Jugendhockey

Foto © HTC Stuttg. Kickers/V.Knapp

Stolzer Sieger nach Fehlstart: Hamburgs Mädchen mit Cheftrainer Marc Herbert (ganz rechts).

 

Hamburger Mädchen wie verwandelt über Nacht

Länderpokal-Fazit der Bundestrainer / „Sportlich ein starkes Wochenende“

 

05.10.2015 - Nicht mit vier wie in den vergangenen Jahren üblich, sondern mit acht Augen konnten die offiziellen Sportbeobachter des Deutschen Hockey-Bundes die Endrunden um den Hessenschild und Franz-Schmitz-Pokal ins Visier nehmen. Die Chefbundestrainer im Nachwuchsbereich, Marc Haller für den weiblichen und Valentin Altenburg für den männlichen Bereich, hatten in Stuttgart die Nationaltrainer Aditya Pasarakonda (weibliche U16) und Matthias Becher (männliche U16) an ihrer Seite.

 

„Das erhöht die Möglichkeiten und die Intensität unserer Sichtungen natürlich“, sagt Haller im Namen der Trainercrew. Zu beobachten gab es auf der Anlage des HTC Stuttgarter Kickers, der sich im Übrigen mit einer „professionellen Ausrichtung“ (Altenburg) auszeichnete, einiges. Für das Hessenschild-Turnier des weiblichen Nachwuchses sah Marc Haller einen schwächeren ersten und dafür sehr guten zweiten Tag. „In der Gruppenphase waren auch einige schwache Spiele dabei. Das betraf alle, mit Abstrichen auch die späteren Finalisten“, so Haller über gelegentlich „ein bisschen planlose“ Spielerei. Hallers Kritik zielte hauptsächlich auf das Aufbauspiel ab: „Da war manchmal nur wildes Herausschlagen zu sehen. Das ist eigentlich zu wenig.“
Mit am erstaunlichsten war für den U21-Bundestrainer die Entwicklung von Hamburg. Der spätere Turniersieger hatte laut Marc Haller „einen rabenschwarzen Samstag“ erwischt, wie vor allem das 1:5 im ersten Gruppenspiel gegen Hamburg zeigte. „Was Marc Herbert mit seinen Spielerinnen am Samstagabend beredet hat, weiß ich nicht, aber es hat gründliche Wirkung hinterlassen“, so Marc Haller über den Ex-Bundestrainer und Hamburger Mädchencoach. Jedenfalls waren die Hamburger Schwächen am zweiten Tag wie weggewischt. Die wiedergewonnene Stärke reichte, um sich im Halbfinale gegen Titelverteidiger West (3:2) und im Endspiel gegen Gastgeber Baden-Württemberg (1:0) knapp durchzusetzen. „Die anderen drei Halbfinalisten spielten auf gleichmäßigerem Niveau als Hamburg“, meinte Haller, der Bayern als „vom Spielaufbau her eigentlich am Weitesten“ bezeichnete und West als „etwas unter Wert geschlagen“ einstufte.
Insgesamt gäbe es im weiblichen Bereich „noch keine so klaren Strukturen wie bei den Spielen der Jungen“, viel hinge immer noch von den stärksten Einzelspielerinnen ab und in welchem Positionsbereich diese zum Einsatz kommen. Haller und Pasarakonda sahen „durchweg gute Torhüterleistungen“ und ihre bereits in den Kadern befindlichen Spielerinnen als die treibenden Leistungsträger in ihren Länderteams. „Ein bislang unentdecktes Supertalent war nicht dabei“, sagte Marc Haller, der dies aber gar nicht negativ meinte. „Das spricht auch für unser Sichtungssystem, dass uns in diesen Jahrgängen eben kein Talent durchs Raster gerutscht ist.“

Defensivstärkste Jungenteams ganz weit vorne

„Sportlich war das ein starkes Wochenende“, sagte Valentin Altenburg für die Franz-Schmitz-Pokal-Endrunde. Im Detail fiel dem Junioren-Bundestrainer auf: „Es ist ein guter Indikator, dass die vier Mannschaften ins Halbfinale gekommen sind, die am besten verteidigt haben. Sowohl Bayern als auch Hamburg gehören eigentlich von ihrer Spielstärke ins Halbfinale. Bayern ist aber als sehr spielstarke Mannschaft Letzter geworden, weil sie es vergessen haben, so konsequent zu verteidigen, wie sie nach vorne gespielt haben. Auch Hamburg hat sehr gut nach vorne gespielt, konnte aber erst am Sonntag auch eine starke defensive Leistung zeigen.“

WHV-Landestrainer Akim Bouchouchi (ganz links) und sein siegreiches West-Jungenteam nahmen verdientermaßen den Franz-Schmitz-Pokal mit.      Fotos: HTC Stuttg. Kickers/V.Knapp

 

Altenburg zu den weiteren Teams: „Berlin hatte an diesem Wochenende von allen Mannschaften die beste Spielanlage. Mit ihren unermüdlichen Antreibern Bock und Volkert im Mittelfeld haben sie in jedem ihre Spiele ein deutliches Chancenplus herausgespielt. Davon wurde aber sowohl aus dem Spiel heraus, als auch bei der Ecke zu wenig erfolgreich abgeschlossen, um weiter oben mitzuspielen. Dass Rheinland-Pfalz das Halbfinale erreicht hat, hängt sehr stark mit ihrem guten Konterspiel ab. Sie haben mannschaftlich geschlossen verteidigt und schnell und zielstrebig in den gegnerischen Kreis gekontert. Ich war überrascht, wieviele Probleme das den anderen Teams bereitet hat.“
Und die beiden Finalisten aus Sicht des Beobachters: „Der WHV war die überragende, weil kompletteste Mannschaft des Turniers mit einem sehr starken Kader, in dem viele Spieler ihre Nationalmannschafts-Ambitionen sehr deutlich untermauert haben. Der HBW war - unterstützt durch einen herausragenden Rückhalt im Tor - die Überraschungsmannschaft dieses Wochenendes. Spielerisch noch hintendran, defensiv jedoch hervorragend geordnet von Yannick Dehoff und damit nicht unverdient im Finale.“

Wir haben insgesamt eine Endrunde mit einem hohen individuellen Niveau gesehen. Besonders auf der Torhüter-Position und auf den Innenverteidiger-Positionen gab es bei mehreren Mannschaften Spieler mit auffälligen Topleistungen.
Eine „Nationalmannschaftsleistung“ attestierte der Bundestrainer für folgende Spielbereiche: Tor: Alexander Stadler und Lukas Lange; Verteidigung: Niclas Schippan, Linus Müller, Yannick Dehoff, TimSchwieren, Yannik Epple, Fabio Schütze; Mittelfeld: Fedor Bock, Benjamin Benzinger, Tino Volkert, Finn Duetz, Henry Nonn; Sturm: Laurens Halfmann, Emil Schaefer.
„Es fällt auf, dass wir in dieser Jahrgangskonstellation noch wenige Top-Leistungen von Stürmer beobachten konnten. Das Stürmerspiel wird daher ein wesentlicher Schwerpunkt beim Herbstlehrgang der U16 (für die jüngeren Jahrgänge) und U18 (für die älteren Spieler)“, kündigte Valentin Altenburg abschließend an.

Lob an die Schiedsrichter/innen

Einig waren sich die Sportbeobachter über die Leistung der zwölf Nachwuchs-Schiedsrichter/innen. Von einem „beeindruckend guten Schiedsrichter-Niveau“ sprach Valentin Altenburg, sein Kollege Marc Haller lobte die „gute Entwicklung, dass die jungen Schiris immer mehr zu begleitenden Spielleitern statt zu peniblen Richtern werden“. Der Trend aus dem internationalen Topbereich komme mehr und mehr auch im Jugendbereich an.

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28. März 2024
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