für das Sportengagement, geht es weniger um Wettkampf als vielmehr um andersartige Interaktionsstile als bei den Jungen.
56% aller Mädchen treiben am liebsten Sport mit der besten Freundin (Berndt/Menze 1996). Sie sind eher an Kooperation orientiert und bevorzugen eine egalitäre Sozialstruktur. "Sein wie du bist" (96%),
"Zur Mannschaft gehören" (94&),
"Fitness fördern" (84%),
"Gute Stimmung" 884%),
"Etwas für die Gruppe tun" (82%) und
"Wie in einer Familie fühlen" (78%)
(Berndt/Menze 1996).
Insgesamt wünschen sich die Mädchen eine breitere Palette an Sinn-Richtungen und Motivationsformen, brauchen mehr Rückhalt und Unterstützung durch Freundinnen, Familie und Trainerinnen, um Vereinsmitglied zu werden und zu bleiben.
Dazu folgender "Transfer" zum Hockey:
Ein aktuelles Beispiel für das Mädchenhockey ist der neue Flyer der DHB-Jugend Kleine LADIES GANZ gross

Mit Headlines wie
HOCKEY - immer einen Schlag voraus,

HOCKEY - alles im Griff,

und
Erfolgreiche Mädchen suchen erfolgreiche Sportarten

werden griffige Verbindungen zu dem Mädchenhockey erzielt.

Mädchenhockey bedeutet:

- dicke Freundschaften
- gemeinsam lachen, kämpfen, gewinnen und auch mal verlieren
- pfiffige Mädchen sagen (als Schiedsrichteriinnen), wo's lang geht
- intensive Betreuung und Förderung schon im Kindergarten
- Sieg durch Geschicklichkeit und Konzentration, nicht durch körperliche Kraft
- "Jugend trainiert für Olympia"
- in der Schule im Verein und in Auswahlmannschaften zu spielen

Dieser neue Mädchen-Hockey-Flyer beinhaltet in seiner Aussagekraft die Erkenntnisse und die damit verbundenen Forderungen der Jugendforscher.
Ein Flyer alleine kann zu wenig bewirken; aber mit ihm konstruktiv im Vereins-/Verbandsverbund wären gute Aktionen möglich!?

zu 4. - "... Hier wäre moderne Verein aufgefordert, wohnortnahe und stadteilbezogene Schnupper-Konzepte und Spielveranstaltungen gerade für jene anzubieten, bei denen das elterliche Interesse eher gering ausgeprägt ist. Umfangreiche Partnerschaften könnten den sozialen und sportlichen Weg in den Verein ebnen."
Dazu folgender "Transfer" zum Hockey:
Es muss nun einmal als gegeben angesehen werden, dass wir im soziologischen Sinne unsere Kinder aus den "mittleren" bis "hohen" Bereichen soziologischer Einstufungen rekrutieren; dieses ist nicht zu verleugnen - es ist durchaus hervorzuheben!
Was allerdings hemmend ist, ist die Möglichkeit, "Werbung für alle" zu machen.
Hilfreich dazu ist die Konzentration auf unser Kinderhockey von besonderer Bedeutung und die Kooperation "Schule/Verein"
Auch wäre unter dem Aspekt, "möglichst viele" zu erreichen, ein sogenanntes "Hockeymobil" für die Vereine eine Hilfe (ausleihbar, mobiler Einsatz, optische Präsenz).
Auf jeden Fall ist dieser m.E. schwierige Aspekt genau zu analysiern und zu besprechen.

 
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