Seniorenhockey

 

Noch nie den Führenden so nahe gekommen wie in Newcastle

Resumee der deutschen Teams vom 8. Grand Masters World Cup in Australien

 

14.05.2016 - Mit einem vierten und einem fünften Platz sind die deutschen Mannschaften vom Grand Masters World Cup aus Australien zurückgekehrt. Auch wenn die Ergebnisse im heutigen elektronischen Zeitalter nahezu zeitgleich überall bekannt werden, bleiben detailliertere Berichte immer noch leicht auf der Strecke. So gilt es, vom 8. World-Cup der Senioren M60 in Newcastle/New South Wales die Geschehnisse der letzten Tage zu dokumentieren.


Nachdem das deutsche WM-Team sich mit einer abschließenden 0:3-Niederlage gegen Gastgeber, Titelverteidiger und Turnierfavorit Australien als Gruppenzweiter für das Viertelfinale qualifiziert hatte, traf es dort auf planmäßig auf Südafrika. Bei den anderen Paarungen mussten nach der Ermittlung der zwei weiteren Viertelfinalisten Verschiebungen vorgenommen werden, die im weiteren Turnierverlauf auch die Deutschen betreffen sollten. Japan unterlag erwartungsgemäß Australien mit 0:4, wobei der Sieg leichter aussieht, als er den Australiern fiel. England konnte Neuseeland mit 2:0 besiegen, und Schottland hatte gegen die routinierten Niederländer beim 1:3 keine echte Chance auf ein Weiterkommen.
Für das deutsche Team begann das Viertelfinalspiel gegen die hart spielenden Südafrika mit einer unangenehmen Überraschung: Bereits in der 3. Minute konnte sich Anthony Markewicz in der Mitte durchsetzen und das 1:0 markieren. Es dauerte lange, bis die Deutschen diesen Schock und Rückstand verarbeiten konnten, denn erst in der 44. Minute konnte sich der Münchner Miroslaw Manka in der Mitte durchsetzen und überlegt den südafrikanischen Torhüter zum 1:1 tunneln. Eine weitere Chance nutzte Manka in der 52. Minute zum verdienten 2:1 und brachte die deutsche Mannschaft in Führung. Das vermeintliche 3:1 durch Dieter Riehn in der 58. Minute wurde von den teilweise zur unterschiedlich agierenden Schiedsrichtern wegen Fußfehler nicht anerkannt, und fast im Gegenzug konnte Südafrika eine Strafecke zum 2:2 durch Stephen Kelly verwandeln.

Gravierend unterschiedliche Auslegungen der Regeln

Es wäre zu einfach, diesen Gegentreffer auf die Schiedsrichter abzuwälzen, dennoch zeigten alle Unparteiischen im Turnier sehr unterschiedliche Leistungen. Besonders gravierend waren ihre unterschiedlichen Regelauslegungen. Wenn sich einige durchaus "europäisch" gegenseitig unterstützten, endete bei anderen der Entscheidungsbereich genau an der Mittellinie. Auch "jung" und "älter" schienen andere Regeln zu haben.
Für das deutsche Team musste jetzt Martin Stock im Penalty-Shootout die Kohlen aus dem Feuer holen, was ihm hervorragend gelang. Bereits nach dem vierten Paar lagen die Deutschen mit 2:0 uneinholbar in Front und konnte ihren vor dem Turnier erhofften, aber unerwarteten Einzug ins Halbfinale bejubeln.
Durch die bereits erwähnten Anpassungen der Viertelfinalpaarungen nach den Shoot-Outs der Vorrunde traf Deutschland jetzt im Halbfinale erneut auf Australien. Mit unterschiedlichen Erwartungen musste man in dieses Spiel gehen. Einerseits stand erneut ein hochinteressantes Spiel bevor, anderseits dämpfte der Muskelfaserriss von Franz Meier aus dem Spiel gegen Südafrika und andere kleine Blessuren die Erwartungen der mit 15 Spielern sehr kleinen Mannschaft. Die erforderliche Umstellung in der Abwehr sollte sich auch sofort negativ bemerkbar machen. Bereits in der 1. Minute konnte der ungemein schnelle Geoffrey Lewis Australien durch einen leicht abgefälschten Ball in Führung bringen. Einen unglücklichen Abwehrschlag aus der Abwehr brachte das australische Mittelfeld sofort steil in den deutschen Kreis, wo Lewis diesen Pass genau mit der Schlägerspitze ins Tor abfälschte.
Auch dieses erneut frühe Gegentor zeigte, dass auf diesem höchsten (Senioren-)Niveau von der ersten Minute an absolute Konzentration der Mannschaften gefordert ist. Gerade in diesem Bereich mangelte es der deutschen Mannschaft in fast allen Spielen, weil entsprechende Erfahrung durch einen unentwickelten Spielbetrieb unter Gleichaltrigen in Deutschland kaum gewonnen werden können. Länder wie Australien, England und die Niederlande haben durch ihre Seniorenligen in allen Altersklassen eindeutige und kaum auszugleichende Vorteile. Ereignen sich dann Verletzungen, die zu Umstellungen zwingen, muss sich das Feingefüge erneut finden und bietet den Gegnern unnötige Chancen. Am Ende hatte man mit 0:4 das Nachsehen.
Im Spiel um den dritten Platz gegen England waren die Deutschen wieder in der Spur und boten den Briten einen ausgeglichenen Kampf. In ihrem besten Turnierspiel boten sich auf beiden Seiten Chancen zu Führung, aber gute Angriffs- und Abwehrleistungen auf beiden Seiten führten zu keiner vorzeitigen Entscheidung. Erst ein unnötiger Ballverlust im eigenen Kreis in der 53. Minute bot den Engländern durch die anschließende Strafecke die Chance zum 1:0, die sie durch Andrew Haigh auch eiskalt nutzen konnten. Dieses knappe Ergebnis gegen England bedeutete für alle deutschen Spieler zwar eine Niederlage im kleinen Finale, aber auch ein befriedigender Gewinn: Noch nie war man in den vergangenen Jahren so dicht an die drei führenden Nationen im Seniorenhockey herangekommen. Der Weg, mit vielen hochwertigen Spiele die mangelnden Spielmöglichkeiten unter Gleichaltrigen im eigenen Land auszugleichen, ist zwar kostspielig, aber auch erfolgreich.    

Tournament Trophy: Australier und Engländer zu stark

Entsprechende Erkenntnisse lassen sich auch aus den Spielen der "zweiten" Mannschaft (Foto) in der Tournament Trophy ziehen. Die Nationen mit einem nationalen Spielbetrieb unter Gleichaltrigen sind auch hier weit vorne. Fehlten in Newcastle die Niederländer aufgrund der hohen Kosten, zeigten sich die beiden Teams aus Australien (Southern Cross Blue und Red) und England (LW Red und White) deutlich überlegen. Für die Deutschen konnte daher leistungsgerecht nur der 5. Platz herausspringen. Bei 0:4 gegen die Australier Southern Cross Red hatte man erneut keine Chance, wogegen im Spiel gegen Südafrika mit dem 2:0 die eigenen Erwartungen voll erfüllt wurden (25. Min. 1:0 durch Thomas Zapp von BW Berlin in Anschluss an eine Strafecke, 51. Min. 2:0 durch den Frankfurter Fedor Midanka).
Im Abschlussspiel um den 5. Platz konnte dann erneut das multinationale Team vom International Alliance HC bezwungen werden, jetzt sogar mit 3:1. Die frühe Führung durch Tom Bauer in der 10. Minute konnte er in der 39. Minute durch eine verwandelte Strafecke zum 2:0 ausbauen, ehe Norman Hibbard für die Internationalen auf 2:1 verkürzen konnte. Das entscheidende und schönste Tor des Spieles erzielte Pal Singh aus Erlangen, als er in der 64. Minute eine präzise Linksflanke des Berliners Christian Wienhold mit einem überlegten Schlenzer über den herausstürzenden Torhüter hinweg erzielte.
Beide deutschen Mannschaften waren in ihren Wettbewerben die ältesten Teams, da man, um allen Interessenten die Spielmöglichkeiten bieten zu können, jeweils in den M60-Wettbewerben gemeldet hatte. So trat das WM-Team mit sechs Spielern an, die im nächsten Jahr (wieder) im M65-Bereich antreten können.
Bleibt noch nachzutragen, dass im M60-WM-Wettbewerb die Niederlande beim 2:0-Endspielsieg den favorisierten Gastgebern keine Chance gaben. Eine klug gestaffelte holländische Abwehr vereitelte alle Versuchs der Australier, durch ihre gefährlichen Steil- und Diagonalpässe die Stürmer in den Position anzuspielen, und zwei hervorragend herausgespielte Konter brachten den verdienten WM-Titel für die Niederländer. In den M65- und M70-Wettbewerben blieben die Goldmedaillen dagegen in Australien.  HWS

» zur Ergebnisseite des Grand Masters Word Cups
» zum dritten Bericht

 

 
28. März 2024
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