Schreiben des Schiedsrichterwartes Rudolf Ordon vom 29.03.01

 

An alle
Bundesligaschiedsrichterinnen
und Bundesligaschiedsrichter

   

Liebe Schiedsrichter,

 

vor Beginn der Feldhockeysaison 2001 möchte ich Euch mit den Regeländerungen vertraut machen, die ja z.T. bereits in der DHZ Nr. 10 vom 22. März veröffentlicht worden sind.

 

Die Torhüter dürfen nun nicht mehr ihre eigene Spielfeldhälfte verlassen, es sei denn sie wollen einen 7-m-Ball für ihre Mannschaft ausführen. Wenn also ein Torhüter die gegnerische Spielfeldhälfte betritt, um z.B. an der sogenannten „Schlußstrafecke“ teilzunehmen, ist gegen ihn an der Mittellinie ein Freischlag zu verhängen.

 

Nach den internationalen Regeln ist es nun möglich (im Bereich des DHB hatte uns die SPO dies bisher schon erlaubt), einen Spieler von der Mannschaftsbank bei z.B. schlechtem Benehmen auszuschließen mit der Folge, daß seine Mannschaft einen Spieler weniger auf dem Spielfeld haben muß.

 

Der DHB wird auf Wunsch der FIH einen Regelversuch durchführen, der allerdings auf die Bundesligen beschränkt bleibt. Danach ist die bisherige „alleinige“ Zuständigkeit eines SR für Entscheidungen auf Freischlag in seinem Kreis, auf Ecke, Strafecke, 7-m-Ball und Tor in eine „vorrangige“ Zuständigkeit umgewandelt worden. Von dieser Möglichkeit sollte der sog. „nicht zuständige“ SR allerdings – im Gegensatz zum Hallenhockey – nur mit äußerster Zurückhaltung Gebrauch machen. Voraussetzung für ein Eingreifen ist die begründete Überzeugung bzw. Gewißheit, daß 

 

  • der Kollege den Regelverstoß nicht sehen konnte, weil ihm die Sicht versperrt war  

  • er keinen Vorteil laufen läßt  

  • der Regelverstoß, bliebe er ungeahndet, zu einem erheblichen Vorteil für die Mannschaft führt, die ihn begangen hat  

  • es sich um einen schwerwiegenden Regelverstoß und/oder ein absichtliches Foulspiel handelt.

 

Da wir der FIH über unsere Erfahrungen berichten sollen, bitte ich Euch, der KSR bis zum 1.11.2001 formlos mitzuteilen, wie oft Ihr aus welchen der o.a. Gründe im Schußkreis des Kollegen eingegriffen habt.

 

Die Höchstdauer des Spielausschlusses auf Zeit (=gelbe Karte) ist von bisher 10 auf nunmehr 15 Minuten heraufgesetzt worden, so daß die Strafzeit jetzt zwischen 5 und 15 Minuten liegt. Als Richtlinie gilt verbindlich, daß Regelverstöße ohne Stock-bzw. Körperkontakt mit einem Spieler (Meckern, Ballwegschlagen nach dem Pfiff usw.) grundsätzlich mit einem Ausschluß zwischen 5 und 10 Minuten geahndet werden müssen, daß absichtliche Regelverstöße mit Einwirkung auf Stock oder Körper eines Spielers mit einem Ausschluß zwischen 10 und 15 Minuten bestraft werden müssen.

 

Hintergrund dieser Änderung ist die Abschaffung der Sperre nach der dritten, fünften, siebten usw. gelben Karte innerhalb einer Saison.

 

Neu ist auch, daß das absichtliche Spielen des Balles über die eigene Grundlinie von jeder Stelle des Spielfeldes mit einer Strafecke zu ahnden ist. Bisher wurde das absichtliche Spielen aus der gegnerischen Spielfeldhälfte nur mit einer Ecke geahndet. Allerdings gab es derartige Regelverstöße in der Praxis kaum.

 

Nur neu definiert wurde auch das „Spielen des Balles“. Spieler müssen deutlich machen, daß es nicht ihre Absicht ist, den Ball über ihre eigene Grundlinie zu spielen. Wird er Ball so gespielt, daß er nur über die Grundlinie gehen kann, ist eine Strafecke zu verhängen. In der Praxis dürfte dies zunächst einmal dazu führen, daß mehr Strafecken verhängt werden. Für Torhüter gilt jedoch nach wie vor, daß sie den Ball absichtlich über die Querlatte oder um die Torpfosten ins Aus lenken dürfen. Hier ist dann lediglich auf Ecke zu entscheiden.

 

Ich möchte Euch noch einmal eindringlich bitten, die Spielformulare korrekt und sorgfältig auszufüllen. Vorfallsschilderungen, z.B. nach einer roten Karte, sind detailliert, auf dem Spielberichtsbogen, der Rückseite oder einem weiteren Bogen vorzunehmen. Dem Mannschaftsführer ist Einblick zu geben. Es ist nun unzulässig, diesen Bericht erst zuhause auszufüllen.

 

Leider hat der in Wolfenbüttel durchgeführte Cooper-Test deutliche Konditionsmängel bei einem zu großen Teil der SR aufgedeckt. Auch bei einigen Hallenspielen, die ich beobachtet habe, stieg die Fehlerquote der SR gegen Ende der 60 Minuten deutlich an, was offensichtlich auf eine unzureichende Kondition zurückzuführen war. Bereitet Euch also intensiv durch Jogging auf die Saison vor.

 

Dies gehört zum sportlichen Verhalten, das die KSR verlangt und die Mannschaften völlig zu Recht erwarten. Hierzu gehört weiterhin, daß weder unmittelbar vor dem Spiel noch in der Halbzeitpause geraucht wird.

 

An dieser Stelle möchte ich mich bei Euch aber auch noch für Euren großen Einsatz bedanken, durch den wir die neue Hallensaison im Großen und Ganzen doch noch gut über die Runden gebracht haben.

 

Schließen möchte ich mit einer Bitte. Informiert Euch über die Satzungsänderungsanträge des Präsidiums. Tragt bitte dazu bei, daß der SR-Wart und mit ihm das SR-Wesen ihre bisherige grundsätzliche Unabhängig behalten.

 

Für die anstehende Feldsaison wünsche ich Euch das Quentchen Glück, das wir als SR immer wieder benötigen.

 

Freundliche Grüße 


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