Jugendhockey

 

Szene von der WJA in Schwabach aus dem Finale zwischen Mannheim und Braunschweig.

 

Individuelle Klasse, Blitzstart und Qualitätssprung

Beobachtungen bei den Deutschen Hallenmeisterschaften im weiblichen Bereich

 

27.02.2017 - Welche Eindrücke haben die offiziellen Beobachter des Deutschen Hockey-Bundes von den Deutschen Hallenmeisterschaften des weiblichen Nachwuchses mitgenommen? Die Bundestrainer Sven Lindemann (WJA), Akim Bouchouchi (WJB) und Markku Slawyk (MA) haben sich dazu geäußert.

 

Weibliche Jugend A: Titelverteidiger MHC ließ nichts anbrennen

Den Titel-Hattrick des Mannheimer HC bei der Weiblichen Jugend A in Schwabach sah DHB-Beobachter Sven Lindemann nur einmal ernsthaft in Gefahr. Das war im Halbfinale gegen Uhlenhorst Mülheim. „Da hat Mülheim richtig stark gespielt und den MHC voll gefordert“, sagte Lindemann. Nach 2:2-Gleichstand mussten die beiden Teams ins Shootout, wo Mannheims Torhüterin Selina Müller für die gegnerischen Schützinnen zum unüberwindbaren Hindernis wurde.
Seine anderen vier Partien gewann Mannheim in der normalen Spielzeit. Souverän war das Finale mit 5:1 über Braunschweig, eher knapp und trotzdem verdient fielen die drei MHC-Siege in der Gruppe aus. „Die individuelle Qualität und die beste Struktur im Mannschaftsspiel waren entscheidend, dazu kam eine sehr gute Strafecke“, hob Sven Lindemann die titelbringenden Merkmale des alten und neuen Meisters hervor. Insgesamt habe Mannheim um seine beiden Damen-Europacup-Siegerinnen Sonja Zimmermann und Camille Nobis, so der Beobachter, schlichtweg „nichts anbrennen lassen“.
Wie eng es in der Gruppenphase trotz der Mannheimer Dominanz zuging, machte sich in fast durchweg knappen Resultaten und hauchdünnen Konstellationen bezüglich der Halbfinalqualifikation bemerkbar. So fehlten Club Raffelberg und Alster Hamburg nur ein einziges Tor für den wichtigen zweiten Platz gegenüber Braunschweig, das mit nur drei Punkten und drei Toren in die Vorschlussrunde einzog. „Mülheim hatte keinen guten Samstag“, spielte Lindemann darauf an, dass der Westmeister in der Gruppenphase zwar spielerisch überzeugte, aber eine ganz schwache Chancenverwertung (darunter 18 vergebene Ecken) an den Tag legte. Erst mit einem Kraftakt im letzten Spiel reichte es den Uhlenhorsterinnen noch ins Halbfinale.
Als „auffällig taktisch geprägt“ bezeichnete der DHB-Beobachter die komplette Gruppenphase. Alle Teams hätten „sehr viel wert auf gute Defensivarbeit und die Befolgung ihres Matchplans gelegt“. Die Folge davon waren wenig Tore. „Sehr packend“ waren dann die beiden Halbfinalpartien, die beide ins Penaltyschießen gingen.
Ins Allstar-Team der DM berief der neue Bundestrainer der weiblichen U18 die Torhüterin Karlotta Lammers (HTHC) und die Feldspielerinnen Sonja Zimmermann, Camille Nobis (beide MHC), Marisa Martin Pelegrina (Mülheim), Katharina Kirschbaum (MSC) und – als einzige Nicht-Kaderspielerin - Viktoria Albe (Braunschweig). Ebenso überdurchschnittliche Leistungen hätten Johanna von dem Borne (Raffelberg), Emma Boermans (Mülheim), Emma Förter, Clara Roth (beide MHC), Phillin Bolle, Paulina Niklaus (beide MSC) und Aylin Aufenacker (HTHC) gezeigt.
Die acht Endrundenschiedsrichter haben nach Sven Lindemanns Einschätzung „nichts spielentscheidend Falsches“ gemacht. Sehr positiv sei das gute Miteinander zwischen Unparteiischen, Mannschaften Trainern und Offiziellen gewesen. Mit einer „tollen Halle“ und eine einwandfreien Organisation habe Ausrichter TV Schwabach überzeugt.

Weibliche Jugend B: Mülheimer Blitzstart im Finale

An den Mannheimer HC als Deutscher Hallenmeister der Weiblichen Jugend B hat man sich fast schon gewöhnt. Die vergangenen vier Jahre hieß der Sieger immer so, und bei der aktuellen DM in Dortmund deutete sich der fünfte Mannheimer Triumph schon wieder an. Nach makelloser Gruppenphase mit 10:0 Toren und neun Punkten sowie etwas Glück im Halbfinale (Sieg nach Penaltyschießen über Feldmeister Bremer HC) stand der MHC erneut im Finale. Aber dort wurde dem Titelverteidiger schnell der Zahn gezogen. Endspielgegner Uhlenhorst Mülheim schockte den Gegner mit Pressing und zwei Toren schon in der ersten Minute. Davon erholte sich Mannheim bis zum Ende nicht mehr. Der Westmeister holte sich mit 4:1 den ersten Hallentitel in dieser Altersklasse.
„Mülheim hatte im Endspiel einen ganz anderen Start als im Halbfinale, wo sie lange gebraucht haben. Aber gegen Mannheim haben sie nach dem schnellen 2:0 ganz stabil ihr Ding runtergespielt und sind nicht mehr in Gefahr geraten“, sah DHB-Beobachter Akim Bouchouchi die verdiente Entscheidung zugunsten von Uhlenhorst. Als „gut besetzt und geschlossen von vorne bis hinten“ bezeichnete der neue U21-Bundestrainer den neuen Meister.
Die vier Halbfinalisten seien auch die besten vier besten Teams der DM gewesen, wobei hinter Mülheim für Bouchouchi die Reihenfolge „eng“ war. Als „Überraschungsmannschaft“ bezeichnete der Beobachter den ESV München, der mit seinem sehr jungen Team (ausschließlich mit Spielerinnen des jüngeren JA-Jahrgangs 2001 besetzt) ganz nah am Halbfinale dran gewesen sei. Als positiv empfand es Bouchouchi, dass in allen DM-Partien „viel Tempo und Aktivität drin war, auch der Versuch, offensiv zu agieren statt überwiegend taktisch“.

Das Allstar-Team der WJB: Von links Lilly Stoffelsma, Jana Nagel, Marie Frerichs, Jule Bleuel, Fenna Slawyk und Stine Kurz mit Bundestrainer Akim Bouchouchi.  


Ins Allstar-Team der DM berief er Torhüterin Jana Nagel (Düsseldorf) und die Feldspielerinnen Stine Kurz (MHC), Fenna Slawyk (Mülheim), Lilly Stoffelsma (DHC), Jule Bleuel (ESV) und Marie Frerichs (Bremen). Ebenfalls eine sehr überzeugende DM hätten TW Mali Wichmann (BHC), Aina Kresken, Lynn Neuheuser (beide Mülheim), Yara Mandel (ESV), Sophie Löscher (MHC) und Inma Hofmeister (DHC) gespielt.
Von einem „guten Niveau“ sprach Akim Bouchouchi bei den Leistungen der Schiedsrichter. Dort habe es, wie auch bei den Mannschaften, Leistungsunterschiede gegeben. Die besten vier wären dann mit der Halbfinalberufung belohnt worden. „Kleine Flüchtigkeitsfehler gibt’s bei allen mal, aber es war wieder ein guter Umgang miteinander“, so Bouchouchi, der auch die Ausrichtung des TSC Eintracht Dortmund lobte: „Das war eine tolle Organisation und mit dem Livestream-Angebot aller Spiele richtiggehend professionell.“

Mädchen A: TuSLi-Qualitätssprung bis zum Meistertitel

Was es heißt, im richtigen Moment noch eine Schippe drauflegen zu können, demonstrierten die Mädchen A von TuS Lichterfelde. Diese Leistungssteigerung bescherte den jungen Berlinerinnen bei der Deutschen Meisterschaft in Braunschweig den Meistertitel, was ihnen vorher wohl kaum jemand zugetraut hätte. „Ich habe TuSLi schon bei der Nord-Ost-Qualifikation vor zwei Wochen gesehen. Ihr Qualitätssprung jetzt bei der Deutschen war enorm“, sagte DHB-Beobachter Markku Slawyk.
Als Dritter der Nord-Ost-Runde hatte sich TuSLi noch so eben für die DM qualifiziert. Aber schon im Auftaktmatch setzten die Mädchen von Cheftrainerin Anja Mülders mit dem 2:0 über den Nachbarn und Nord-Ost-Meister Berliner HC ein Ausrufezeichen. Lichterfeldes Weg zum überraschenden Titel war trotzdem kein gleichförmiger. Nach dem verlorenen zweiten Gruppenspiel hing die Halbfinalqualifikation am seidenen Faden. Und auch im Vorschlussrundenspiel gegen Feldmeister Großflottbek schien TuSLi schon weg vom Fenster. „Flottbek führte 2:0, alles schien gelaufen. Aber sie haben den Sack nicht zugemacht, auch nachher im Penaltyschießen nicht“, sah Markku Slawyk die Berlinerinnen als eine Art Entfesselungskünstler. TuSLi egalisierte das 0:2 im normalen Spielverlauf ebenso wie das 0:2 im Shootout. Und auch im Endspiel gegen den Wiesbadener THC brachte Lichterfelde ein 0:1 nicht aus dem Gleichgewicht. Am Ende hieß es 2:1 für TuSLi, das nach 1994 und 1995 zum dritten Mal Hallenmeister der Mädchen A wurde.
„Das war eine sehr stabile Mannschaft, in der Breite genauso wie in der Spitze. Und sie hat eben bei der DM ihr stärkstes Hockey gezeigt. Das ist nicht allen gelungen“, lobte Markku Slawyk den neuen Meister und maß auch der Arbeit des TuSLi-Trainer-Trios mit Anja Mülders, Tobias Kardorf und Tim Starke die gebührende Anerkennung zu: „Die haben ihre Mannschaft immer sehr gut eingestellt. Jeder Gegner schien optimal ausgeguckt.“
Markku Slawyk, der 2017 von der Betreuung der U18-Nationalmannschaft zur weiblichen U16 wechselt, lobte das Niveau der Meisterschaft. „Das war eine gute DM, sehr ausgeglichen und vor allem athletisch auf einem guten Stand. Hier geht die Entwicklung immer weiter. Alle Mannschaften haben sehr offensiv gespielt, viel mit Manndeckung statt defensiver Raumdeckung agiert“, so Slawyk. Er habe „in jeder Mannschaft einige interessante Spielerinnen“ gesehen, der Jahrgang 2002 werde den DHB-Kadern wieder gute Talente liefern. Auf viele Mannschaften erstrecken sich „nicht zufällig“ die Plätze im Allstar-Team. Darin berief Slawyk die Torhüterin Ida Daube (Raffelberg) und die Feldspielerinnen Michaela Wienert (TuSLi), Elissa Mewes (WTHC), Jule Fischer (HCL), Sara Strauß (CHTC) und Jette Fleschütz (GTHGC). In die „erweiterte Liste“ der auffälligsten DM-Spielerinnen nahm der Bundestrainer noch Sarah Kardorf, Hannah Fuhrmann (beide TuSLi), Isabella Schmidt (HCL), Pia Beier (WTHC), Anna-Lea Maurer (GTHGC), Cara Sambeth (ESVM) und Linnea Weidemann (BHC) auf.
Als „erfreulich unauffällig“ bezeichnete Markku Slawyk die DM-Auftritte der acht Schiedsrichter, die „keine spielentscheidenden Fehler gemacht“ hätten. Die Arbeit der Ausrichtergemeinschaft der beiden Braunschweiger Vereine Eintracht und BTHC lobte der DHB-Beobachter als „fantastisch“. Auf der Tribüne der wunderbar geeigneten Halle habe durch große Fanblöcke aller Mannschaften zwei Tage lang eine „unfassbar gute Stimmung“ geherrscht.

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16. April 2024
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