Jugendhockey

 

Szene aus dem DM-Finale der Männliche Jugend A zwischen TC Blau-Weiss Berlin (in weiß Fedor Bock; hinten Co-Trainer Hendrik Gay) und Uhlenhorst Mülheim (links Jan Schiffer; rechts Laurens Halfmann).   Foto: Förster

 

„Wüsste nicht, wie DM besser geht“

Beobachtungen bei den Deutschen Hallenmeisterschaften im männlichen Bereich

 

06.03.2017 - Einen starken Höhe- und Schlusspunkt der Hallensaison setzten die Deutschen Meisterschaften 2017 im männlichen Nachwuchsbereich. Begeistert vom Gesehenen äußern sich die DHB-Beobachter Valentin Altenburg (Jugend A), André Henning (Jugend B) und Matthias Becher (Knaben A) über die DM-Turniere in Berlin, Georgsmarienhütte und Bad Kreuznach.

 

Männliche Jugend A: Vorgeschmack auf die Hallen-WM 2018

„Das war eine geile Deutsche Meisterschaft“, brachte es ein euphorischer DHB-Beobachter Valentin Altenburg auf den Punkt und führte weiter aus: „Die Endrunde der Jugend A hatte einen außergewöhnlichen, ja fantastischen Rahmen. Neben der starken Ausrichter-Mannschaft um Kapitänin Jessica Staiger hat auch die Mannschaft der Unparteiischen eine geschlossene Leistung abrufen können. Top-Hockey braucht Top-Schiedsrichter. Eine starke Besetzung haben die Koordinatoren Pleißner/Wille da als Schiedsrichter-Team nominiert. Da kann sich in Zukunft auch die 1. Bundesliga auf eine tolle neue Generation von Schiedsrichtern freuen! Blau-Weiß Berlin ist es zudem gelungen, eine gleichzeitig hoch professionelle wie liebevolle Endrunde auszurichten. Und die hoch emotionale Endspielstimmung macht Lust auf mehr Budenzauber in Berlin. Ein super Vorgeschmack also auf die Hallenhockey-Weltmeisterschaft 2018 in Berlin.“
Angetan war Altenburg von der mutigen Ausrichtung der Teilnehmer. „Die acht besten Mannschaften 2017 haben tolles Offensiv-Hockey geboten. Ich freue mich sehr, dass sich mal wieder eine männliche Mannschaft aus Bremen qualifiziert hat. Die Bremer Jungs waren mit Abstand die jüngste Truppe und können stolz auf ihre erfolgreiche Saison sein. Gleiches gilt für Nürnberg und München, die phasenweise großartiges Hockey gespielt haben und denen gleichzeitig manchmal noch die Konstanz gefehlt hat, um noch weiter oben zu landen. Der HTHC hat sich Dank herausragender Torwartleistungen von Anton Brinkmann als unangenehmer Gegner gezeigt. Die vier Halbfinal-Teams waren enger beieinander, als die Ergebnisse in den Halbfinalspielen vermuten lassen. Besonders Düsseldorf hat in den Gruppenspielen eindrucksvoll gezaubert. Am Ende waren mit Blau-Weiß und Mülheim zwei starke Teams im Endspiel auf Augenhöhe.“
Ins Allstar-Team berief der U21-Bundestrainer neben Anton Brinkmann (HTHC) im Tor den Abwehrchef und Kapitän von BWB, Paul Dösch. Neben diesem dirigiert die Abwehr der Uhlenhorst-Kapitän Niklas Bosserhoff. Im Sturm nominierte der Altenburg neben Linus Müller (DHC) noch Jan Schiffer (UM) und Thies Prinz (BWB). „Vielleicht sehen wir ja den einen oder anderen aus diesem Allstar-Team bereits im kommendem Jahr hier in Berlin bei der Hallen-WM auf der ganz großen Bühne wieder“, zeigte sich der Bundestrainer begeistert von der spielerischen Klasse der Youngsters. Außerdem freute sich Altenburg über starke Turnierleistungen von Fedor Bock (BWB), Adrian Lehmann-Richter (BWB) und Moritz Haustein (NHTC).

Das Allstar-Team in Berlin. Von links Anton Brinkmann, Paul Dösch, Bundestrainer Valentin Altenburg, Niklas Bosserhoff, Jan Schiffer, Thies Prinz. Der ebenfalls berufene Linus Müller war zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Fahrt zum Flughafen.    Foto: Förster

Männliche Jugend B: Reif und abgezockt, als es darauf ankam

Souverän gewann der HTC Uhlenhorst Mülheim die Deutsche Meisterschaft der Männlichen Jugend B. 5:1 im Endspiel (gegen Frankfurt), 7:1 im Halbfinale (gegen Marienburg). Die Uhlen waren am Sonntag nicht zu stoppen und schnappten sich somit schon zum vierten Mal innerhalb der letzten sechs Jahre den Meistertitel in dieser Altersklasse.
Dabei kam es nicht zum von vielen Experten erwarteten Endspiel zwischen den beiden favorisierten Teams aus Mülheim und dem UHC Hamburg. Der UHC unterlag im Halbfinale dem SC Frankfurt 80 hauchdünn 2:3. Den Hessen gelang damit die Riesen-Überraschung des Turniers. Das Team von Coach Anton Schmidt-Opper hatte in Mats Doufrain den herausragenden Keeper dieser Endrunde, der eine UHC-Chance nach der anderen vereitelte, zudem waren die Frankfurter bei ihren Kontern eiskalt. „Der SC 80 war mannschaftlich das geschlossenste Team der Endrunde“, meinte DHB-Beobachter André Henning. Im Finale hielt die starke Defensive bis weit in die zweite Halbzeit - ehe Eric Schifferings Doppelpack den Bann zugunsten von Mülheim brach. „Frankfurt hat lange stark gegengehalten, dann setzte sich die enorme Qualität der Mülheimer aber durch.“ Einen verdienten Sieg, auch in der Höhe, sah der U18-Bundestrainer.
Eine weitere positive Überraschung war der Marienburger SC. Die Kölner hatten sich am Samstag mit viel Leidenschaft und einem herausragenden Maximilian Siegburg ins Halbfinale gekämpft. Dort war gegen den späteren Meister jedoch nichts zu holen. Im Spiel um Platz drei fehlten dem MSC nur 18 Sekunden bis zum Sieg, ehe der beste UHC-Spieler, Christopher Kutter, seinen Mitspieler Paul Smith per Traumpass bediente, der den Ball zum 2:2 ins Tor blockte. Das Penalty-Schießen ging schließlich an den UHC. „Dem UHC war die Enttäuschung über das Aus im Halbfinale deutlich anzumerken. Samstag haben sie wahnsinnig stark gespielt. Letztlich ist Uhlenhorst Mülheim der verdiente Meister, da es individuelle Klasse und mannschaftliche Geschlossenheit am besten vereinte. Das Team von Johannes Schmitz hat taktisch clever agiert und war vor allem am Sonntag, als es drauf ankam, reif und abgezockt“, so Henning.
Ins Allstar-Team wählten die DHB-Beobachter (neben Henning waren das U16-Bundestrainer Benedikt Schmidt-Busse sowie Johannes Schmitz als zweiter U18-Bundestrainer) Paul Smith und Christopher Kutter vom UHC, die insbesondere am Samstag glänzten. Vom Meister Mülheim wurden Elian Mazkour, Robert Duckscheer sowie Moritz Ludwig berufen. „Robert Duckscheer war der Mann des Turniers“, meinte Henning. Außerdem waren Max Siegburg und SC80-Keeper Mats Doufrain im Allstar-Team, das diesmal sieben Spieler zählte.
Selbstverständlich fielen den Beobachtern weitere starke Spieler auf. „Das Turnier hatte viele stille Helden, die wahnsinnig mannschaftsdienlich agiert haben, dadurch womöglich nicht so krass aufgefallen sind wie die Jungs im Allstar-Team, aber dennoch besonders wertvoll für ihre Teams waren“, sagte Henning. Mülheims Kapitän Max Dickel sei dafür laut Henning das perfekte Beispiel.
Besonderes Lob ernteten die Schiedsrichter und ihre Koordinatoren Andreas Knechten und Hans-Werner Sartory. Es gab nur wenige strittige Situationen, die die Unparteiischen aber extrem umsichtig gemanagt hätten. Viele Spieler dieser DM würden ab April bereits in der Herren-Bundesliga spielen. „Ich finde, es ist wichtig und möglich, dass diesen extrem talentierten Schiedsrichtern diese Chance jetzt ebenfalls geboten wird“, meint Henning und ist sich sicher: „Die können das! Wir haben hier nicht nur handwerklich begabte Top-Schiris gesehen, sondern auch richtig viele gute Typen“, lobte Henning. „Der Jugend-SRA macht schon seit Langem einen tollen Job. Der Umgang unserer jungen Schiedsrichter mit Spielern und Trainern war einmal mehr herausragend.“ Das sahen Andreas Knechten und Hans-Werner Sartory vom Jugend-SRA ähnlich. Sie lobten den fairen Umgang aller Beteiligten. „Kompliment an Spieler und Trainer“, so Sartory. „Eine tolle Entwicklung in den vergangenen Jahren. Das viel beschworene Miteinander wurde hier vorbildlich umgesetzt.“
Nicht minder begeistert war Henning von der Ausrichtung. „Es war perfekt. Diese Endrunde hat uns den bestmöglichen Rahmen geboten. Sie war professionell und hat den Jungs ein richtiges Profi-Feeling gegeben, dennoch war das Turnier wahnsinnig herzlich und familiär. Ich wüsste nicht, wie DM besser geht.“ Gastgeber HC Georgsmarienhütte hatte die Spiele mit mehreren Kameras live übertragen. Nach den Spielen gab es Interviews mit Spielern, Trainern und Experten. Alles wurde in die sozialen Medien eingebettet. „Das hat den Jungs wahnsinnig viel Bock gemacht.“

Knaben A: Viele wahre Hockeykrimis

„Eine voll gepackte Bad Kreuznacher Hockeyhalle mit frenetisch feiernden Eltern und Fans. Ein im Zusammenspiel von DHB und KHC geschaffener, professioneller und gleichzeitig liebevoller, für die Altersklasse idealer Turnierrahmen mit Anette Breucker und Stephan Rothländer an der Spitze. Ein Schiedsrichterteam mit der Handschrift von Gaby Schmitz und Christoph Bastobbe, welches Tempo, Emotionen und unglaublich knappe Entscheidungen zu managen hatte und von Jonah Schneider und Fabian Jung im Endspiel mit einer echten Final-Leistung absolut würdig vertreten wurde. Und vor allem unglaublich motivierte Trainerteams mit hohem Hockey-IQ, die ihre Jungs taktisch und mannschaftlich geschlossen, aber auch mit Freiräumen für individuelle besondere Momente überdurchschnittlich gut vorbereitet auf die große Endrunden-Bühne schickten." So beschreibt Bundestrainer Matthias Becher, der gemeinsam mit André Henning die Sichtung der Deutschen Meisterschaft der Knaben A übernahm, die idealen Zutaten für eine KA-Endrunde zum Zunge schnalzen.
Die knappen Ergebnisse und bis zum allerletzten Spiel vollkommen offenen Halbfinalkonstellationen am Samstag kündigten bereits an, was sich Sonntag in wahren Hockeykrimis bestätige (insgesamt endeten lediglich zwei der 18 Spiele mit mehr als zwei Toren Unterschied!). Als Gründe hierfür machten Henning und Becher sowohl die individuell spannenden Talente in jedem der acht Endrundenteams, als auch die taktische Disziplin und mannschaftliche Geschlossenheit fest. So landeten aus jeder Mannschaft gleich mehrere Namen auf den Zetteln der Bundestrainer, was mit großer Vorfreude auf die kommenden Jahre in DHB-Kadern blicken lässt.

Das Allstar-Team in Bad Kreuznach. Von links Aaron Flatten, Matteo Poljaric, Jean Danneberg, Bundestrainer Matthias Becher, Marvin Nahr, Florian Sperling, Jaques Danneberg.  Foto: KHC


In das sechsköpfige Allstar-Team wurden mit Matteo Poljaric (BHC) und Aron Flatten (SC80) zwei Spieler nominiert, welche laut Becher über das gesamte Turnier hinweg sowohl im Bereich der „Technik", der „Athletik", als auch in Bezug auf den Hockey-„Durchblick" in „beeindruckender Weise gezeigt haben, was es bedeutet, ein Nationalspieler zu sein." Komplettiert wurde das Team durch Spieler, welche es im engen Teilnehmerfeld geschafft haben, ihre Mannschaften in die Finalspiele zu führen. So erhielten Marvin Nahr (MSC), Florian Sperling (BHC) sowie Jaques Danneberg und Jean Danneberg (TW) vom MHC die zusätzliche Auszeichnung. Letzterer bewies mit seinen herausragenden Paraden im Halbfinale und Finale mit der Krönung im Penalty Shoot-Out (insgesamt ohne ein einziges Gegentor) einmal mehr die Bedeutung eines überragenden Torhüters für den Erfolg eines jeden Teams.
„Der Erfolg der Jungs des Mannheimer HC mit dem jungen Trainerteam aus Lucas Koch und Basti Scheurer spiegelt die Geschichte der Endrunde mit knappen Last-Minute-Toren, individuellen Spitzen, geschlossenen taktischen Teamleistungen und auch dem nötigen Quäntchen Glück im richtigen Moment in idealer Weise wider", erkannte Becher die Leistungen der Teams an beiden Tagen an. „Wer am Final-Sonntag ohne Gegentor bleibt, hat sich den Titel einfach verdient, auch wenn André und ich in den Spielen zuvor ebenfalls einige Teams beobachten konnten, denen wir den Wimpel durchaus zugetraut hätten."
So schwärmte Becher beispielsweise vom Halbfinalspiel zwischen Frankfurt 80 und dem Berliner HC als dem „besten Match am gesamten Wochenende" und erinnert sich an die unglaublich knappen Unentschieden in allen drei Auftaktpartien am Samstag, wonach Nuancen zu einem völlig anderen Turnierverlauf hätten führen können.
Der Zusatz an taktischer Geschlossenheit und Konstanz führte die drei Süd-Teams und Jungs aus Berlin an ebenfalls richtig stark besetzten Teams aus dem Westen und Hamburg vorbei in die Halbfinals mit dem bekannten nervenaufreibenden Ende einer gelungenen DM.

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20. April 2024
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