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„Die P-Akkreditierten haben unglaubliche Größe gezeigt“

DHB-Sportdirektor und Delegationsleiter Rainer Nittel mit seinem Peking-Fazit

 

29.08.2008 - Für DHB-Sportdirektor Rainer Nittel waren es in Peking – rund eineinhalb Jahre nach Dienstantritt beim Deutschen Hockey-Bund – die ersten Olympischen Sommerspiele. Der ehemalige Eishockey-Bundestrainer der Damen und Sportdirektor des Deutschen Curling-Verbandes führte als für den Leistungssport verantwortliches DHB-Vorstandsmitglied die deutschen Hockey-Mannschaften als Delegationsleiter an. Im Interview mit hockey.de zieht Rainer Nittel sein ganz persönliches Fazit von den Spielen in China.


Sie haben ja schon Winterspiele als Delegationsleiter des Curling-Verbandes erlebt. Was waren die Unterschiede nun bei den Sommerspielen?

Nittel: „Ich hatte erwartet, dass die Unterschiede extremer wären? Natürlich ist bei Sommerspielen alles viel größer dimensioniert, aber die grundsätzlichen Anforderungen an die Delegationsleitung sind identisch. Da war es zweifellos ein Vorteil, dass ich die internen Wege und die handelnden Personen beim IOC und DOSB bereits kannte. Wir haben auftretende Probleme immer ganz zeitnah mit dem DOSB lösen können. Insgesamt bin ich schon sehr zufrieden.“


Wie war die Stimmung innerhalb der Hockey-Delegation?

Nittel: „Es gab eine reibungslose Zusammenarbeit mit beiden Teams und dabei vor allem mit den beiden Teammanagern Dorle Gassert und Jochen Heimpel. Wir konnten auch nach außen dadurch die Schnittstellen zum DOSB und zur Hockey-Pressestelle schnelle auf hohem Niveau besetzen. Fraglos hat sich die Zusammenarbeit im Vorfeld und während der Spiele mit dem in China lebenden Professor Wolf Kersten als positiv herausgestellt. Dadurch hatten wir sicherlich einige Wettbewerbsvorteile, weil wir auf auftretende infrastrukturelle Probleme sehr gut vorbereitet waren.“


Wie haben Sie bei der vielen koordinativen Arbeit denn den Olympiasieg der Herren emotional miterlebt?

Nittel: „Ich bin persönlich eher der Typ, der sich im Verborgenen freut. Generell gibt es bei mir große Freude über das Abschneiden beider Teams, denn auch das Erreichen der Medaillenrunde bei den Damen sehe ich als herausragende Leistung an. Wenn man von den Teams in der ganzen Zeit keine Klage gehört hat, dann bedeutet mir das schon viel, weil es zeigt, dass die Arbeit im Hintergrund wohl weitgehend gestimmt haben muss. Generell bin ich unglaublich froh, dass ich dieses Turnier so nah an den Mannschaften miterleben durfte, denn das ist etwas, was einem ewig in Erinnerung bleiben wird.“


Als Sportdirektor muss man aber ja wahrscheinlich gleich wieder nach vorn in die Zukunft schauen. Gibt es – von Tibor Weißenborn abgesehen – schon andere Spieler oder Spielerinnen, die ihre Karriere beenden wollen?

Nittel: „Nein. Und ich glaube auch, dass alle gut beraten wären, die Erlebnisse und Emotionen – positive wie negative – gut zu verarbeiten, bevor sie eine solche Entscheidung treffen. Dann gilt es, über Diskussionen miteinander einen neuen gemeinsamen Weg zu erarbeiten.“


Nach zweieinhalb Wochen Olympia in Peking mit so vielen Eindrücken – was waren denn Ihre ganz persönlichen Höhepunkte?

Nittel: „Ein Highlight mit Gänsehauteffekt war zweifellos der Einlauf mit dem Olympiateam hinter Fahnenträger Dirk Nowitzki her, als im Tunnel zum Stadion alle anfingen zu skandieren ‚Wir wollen die Fahne sehen!’ – wie man es sonst vielleicht nur aus Fußballstadien kennt. Sportlich fand ich den 100-Meter-Lauf von Usain Bold beeindruckend – ich halte diese Leistung für unfassbar. Höhepunkt im Arbeitsalltag war der Kampf um die Akkreditierung von Jan Marco Montag, als er im Halbfinale für den erkrankten Oliver Korn einspringen sollte. Als der 17 Minuten vor dem Spiel seinen Pass um den Hals hängen hatte, da hatte ich schon das Gefühl, dass wir etwas fast Unmögliches noch möglich gemacht haben, und habe eine große innere Zufriedenheit genossen. Ewig erinnern aber werde ich auch die Fahrt mit dem Bus nach dem Finale vom Stadion zum Deutschen Haus, als wir in einem 40-Sitzer mit gefühlten 90 Mann unterwegs waren und die Jungs dann mit ihrer positiven Stimmung das Deutsche Haus zum Platzen gebracht haben.“


Worauf sind Sie stolz?

Nittel: „Stolz bin ich auf das unglaubliche hohe ehrenamtliche Engagement unserer Staffmitglieder, die in Peking eine unfassbare Leistung abgeliefert haben. Und ich bin ganz besonders stolz auf die vier P-Akkreditierten in Peking, Yvonne Frank, Lina Geyer, Christian Schulte und Jan Marco Montag, die nicht Sportler sein durften, aber trotzdem bewundernswert grandios die Teams unterstützt haben. Das hatte eine Größe, die ich auch in meiner Laufbahn so noch nie wahrgenommen habe. Deshalb bin ich stolz auf diese vier Athleten.“

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