Hockey Nachrichten

 

Im Ehrenamt etwas bewegen

Gesprächsrunde mit Dagmar von Livonius und Friederike Jessen

  

18.07.2017 - Sich für andere einsetzen, im Team arbeiten und Spaß haben: das Ehrenamt ist und bleibt eine der wichtigsten Säulen im Sport. Wir sprachen mit Dagmar von Livonius, Vorstand Jugend im Hamburger Hockey-Verband und davor lange Vorstand Jugend im DHB und Friederike Jessen, viele Jahre Jugendsprecherin im DHB und jetzt Mädchenwartin beim DHB, über ihre Ehrenamtstätigkeit, wie es dazu kam und warum das Ehrenamt so wichtig ist.

 

Seit vielen Jahren engagiert Ihr Euch freiwillig für den Hockeysport. Wie kam es dazu?


Dagmar: Ich habe in meiner aktiven Hockeylaufbahn so viel Zuwendung und Unterstützung erhalten, dass ich etwas zurückgeben wollte. Seit über 30 Jahren bin ich nun schon dabei. Meine Kinder waren der Auslöser. In der 80er Jahren habe ich bei TG Heimfeld die Kleinen trainiert. Als meine Tochter zum GTHGC Flottbek wechselte, habe ich die Mannschaft betreut und habe mich als Hockeyobmann engagiert.


15 Jahre lang habe ich dann die Geschicke der Jugend beim Deutschen Hockey Bund als Jugend Sportwartin mitbestimmt, war im Welthockeyverband FIH im Development Committee und bin beim Hamburger Hockey-Verband im Vorstand engagiert.

 

 

Friederike: Eigentlich der klassische Weg. Mit 13 war ich Co-Trainerin beim Berliner HC und habe die Minis, später dann D´s, C´s und B´s trainiert. 2008 erhielt ich das Zertifikat für junges Engagement. Das ist ein nationales Zertifikat des DHB für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren, die sich auf besondere Weise für den Hockeysport engagieren.


Nach einem halben Jahr als Jugendsprecherin beim Berliner Hockey-Verband wurde ich 2011 gleich in den Bundesjugendvorstand als Jugendsprecherin gewählt. Seit März 2017 bin ich Bundesmädchenwartin beim Deutschen Hockey-Bund.

 

 

Was sind Eure derzeitigen Aufgaben? Seid Ihr viel unterwegs?


Dagmar: Als Vorstand Jugend im Hamburger Hockey-Verband betreue ich den Hamburger Nachwuchs. Während meiner Tätigkeit beim DHB war ich viel auf Reisen. Jetzt bin ich nur noch in Deutschland mit Hamburgs Auswahlmannschaften unterwegs.


Friederike: Ich bin Bundesmädchenwartin. Früher lag der Fokus bei dieser Position noch auf der Gewinnung von Jugendhockeyspielerinnen. Vor einigen Jahren lag die Zahl der hockeyspielenden Mädchen deutlich unter der Zahl der hockeyspielenden Jungen. Dies hat sich aber inzwischen geändert und das Verhältnis ist nahezu ausgeglichen.


Wir arbeiten gerade an einem Konzept, wie wir die weibliche Jugend besser in den Erwachsenenbereich begleiten können. Es hören immer noch mehr weibliche Jugendliche vor Eintritt in den Erwachsenenbereich auf als männliche Jugendliche. Wir haben da einige Ideen.


Sofern es mein Studium zulässt, reise ich gerne. Ich war gerade mit den U18-Mädchen des Deutschen Hockey-Bundes unterwegs. Diese Maßnahme wurde gefördert durch Mittel des Deutsch-Polnischen-Jugendwerkes (DPJW). Die Mädchen trafen auf die polnische U21-Auswahl. Bei diesem Event geht es aber nicht um Hockey, sondern auch um den kulturellen Austausch, der Verständigung der Länder.

 

Gutes tun macht Spaß, aber manchmal kann Ehrenamt auch ziemlich anstrengend sein. Was hilft, dennoch dabeizubleiben?


Dagmar: Man bleibt dabei, weil es Spaß macht. Beim Ehrenamt schätze ich die Freiheit, zu entscheiden, ob ich mich weiter engagieren will oder nicht. Wenn ich sehe, mit wie viel Enthusiasmus und Freude die Jugend dabei ist, gibt mir das viel zurück.
 

Friederike: Ich habe einfach Spaß dabei. Man lernt viele Menschen kennen, Menschen in ganz Deutschland und über die Grenzen hinweg. Es trägt zum kulturellen Austausch bei. Das Ehrenamt hat viele positive Effekte, auch für einen persönlich. Ich bin viel offener, freier und selbstbewusster geworden.

Was macht das Ehrenamt so wichtig?


Dagmar: Das Ehrenamt bleibt unersetzlich. Der Ehrenämtler schaut nicht auf die Uhr, rechnet nicht ab, arbeitet auch und gerade am Wochenende. Ohne das Ehrenamt geht es in unserem Sport nicht.


Friederike: Das sehe ich genauso. Menschen, die sich in ihrer Freizeit engagieren, machen das aus Überzeugung, das ist ihr Hobby. Sie empfinden es nicht als Arbeit und das macht das Ehrenamt so wichtig.

 

Die Zeit ist hektischer, der Beruf stressiger. Da haben viele keine Zeit oder Kraft mehr für ein Ehrenamt. Wie können dennoch immer wieder Engagierte gefunden werden? Wie kann man das Amt attraktiver machen?


Dagmar: Nicht durch Bezahlung. Bezahlung macht das Ehrenamt kaputt. Freiwillige sollten unbezahlt bleiben, eingebunden werden und Verantwortung übertragen bekommen.


Friederike: Ehrenämtler möchten Anerkennung, aber nicht in Form von Geld. Diesen Beitrag kann man auch gar nicht in Geld aufwiegen. Man sollte Ehrenämtlern zeigen, dass sie gesehen werden, sie wichtige Arbeit leisten und man ihnen dankbar ist.

 

In Hamburg wird derzeit über die Einführung einer Ehrenamtskarte mit Vergünstigungen diskutiert, die es bereits in vielen anderen Bundesländern gibt. Ist das eine Möglichkeit, das Ehrenamt zu stärken?


Dagmar: Das kann eine Möglichkeit sein. Ich würde mich sehr über Vergünstigungen im öffentlichen Verkehrsnetz freuen, zum Beispiel bei Bus und Bahn. Ermäßigungen im Schwimmbad, Theater, Museen kann man im Zweifel gar nicht nutzen.


Friederike: Jede Art von Wertschätzung ist ein guter Ansatz. Ob es jetzt Vergünstigungen oder zum Beispiel ein kleines Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk sind, spielt dabei denke ich keine Rolle.

 

Welche Voraussetzungen muss jemand mitbringen, der sich ehrenamtlich engagieren will?


Dagmar: Freude an der Sache, Zeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität sind wichtig.

Friederike: Verlässlichkeit ist für mich fast das Wichtigste. Der- oder diejenige sollte aber auch Lust auf Neues haben und sich nicht von unvorhergesehenen Dingen irritieren lassen. Es passiert immer etwas, was man nicht einkalkuliert hat. Das ist aber auch das Spannende am Ehrenamt.
 

Vielen Dank für das Gespräch!
 

 

 

 
28. März 2024
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