Juni 2002 bis November 2005


Vereinshilfe Archiv: Gunolf Bach

Nr. 111 - 2. Februar 2005

Die "Zukunft" entwickelt sich - "Jugendarbeit" auch!

Mit dieser Ausgabe wird auch der INFO-Schwerpunkt Nr. 10 veröffentlicht, weil es sich wie auch in vorherigen Info-Schwerpunken um ein Grundsatzthema zur zukünftigen Jugendarbeit handelt.

1.- Einleitung

2.- Zentrale Fragestellungen im Rahmen der Zukunftsräte

3.- Ziele und Vorgehensweise

4.- Gegenwartsbezogenes

4.1 - Darstellung der aktuellen verbands- und jugendpolitischen Herausforderungen, Entwicklungen und Problemlagen aus der Sicht der Sportjugend NRW

4.2 - Angleichungen und Darstellungen aus der Sicht der Vertreter/innen der Fachverbands- und Stadt-/ Kreissportbund-Jugenden

4.2.1 - Fachverbands-Jugenden

4.2.2 - Stadt-/Kreissportbund-Jugenden

5. - Zukunftsbezogenes

5.1 - Ideen und Vorschläge der Fachverbands-Jugenden

5.2 - Ideen und Vorschläge der Stadt-/Kreissportbund-Jugenden

6. - Fazit / Ausblick

1. Einleitung

Im Frühjahr 2004 hat sich der Vorstand der Sportjugend NRW im Rahmen einer Klausurtagung mit eindeutiger Mehrheit dafür entschieden, ein Konzept und Programm zur Struktur-förderung der Stadt-/Kreissportbund- und Fachverbands-Jugenden zu entwickeln und umzu-setzen.
Grundlegende gesellschaftliche, strukturelle und finanzielle Veränderungsprozesse (z.B. Offene Ganztagsschule, Kommunalisierung, Mittelkürzungen) stellen die Verbandsjugendarbeit auf allen Ebenen des organisierten Sports vor große Herausforderungen.
Auch das Binnenverhältnis innerhalb des Gesamtverbandes steht vor Veränderungen und Anpassungen, die nur gemeinsam mit allen Beteiligten bewältigt werden können.
Dazu hat die Sportjugend NRW in 2004 zwei Zukunftsräte durchgeführt.
Am Zukunftsrat mit den Stadt-/Kreissportbund-Jugenden am 15.07.2004 in Essen beteiligten sich 32 Personen aus 19 kommunalen Sportjugenden.
Am Zukunftsrat der Fachverbands-Jugenden am 23.09.2004 nahmen 33 Personen aus 20 Fachverbänden teil.
Beide Veranstaltungen stellen Einzelschritte im Rahmen eines längerfristig angelegten Entwicklungsprozesses dar. Im Kern geht es darum, die Zukunftsfähigkeit der Kinder- und Jugendarbeit im organisierten Sport in Nordrhein-Westfalen zu sichern und zu gestalten.

Bis zum Jugendtag am 30.04.2005 sollen Eckpunkte für die künftige weitere Ausrichtung der Sportjugendarbeit gemeinsam entwickelt, beraten und als Grundlage für die nächste Legislaturperiode festgelegt werden.

2. Zentrale Fragestellungen im Rahmen der Zukunftsräte

"Sind wir als Sportjugend-Organisationen auf den unterschiedlichen Ebenen fähig, den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden und die Zukunft der Kinder- und Jugend-arbeit im Sport zu gestalten?

Wo stehen wir "heute"?
Was haben wir zurzeit zur Verfügung?
Was brauchen wir an Ressourcen?

3. Ziele und Vorgehensweise

Sich im gemeinsamen konstruktiven Dialog annähern durch:
- Gegenwartsbezogenes
- Darstellung der aktuellen verbands- und jugendpolitischen Herausforderungen, Entwicklungen und Problemlagen.
a) aus der Sicht der Sportjugend NRW
b) aus der Sicht der Vertreter/innen der Fachverbands- und Stadt-/Kreissportbund-Jugenden
- Klärung und Angleichung der Darstellungen
(Wo liegen die gegenseitigen Erwartungen und wo liegt das Gemeinsame bei aller Unterschiedlichkeit und Vielfalt?).

- Zukunftsbezogenes:
Ideen, Vorschläge, Lösungswege … sammeln.
Strategie und weiteres Vorgehen abstimmen.

4. Gegenwartsbezogenes

4.1 Darstellung der aktuellen verbands- und jugendpolitischen Herausforderungen, Entwicklungen und Problemlagen aus der Sicht der Sportjugend NRW

- Eine nahezu 50 %ige Kürzung der Landesjugendplan-Mittel in den Jahren 2003 bis 2005.
- Für 2005 steht noch eine 20 %ige Kürzung an (im Rahmen des Doppelhaushaltes 2004/2005 vereinbart).
- Die Politik dominiert zunehmend die Aufgabenschwerpunkte der Jugendverbände (stärkere Zweckbindung der Fördermittel, Projektförderung …).
- Die Mittelverteilung zwischen Sportjugend NRW, Jugendferienwerk, Jugenden der Fachverbände und Jugenden der Stadt-/Kreissportbünde ist zunehmend schwieriger und konfliktreicher geworden.
- Der Bereich "Ganztagsbetreuung" gewinnt immer mehr an politischer Bedeutung und stellt die Jugendverbandsarbeit vor große Herausforderungen.
- Kommunalisierung.
* Verlagerung sportpolitischer Entscheidungen der Landes- auf die kommunale Ebene durch die Einführung der Sportpauschale,
* Aufbau dezentraler Qualifizierungszentren = Verlagerung der Entscheidung über die Qualität und Quantität von Bildungsprozessen von der Landes- auf die kommunale Ebene,
* geplante aber gescheiterte Verlagerung der Auszahlung der Übungsleiter/innen-Zuschüsse auf die kommunale Ebene (Versuch der Reduzierung des sportpolitischen Einflusses).
- Bestehende Verbands- und Organisationsstrukturen sind zunehmend gefährdet (siehe Rückgabe von drei Jugendbildungsreferenten an den LandesSportBund in 2005, Schließung der Sportschule Radevormwald).
- Die zunehmende Einflussnahme der Politik und die oben skizzierten Kürzungen und Strukturgefährdungen stellt die Politikfähigkeit des Sports vor große Herausforderungen.
- Gründung des Freizeit- und Breitensportverbandes = Konkurrenzorganisation zu Fachverbänden und im Mittelzufluss als möglicher Konkurrent von LandesSportBund / Sportjugend NRW?
- Die bisherige "Aufgabenverteilung" zwischen den Jugenden der Fachverbände (Sportliche Jugendarbeit, Qualifizierung) und den Jugenden der Stadt-/Kreissportbünde (Projektarbeit, Jugendpolitik …) ist spätestens seit der Reform des Landesjugendplanes ab 1999 aufgebrochen und muss sich neu organisieren.
- Der politische Stellenwert der Jugendarbeit in Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten Jahren angesichts der Betreuungsdiskussion / Ganztagsschul-Entwicklung immer mehr reduziert.
- Die Verabschiedung eines Jugendfördergesetzes muss nicht automatisch eine Ver-besserung der Fördersituation der Jugendverbandsarbeit bedeuten.
- Auch bei der Ausgestaltung des Jugendfördergesetzes werden die großen Herausforderungen für die Schulentwicklung Berücksichtigung finden.
- Auch ein Politikwechsel nach der Landtagswahl 2005 wird diesen Trend nicht umkehren
- Weitere Herausforderungen für die Jugendorganisationen:
* Integration von Migranten, Kinder und Jugendliche, insbesondere Mädchen,
* demographische Entwicklung, immer weniger Kinder und Jugendliche,
* Gesundheitsprävention,
* Qualität der außerschulischen Jugendbildung als Konkurrenz zur schulischen Bildung.

4.2. - Angleichungen und Darstellungen aus der Sicht der Vertreter/innen der Fachverbands- und Stadt-/ Kreissportbund-Jugenden

Frage:
Werden die oben beschriebenen Darstellungen und Entwicklungen in der Fachverbandsjugendarbeit wahrgenommen bzw. welche Bedeutung, Ergänzung und Aus-wirkung haben diese aus der Sicht der Vertreter/innen der Fachverbands- und Stadt-/Kreissportbund-Jugenden?

4.2.1 Fachverbands-Jugenden

- Die oben genannte Analyse ist wichtig und weiter zu schärfen.

- Für die Fachverbands-Jugenden ist bedeutsam, die eigenen Profile zu klären und weiterzuentwickeln.
- Im Innenverhältnis ist die Eigenständigkeit der Sportjugend zum Erwachsenenverband neu zu diskutieren und zu positionieren (angesichts der zunehmenden Kürzungen steigt der Einfluss des Erwachsenenverbandes auf die Jugendarbeit).
- Angesichts des Wegbrechens struktur-stabilisierender Rahmenbedingungen ist die Arbeit zunehmend mit ausschließlich Ehrenamtlichen zu leisten ("Zurück in die Steinzeit?").
- Qualifizierte ehrenamtliche Mitarbeiter/innen fehlen.
- Die Konkurrenz zu anderen Verbänden (z.B. zu Wohlfahrtsverbänden im Arbeitsbereich "Ganztagsbetreuung") nimmt zu.
- Den Fachverbänden werden von der Sportjugend NRW zu viele und umfangreiche Konzepte "vorgesetzt", die sich häufig nicht realisieren lassen.
- Bei Veränderungsprozessen für die Verbände muss künftig in längeren zeitlichen Dimensionen gedacht werden und die "einfachen und alltäglichen" Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen.

4.2.2 Stadt-/Kreissportbund-Jugenden

- Hauptberuflichkeit zur Umsetzung bestimmter Handlungsfelder dringend gefordert (Beispiel: Ganztag).
- Probleme nicht sofort lösbar, längerfristige Perspektive / Prozess erforderlich.
- Verbandsstrukturen stimmen nicht mehr (siehe Diskussionen um die Entwicklung des Freizeit- und Breitensportverbandes).
- Die Vereinsentwicklung muss wesentlich stärker in den Mittelpunkt der Arbeit der Dachorganisationen gestellt werden.
- Die eigene Arbeit muss wesentlich stärker und selbstkritischer hinterfragt werden (Kernaufgaben, Ziele und Zielgruppen, Handlungsfelder, Qualität und Quantität, Einsatz vorhandener Ressourcen).

5. Zukunftsbezogenes

Frage:
Sind wir überhaupt mit dem Bestehenden / mit dem was uns zur Verfügung steht in der Lage und fähig, eine starke Sportjugendentwicklung nach innen und außen zu gestalten?
Welche Rolle und Aufgaben kommen auf die Dachorganisationen zu, z.B. in der Zusammenarbeit zwischen Stadt-/Kreissportbund-Jugenden, den Fachverbands-Jugenden und den Vereinen?

5.1 - Ideen und Vorschläge der Fachverbands-Jugenden

- Die Verteilung der Landesjugendplan-Mittel müsste neu geordnet werden, dabei die "individuellen" und unterschiedlichen Ansätze der einzelnen Fachverbände berücksichtigen und an den spezifischen Stärken eines jeden Fachverbandes ansetzen.

- Kein Aktionismus, sondern kritische "Gelassenheit" ist gefragt.
- Sich auf die eigenen Wurzeln und Werte besinnen und Konzepte aus den eigenen Stärken heraus entwickeln.
- Der Dialog mit der Sportjugend NRW muss intensiviert werden, mehr Präsenz wird vor Ort erwünscht sowie Beratung und Information.
- Die Stärkung und Positionierung der Jugendarbeit innerhalb des Gesamtverbandes (Anerkennung, Finanzen …) ist als "neue" Eigenständigkeit zu entwickeln.
- Innerhalb der Verbände sind "dynamischere" Strukturen zu erarbeiten (z.B. um schneller auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können).
- Qualifizierungskonzepte ausbauen, Motivation der Ehrenamtlichen zur Teilnahme an Fort-bildungen fördern.
- "Mehr Basisarbeit" des "Beamtenapparates LandesSportBund / Sportjugend NRW" gewünscht.
- Gemeinschaftliche "Kompetenzzentren" entwickeln (Ehrenamt und Hauptamt).
- Die Kinder- und Jugendarbeit in den Sportvereinen (Vereinsentwicklung) und die Kinder und Jugendlichen selbst stärker in den Blick nehmen (Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Vereinsjugendarbeit durch Kooperation mit der Schule, Ehrenamtliche Nachwuchs-förderung, Qualifizierung …).
- Planungssicherheit, zumindest für eine Legislaturperiode ermöglichen.
- Inhaltliche Schwerpunkte zwischen einzelnen Verbänden festlegen, anknüpfend an deren jeweiligen Stärken und Potenzialen (Synergieeffekte) (siehe auch Netzwerk …? ).
- Die Kernaufgabe "Sport" nicht vernachlässigen.
- Die Sportjugend NRW geht vor Ort in die Verbände, führt einen gemeinsamen Dialog, berät und informiert, verhandelt Zielkonzeptionen unter der Prämisse "Geben und Nehmen".
- Als organisierter Sport im Kinder -und Jugendbereich gezielt und intern abgestimmt gemein-sam nach außen auftreten.
- Die Kooperation und Abstimmung mit den Stadt-/Kreissportbund-Jugenden intensivieren.
- Vorhandene gute Arbeit und Leistungen besser und offensiv darstellen.
- Kompetenzen bündeln.
- Das Verhältnis Breitensport und Leistungssport im Kinder- und Jugendbereich ausge-wogen diskutieren (Leistungssport = "Richtiger" Jugendsport?).
- Die Arbeit nicht nur nach Geld und Fördertöpfen ausrichten, sondern auf der Grundlage eigener Konzepte gestalten (Was können wir von innen heraus leisten, mit welchen Stärken und Kompetenzen etc.?).
- Ressourcen besser einsetzen.
- Gemeinsames Bewusstsein für die Stärke entwickeln.

5.2 - Ideen und Vorschläge der Stadt-/Kreissportbund-Jugenden

- Bei Übernahme von neuen Handlungsfeldern (z.B. Ganztag) müssen vorab die Rahmen-bedingungen geklärt und ein entsprechender Gestaltungsrahmen zur Verfügung gestellt werden.
- Auf der Grundlage einer klaren Leitvorstellung auch mal "Nein" sagen können (Leitziele und Kriterien festlegen).
- Gesamtverantwortung der Gesamtverbandsstruktur auf allen Ebenen verdeutlichen ("neue" Eigenständigkeit).
- Dialog zwischen Sportjugend und Politik forcieren (Politikfähigkeit fördern).
- Ehrenamtliches Engagement fördern und qualifizieren, Rahmenbedingungen schaffen.
- Strukturanalyse verfeinern, um effektive und konkrete Unterstützungsmaßnahmen ableiten zu können.
- Mitteleinsatz auf der Grundlage von Zielvereinbarungen zielgerichtet und konzentriert ausrichten (z.B. Ausbildung von Ehrenamtlichen).
- Unterschiede zwischen Land und Stadt berücksichtigen.
- Jugendbildung in der Entwicklung der Qualifizierungszentren stärker betonen.
- "Strategisches Vorgehen entwickeln unter dem Motto "Denken und Handeln lernen in strategischen und politischen Zusammenhängen", z.B.
* Die bestehende Vielfalt beachten, anerkennen, analysieren und darauf aufbauend Förder-maßnahmen ansetzen (keine Nivellierung von Unterschiedlichkeiten).
* Hauptamtlichkeit auf der Grundlage von Förderung des Ehrenamts entwickeln.
* Ehrenamtlichen Nachwuchs motivieren und qualifizieren. * Öffentlichkeitsarbeit nutzen (Imagebildung, selbstbewusstes Herausstellen der vor-handenen Leistungen).
* Einbindung in Netzwerke (Kommunalpolitik, Verbände, sportverbandsinterne Netz-werke).
* Informationsbezug? (Welche Informationen, Analysen etc. kann ich nutzen für künftige strategische inhaltliche Handlungskonzepte? Wie komme ich an diese Informationen heran?)".
- Verbands- und jugendpolitisches Selbstbewusstsein ausbauen. "Wir haben gute Leistungen zu verkaufen" ("Wenn wir es nicht tun, tun es andere.").
- Eindeutige Prioritäten setzen (Kernaufgaben definieren etc.).
- Informationsfluss zielgerichtet für alle Verbandsebenen (Verein, kommunale Sportjugenden, Fachverbände, Sportjugend NRW) sicherstellen.
- Dafür müssen neue Kommunikations- und Austauschstrukturen zwischen den unterschied-lichen Verbandsebenen geschaffen werden (z.B. Beratung und Informationsgespräche vor Ort).

6. Fazit / Ausblick

Es wurde deutlich, dass sich die Sportjugend bedingt durch vielschichtige Einflüsse in einem aktiven Veränderungsprozess befindet.
Trotz aller inhaltlichen Vielfalt und strukturellen Unterschiede, Stärken und Schwächen jeder einzelnen Organisationsebene, muss es wieder für die Zukunft etwas Gemeinsames geben als Orientierung und in der Verantwortung aller Beteiligten.
Nur eine starke jugendpolitische Sportentwicklung mit dem Ziel, das Wohl und die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in unserem Verband in den Vordergrund zu stellen, kann dieses Vorhaben "Zukunft" umsetzen.
Die beiden Zukunftsräte haben mehr als deutlich, gezeigt, dass der Wille und das Engagement aller Beteiligten zur konstruktiven Zusammenarbeit vorhanden sind.

 
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