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Hallen-WM-Pokale kehren an den Ort ihrer Entstehung zurück

Leipziger Traditionsunternehmen stellte 2003 beide Trophäen her

 

20.10.2014 - Mit der vierten Auflage der Hallenhockey-Weltmeisterschaften der Damen und Herren, die vom 4. bis zum 8. Februar 2015 zum zweiten Mal in Leipzig ausgetragen werden, kehren auch die beiden WM-Pokale nach Hause zurück. Denn in der Messestadt sind die beiden kunstvoll gestalteten Trophäen vor der Premiere des Weltturniers 2003 gefertigt worden. Die Entwürfe von Bert Noack (im Bild rechts) hatten die Verantwortlichen des Deutschen Hockey-Bundes seinerzeit überzeugt, sodass der Leipziger, der selbst seit 1970 aktiv Hockey spielt, letztlich den Zuschlag bekam.

„Als ich 2002 angesprochen wurde, ob ich mir vorstellen könnte, zwei Hallenhockey-Weltpokale zu gestalten, da wusste ich, dass ich das machen muss. Auf so eine Chance wartet man doch“, erinnert sich Noack. „Als Spieler ist es mir nicht gelungen, einen so (ge)wichtigen Pokal in den Händen zu halten. So sollte es eben über diesen Umweg doch noch passieren.“ Für ihn, der in erster Linie die Ideen verschiedener Bildhauer umsetzt, sei das eine Chance gewesen, seine eigenen künstlerischen Fähigkeiten nachweisen zu können.

Pokale hätten ihn schon immer inspiriert, erzählt der Meister des Bildgießer- und des Ziseleur-Handwerks. „Solche Trophäen werden ja heute oft verliehen und sind eigentlich nichts Besonderes mehr. Schon bei den alten Griechen ging es eher um materiellere Dinge. Trotzdem können Pokale – ich spreche eigentlich lieber von Skulpturen oder Plastiken – eine besondere Bedeutung haben, wenn sie mehr sind als nur einer der massenhaft produzierten 08/15-Kelche, wenn sie eine Seele haben und einen echten Bezug zu der Leistung, die dafür erbracht wurde.“

Und so hat Bert Noack gemeinsam mit seinem Team und dem Bildhauer Torsten Freche bewusst Formen entworfen, die einen Bezug zum Hallenhockey haben. Der Damen-Pokal zum Beispiel stellt sechs Spielerinnen dar, die runden Formen des Herren-Pokals sollen an die Banden im Hallenhockey erinnern. Insgesamt ein Dreivierteljahr ging ins Land, bis Bert Noack 2003 in der Arena Leipzig saß und schlussendlich die Namen der siegreichen Nationen in die Pokale gravierte. Nach vier Monaten war die Vision in Modellen umgesetzt, dann wurden die Pokale als Bronzekunstguss gefertigt.

Weitere drei Monate wurde ziseliert, patiniert und partiell vergoldet – dann waren die beiden Kunstwerke vollendet – sieben (Damen) beziehungsweise zwölf Kilogramm schwer. Über den Wert macht Bert Noack keine Angaben. Einen erfahreneren Mann hätte der DHB damals für die wichtige Aufgabe kaum finden können. Bert Noack betreibt seine Bronzebildgießerei bereits in vierter Generation. Sein Urgroßvater Traugott Noack hatte das Unternehmen im Jahr 1899 in Leipzig gegründet. Unter anderem das Johann-Sebastian-Bach-Denkmal vor der Thomaskirche wurde von der Familie Noack gefertigt.

Seit weit mehr als 100 Jahren prägen nun Arbeiten der Leipziger Bronzebildgiesserei nicht nur das Leipziger Stadtbild, sondern sind auch bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Unter anderem standen schon Skulpturen aus Leipzig im Metropolitan Museum in New York. Und auch Tennis-Star Martina Navratilova hat schon einen Pokal aus dem Hause Noack in der Vitrine stehen. „Darauf, dass seine beiden Hockey-Pokale nun seit über elf Jahren in die Hände der besten Hallenhockeyspieler der Welt gegeben werden, ist Bert Noack aber besonders stolz. Schließlich ist der heute 50-Jährige selbst passionierter Hockeyspieler beim ATV Leipzig beziehungsweise dem Vorgänger BSG Einheit Zentrum.

In der Jugend hatte er es in mehrere regionale Auswahlteams geschafft, mit den ersten Herren des Vereins spielte Noack in der höchsten Spielklasse der DDR. Heute ist er noch immer in einer Reisemannschaft aktiv. Im kommenden Jahr bekommt er allerdings wieder Kontakt mit dem großen internationalen Hockeysport. Im Vorfeld des Turniers wird er den beiden Trophäen noch einmal eine Auffrischung verpassen. Und wahrscheinlich graviert der Bert Noack seine beiden Kunstwerke dann am Ende auch wieder eigenhändig. Was kann ein Künstler sich mehr wünschen

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28. März 2024
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