Juni 2002 bis November 2005


Vereinshilfe Archiv: Gunolf Bach

Nr. 20 - 7. November 2002

Jugensarbeit im Sportverein - Fakten-Ideen-Perspektiven - Folge IV

Im Kapitel C 4 wird unter der Überschrift "Bier für Amateure - Wasser für Profis" Sportangagement im Sportverein und abweichendes Verhalten von Kindern und Jugendlichen dargestellt:

Ansprüche des orgnisierten Sports

"Sportvereine sind Freiwilligenorganisationen, die ihren Mitgliedern in erster Linie ein Sportangebot unterbreiten. Zusätzlich verfolgen Vereine allerdings das Ziel, die Entwicklung Heranwachsender in ihren verschiedenen Facetten zu unterstützen.
Dabei wird der Anspruch deutlich, Kinder und Jugendliche vor abweichenden Verhalten zu schützen.
Unter abweichenden Verhalten werden in diesem Zusammenhang unterschiedliche Formen von "Abweichlern" und "Übeltätern" verstanden. Das Spektrum der unterstellten präventiven Wirkungen der Sportvereine ist vielfältig und reicht vom Schutz vor dem Konsum legaler Drogen (z.B. Nikotin und Alkohol) und illegaler Drogen (z.B. Haschisch und Partydrogen) über die gewaltpräventive Wirkung des Sporttreibens im Verein bis hin zur Abwehr der verschiedensten Formen straffälliger und sogar krimineller Verhaltensweisen.
Diese in der Öffentlichkeit propagierten und politisch wirksamen Schutzleistungen stützen sich auf ein gemeinsames Begründungsmuster, welches mit den entwicklungsbedingten Bedürfnissen und Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen eng verknüpft ist. Dabei wird eine "ursächliche" Verknüpfung zwischen dem Beitrag der sportlichen Aktivität im Verein und diesen entwicklungsbedingten Aufgaben vorgenommen. Diese Verknüpfung soll im Folgenden kurz dargestellt werden:
- die Phase der Jugend ist mit besonderen Anforderungen und Herausforderungen im körperlichen und psychosozialen Bereich verknüpft. Denn die gerade in diesem Lebensabschnitt auftretenden gravierenden Veränderungen versetzen jedes Individuum in die Situation, bestimmte Entwicklungsaufgaben bewältigen zu müssen. dabei handelt es sich unter anderem um die Aufgaben:
- einen Freundeskreis aufbauen,
- geschlechtsspezifische Rollenerwartungen verarbeiten und in das Selbstbild ("Junge" bzw. "Mädchen") integrieren,
- intime Beziehungen aufbauen,
- Unabhängigkeit von den Eltern erreichen,
- Veränderungen des Körpers und des eigenen Aussehens annehmen,
- ein positives Bild von sich entwickeln,
- und als zentrales Ziel eine unverwechselbare Identität aufbauen.

Was kann der Sportverein zur jugendlichen Entwicklung beitragen?

Jugendarbeit im Sportverein hat nicht nur einen Beitrag zur sinnvollen Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen zu leisten, sondern auch zur Förderung ihrer Entwicklung. Dabei kann das Sportengagement im Sportverein insbesondere deshalb selbswertsteigend wirksam werden, da es moderierend hinsichtlich der Bewältigung einiger zentraler Entwicklungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen wirken kann.
So kann sportliche Aktivität im Verein z.B.:
- Kompetenzerfahrungen vermitteln,
- körperliche Leistungsfähigkeit erfahrbar machen,
- körperliche Leistungsfähigkeit als beeinflussbar erleben lassen
- als Gelegenheit, die körperliche Attraktivität anderen gegenüber zu präsentieren, begriffen werden und
- Anerkennung in der Freundesgruppe moderieren.


Konsequenzen für die konkrete Jugendarbeit

In der konkreten Jugendarbeit vor Ort geht es darum, die Ansprüche des organisierten Sports in die Praxis umzusetzen. Dabei kann das Hauptaugenmerk allerdings nicht darauf liegen, jegliche Form abweichenden Verhaltens zu "brandmarken" und aus der jugendlichen Lebenswelt verbannen zu wollen. Man kann abweichendes Verhalten einerseits als jugendtypisches Experimentierverhalten und andererseits als jugendliches Bewältigungsverhalten einordnen.
Das Unterstützungspotential der Sportvereine soll sich in erster Linie auf das Abpuffern jugendlichen Bewältigungsverhaltens richten. Denn diese Form des abweichenden Verhaltens zeichnet sich durch einen Mangel an Selbstwertgefühl aus. Zugleich unterliegt diese Form des Verhalten der Gefahr der Verstetigung und Verfestigung.
Maßnahmen, die darauf abzielen das Unterstützungspotential der Sportvereine abzurufen, lassen sich z.B. auf meheren Ebenen konkretisieren. Diese exemplarischen Ebenen sind - in Anlehnung an die identifizierten strukturellen Hindernisse - die Beteiligung der jugendlichen Mitglieder in der Vereinsarbeit, die Vermittlung von Könnenserlebnissen, das Arrangieren von Kommunikation und der Umgang mit den Gebrauch legaler Drogen.

Beteiligung jugendlicher Mitglieder

- Jugendarbeit sollte sich stärker des Instruments der Zielvereinbarung unter Beteiligung aller im Verein vertretenen Gruppen bedienen; d.h. Kinder und Jugendliche mit ihren Bedürfnissen und Wünschen noch ernster als bisher zu nehmen.
- Für Kinder und Jugendliche müssen Gelegenheitsstrukturen geschaffen werden, die Mitwirkungsmöglichkeiten und die Übernahme von Verantwortung gewährleisten. Diese dürfen sich nicht nur auf organisatorische Dinge beziehen (Tische aufstellen, Kuchen besorgen usw.), sondern müssen sich auch auf inhaltliche Bereiche erstecken.

Könnenserlebnisse vermitteln

- das Sportangebot muss so aufbereitet werden, dass Kinder und Jugendliche vielfältige Könnenserlebnisse haben,
- dieses bedeutet notwendigerweise eine Differenzierung innerhalb der Trainingsgruppe.

Kommunikationsstrukturen arrangieren

- im regulären Vereinsbetrieb, aber auch zu besonderen Anlässen (Wanderungen, Wochenendfahrten), sind Zeiträume für Gespräche (zwischen den Jugendlichen sowie zwischen Traier/Übungsleiter und Jugendlichen) vorgesehen.
- Probleme im Verein wie auch in der kleineren Gruppe oder zwischen Individuen sind zu thematisieren. Eine solche offensive Bewältigung von Konflikten kann dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche Konflikte und Belastungen konstruktiv angehen können, aber auch aushalten lernen.

Gebrauch legaler Drogen

- in vereinseigenen Räumen sollte streng auf die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen geachtet werden.
- an angetrunkene Mitglieder sollte grundsätzlich kein Alkohol ausgeschenkt werden.
- vereinsintern sollte vereinbart werden,, Alkohol grundsätzlich als Gewinn bei Sportwettbewerben auszuschließen.
- verantwortliche Jugendleiter sollten sich im Hinblick auf Alkohol- und Nikotinkonsum ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und diese entsprechend wahrnehmen."

(-Serie wird fortgesetzt)

 
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