Juni 2002 bis November 2005


Vereinshilfe Archiv: Gunolf Bach

Nr. 105 - 18. November 2004

„Nur gemeinsam sind wir stark” - 1. Zukunftsrat der Fachverbandsjugenden

Die Sportjugend NRW (SJ NRW) befindet sich in einem grundlegenden Wandlungsprozess.
Stichworte wie Mittelkürzungen, Kommunalisierung der Landespolitik oder Ganztagsschule stellen die Jugendorganisation vor neue Herausforderungen. Außerdem gibt es innerverbandliche Diskussionen (z.B. Qualifizierungszentren).
Grund genug für die SJ NRW in einen „Zukunftsdialog“ mit den SSB/KSB-Jugenden (Wir im Sport berichtete) und den Fachverbandsjugenden zu treten, um sich in einem gemeinsamen Dialog über die kommenden Aufgaben und die gegenseitige Unterstützung zu verständigen.
Das erste Treffen mit den Fachverbandsjugenden fand am 23. September in Duisburg statt.
Dirk Mays, Vorsitzender der SJ NRW betonte in der Ruhrgebietsstadt: „Unsere Perspektiven sind gut, wenn wir uns gut aufstellen. Wenn nicht, ist unsere Zukunftsfähigkeit gefährdet.
Auf jeden Fall bläst uns der Wind ins Gesicht.“ Nur vereint und als Gesamtorganisation des Sports seien Interessen des Kinderund Jugendsports durchzusetzen“, sagte Mays.
Die Jahrestagung der Vorsitzenden der KSB/SSB- und Fachverbandsjugenden am 21. bis 23.1.2005 in Hachen soll ein weiterer Eckpfeiler auf dem Weg in die Zukunft sein.

Seminar "Ausbildung zum Sportmentaltrainer"

Berthold Bisselik, Basketball Bundesstützpunkt Rheinland - Standort Rhöndorf schrieb folgenden Text:

"Liebe Kollegen,
als sportlicher Leiter im Bundesstützpunkt Rheinland möchte ich Euch auf unsere im Januar stattfindende "Ausbildung zum Sportmentaltrainer" aufmerksam machen.
Neben unserer umfassenden Talentförderung bieten wir hier in Bad Honnef/Rhöndorf auch den Trainern Möglichkeiten zur Aus- und Fortbildung an.
Wir bitten Euch um Unterstützung, diese Einladung Eurem Netzwerk an Trainern zukommen zu lassen und/oder eine Information auf euer Web-Seite zu posten.
Für Eure Unterstützung herzlichen Dank.

Seminar "Ausbildung zum Sportmentaltrainer" 03.- 07. Januar 2005,
Tagungsstätte KSI, Bad Honnef

Inhalte:
- Zielarbeit im Sport,
- Entspannung und Visualisierung,
- Kon-ZEN-tration,
- State of Flow,
- Wettkampfblockaden erkennen und abbauen

Da die sportmentale Komponente im Spitzensport immer mehr an Bedeutung gewinnt, bieten wir allen Interessierten hierzu das nötige Rüstzeug an.
Qualifizierte und sporterfahrene Referenten werden Euch in angenehmer Atmosphäre und professioneller Umgebung das Wissen und die Tools über die praktische Anwendung des mentalen Trainings vermitteln.
Das Seminar "Ausbildung zum Sportmentaltrainer" findet in Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie zur Gesundheitsbildung statt.
Die Veranstaltung ist vom Deutschen Basketball zur Verlängerung der A- und B-Trainerlizenz genehmigt.
Ausfürliche Informationen findet Ihr unter www.coachclinic.de.

Ich würde mich freuen, Euer Interesse für dieses spannende Thema geweckt zu haben."

EHRENKODEX

- für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sport, die Mädchen und Jungen sowie junge Frauen und junge Männer betreuen oder qualifizieren oder zukünftig betreuen oder qualifizieren wollen.
Im Sommer 2004 haben der Vorstand der Sportjugend NRW und das Präsidium des LandesSportBundes den Ehrenkodex für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sport verabschiedet, die Mädchen und Jungen sowie junge Frauen und junge Männer betreuen oder qualifizieren oder zukünftig betreuen oder qualifizieren wollen.
Den Ehrenkodex finden Sie zum Download auf der Sportjugendseite "Ehrenkodex" des Internetauftritts "wir-im-sport.de
Wir bitten Sie, den Ehrenkodex an die Übungsleiterinnen und Übungsleiter Ihres Vereins weiterzuleiten, damit diese ihn unterzeichnen können. Dankbar wären wir auch für eine Rückmeldung über die Resonanz bzw. Unterzeichnung des Ehrenkodex in Ihrem Verein/Verband.
Verwenden Sie dazu bitte die in der PDF-Datei befindliche Rückantwort.
Füllen Sie diese aus und faxen sie Sie uns einfach zu: Fax-Nr.: 0203/7381- 868
Wenn Sie Fragen zum Ehrenkodex haben, wenden Sie sich an: Sportjugend NRW, Dorota Sahle, Friedrich-Alfred-Str. 25, 47055 Duisburg, Tel.: 0203/7381-847, E-Mail: dorota.sahle@lsb-nrw.de
(dorota sahle-sportjugend NRW)

Schon vergessen? - "Brettschneider-Studie" zur Jugendarbeit in NRW

Nach wie vor ist der Sportverein die unangefochtene Nr. 1 unter den Jugendsportorganisationen.
In Übereinstimmung mit der aktuellen Shell-Jugendstudie wird im Zehnjahresvergleich tendenziell sogar eine Steigerung des Organisationsgrades festgestellt.
Mehr als 60% der 12jährigen und ca. 40% der 18jährigen sind aktive Mitglieder im Sportverein (mehr Jungen als Mädchen, mehr Gymnasiasten als Hauptschüler). 18jährige aktive Vereinsmitglieder sind im Durchschnitt 9 Jahre im Verein und verbringen dort etwa 5 Stunden pro Woche.
Fazit:
Der Verein besitzt eine hohe Integrationskraft Bei den motorischen Tests verfügen Vereinsjugendliche hinsichtlich Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und Koordinationsfähigkeit durchgängig über die besseren Ausgangswerte.
Im Entwicklungsverlauf kommt es - von Ausnahmen abgesehen, wo die Leistungsabstufungen gleich bleiben - zumeist zu einer Annäherung der Entwicklungslinien. Die Verlaufslinien zur motorischen Leistungsfähigkeit lassen Entwicklungsvorteile auf Seiten der Vereinsjugendlichen kaum erkennen.
Fazit:
Den Sportvereinen gelingt es offensichtlich, die motorisch begabten und sportlich interessierten Kinder und Jugendlichen zu rekrutieren und an sich zu binden.
Der anfangs vorhandene Leistungsvorsprung wird gelegentlich gehalten, kann aber zumeist nicht ausgebaut werden. Der Vereinssport ist insofern eher als "Bewahrer" denn als Förderer der motorischen und sportlichen Potenziale seines Nachwuchses einzustufen.
Kann der Jugendsport im Verein dazu beitragen, Ressourcen zu erschließen, die Heranwachsenden bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben helfen?
Aufschluss kann das Bild geben, dass Jugendliche von sich selbst haben.
Bei der Entwicklung des Selbstwertgefühls profitieren Heranwachsende von ihrem Engagement im Sportverein, allerdings geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Mädchen entdecken den Sport als Quelle des Selbstwertgefühls im Entwicklungsverlauf eher als Jungen; letztere profitieren länger.
Bei der Einschätzung ihrer sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen des gleiche und des anderen Geschlechts wie auch des intergenerationellen Verhältnisses unterscheiden sich Vereinsjugendliche nicht signifikant von ihren vereinsdistanzierten Altersgenossen.
Der Aufbau von Freundeskreisen mag zeitweise vom Sportverein positiv beeinflusst werden. Eine nachhaltige Wirkung auf das soziale Selbstkonzept kann nicht nachgewiesen werden.
Bei der Einschätzung der eigenen sportlichen Leistungsfähigkeit wie auch der Zufriedenheit mit der eigenen körperlichen Attraktivität gibt es geschlechtsunabhängig mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen zwischen jugendlichen Vereinsmitgliedern und Nicht-Mitgliedern.
Wenn es um die emotionale Stabilität und ihre Entwicklung im Jugendalter geht, stellen Alter und vor allem das Geschlecht die wichtigsten Einflussvariablen dar. Ein systematischer Einfluss des Sportengagement im Verein kann nicht nachgewiesen werden.
Wenn Belastungen im Jugendalter nicht bewältigt werden, spiegelt sich das häufig in psychosomatischen Beschwerden und im Problemverhalten der betroffenen Heranwachsenden wieder.
Vor Schlafstörungen und Kopfschmerzen sind Vereinsjugendliche im Entwicklungsverlauf weniger betroffen als ihre vereinsdistanzierten Altersgenossen. Die Prävalenzrate weiterer sieben erfasster psychosomatischer Beschwerdebilder lassen keine Unterschiede zwischen der Untersuchungs- und der Kontrollgruppe erkennen.
Die Befunde zum jugendlichen Problemverhalten:
In ihrem Alkoholkonsum sind jugendliche Vereinssportler keineswegs zurückhaltender als Nicht-Mitglieder.
Bei Zigaretten sieht die Entwicklung anders aus:
Die Konsumraten der Vereinsjugendlichen liegen deutlich niedriger.
Offensichtlich befürchten die Vereinsmitglieder Einbußen ihrer sportlichen Leistungen durch Nikotin.
In beiden Punkten gibt es große sportartspezifische Unterschiede. Beim Konsum von Bier und Zigaretten sind Vereinsfußballspieler Spitzenreiter.
Beim Konsum illegaler Drogen gibt es im Durchschnitt keine Unterschiede zwischen Vereinsmitgliedern und Nicht-Mitgliedern.
Bei der Entwicklung der leichten Delinquenz ist für jüngere Heranwachsende von einer protektiven Wirkung des Vereins auszugehen, die sich im Verlauf der Jugendphase verflüchtigt.
Die Prävalenzraten bei schwerer Delinquenz sind insgesamt niedrig und schließen insofern überzeugende Interpretationen aus.
Fazit:
Der Sportverein wird in seinen Leistungen und seiner Leistungsfähigkeit für die Entwicklung der psychosozialen Gesundheit überschätzt.
Insgesamt legen unsere Befunde nahe, allzu optimistische Annahmen von positiven Wirkungen der Sportverein auf die jugendlichen Entwicklung zu relativieren.
Wenn sich Vereinsjugendliche in manchen Aspekten von ihren vereinsdifferenzierten Altersgenossen unterscheiden, dann dürfte dies vor allem der Tatsache geschuldet zu sein, dass vor allem solche Jugendliche vermehrt in den Sportverein gehen und sich an ihn binden, die sich von vornherein einer starken Physis und Psyche erfreuen.
Der Sportverein stellt ein Feld dar, in dem Jugendliche vielfältige Erfahrungen machen können, die für ihre Entwicklung bedeutsam sind. Deshalb sollte die Jugendarbeit des Sportvereins weiterhin auf die beiden Säulen setzen: die Förderung des Sportengagements und die Unterstützung jugendlicher Entwicklung.
Allerdings stellen sich Wirkungen sportlicher Aktivität nicht automatisch ein. Weder die Förderung psychosozialer Gesundheit noch die Entwicklung motorischer Leistungsfähigkeit geschieht so nebenbei.
Dazu bedarf es einer spezifischen Inszenierung des Sports sowie entsprechender Kompetenzen und Ressourcen auf Seiten derer, die ihn anbieten und vermitteln.
Den von außen aufgebürdeten oder selbst auferlegten Leistungsansprüchen kann der Sportverein angesichts der sozialen und kulturellen Umbrüche in unserer Gesellschaft nicht gerecht werden.
Wenn befürchtet wird, dass Sozialisationsinstanzen wie Schule und Elternhaus ihre Erziehungsaufgaben nicht mehr hinreichend wahrnehmen (können), kann auch der Sportverein nicht die Rolle eines Reparaturbetriebes für gesellschaftliche Defizite übernehmen.
Die Empfehlungen an den organisierten Sport lauten:
Er kann sich seines pädagogischen und sozialen Potenzials durchaus sicher sein.
Bei der Erschließung dieses Potenzials ist mehr Realitätssinn und mehr Bescheidenheit an den Tag zu legen.
Anzuraten ist eine Hinwendung zur Qualitätssicherung und damit verbunden zu verstärkter Evaluation.
Wenn es gelänge, eine neue Debatte um Profilbildung und Neuorientierung der Sportvereine zu eröffnen, hätte die Studie mit ihren Befunden eine wichtige Aufgabe erfüllt.

Die komplette Studie kann über den Buchhandel bezogen werden:
W.D. Brettschneider/ T. Kleine/ H.P. Brandl-Bredenbeck
Jugendarbeit im Sportverein
K. Hofmann, Schorndorf, 2002
ISBN 3778072390
16,80 Euro

 
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