Seniorenhockey

 

Eine etwas andere dritte Halbzeit

Deutsche Ü60/Ü65-Senioren trafen Team der muslimischen Gemeinde Frankfurt

 

07.11.2015 - Zu einem unerwarteten Wiedersehen nach vielen Jahren kam es am vergangenen Samstag auf der Anlage von Rot-Weiss Köln zwischen dem früheren Bundesligaspieler und heutigem DHB-Präsident Wolfgang Hillmann und dem früheren Bundesligaschiedsrichter Qamar Ahmad (HC Fechenheim), heute Leiter der Hockeymannschaft der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) aus Frankfurt.

Begegnung in Köln: Wolfgang Hillmann (mit Pokal) und Qamar Ahmad (in weißen Schuhen), umringt von den Spielern/Betreuern beider Teams.


Die deutschen Ü60- und Ü65-Senioren, bei denen Hillmann - wenn es seine Termine zulassen - regelmäßig aktiv ist, hatten auf ihrer Suche nach geeigneten Spielpartnern für ihre Trainings- und Spielwochenenden in der Vorbereitung auf die WM 2016 in Australien Kontakt zu den Hockeyspielern der muslimischen Ahmadiyya Gemeinde Frankfurt beim HC Fechenheim bekommen und sie neben den Rhein-Ruhr-Veteranen und den Senioren des Düsseldorfer HC zu ihrem Trainings- und Spielwochenende nach Köln eingeladen. Zu ihrer Unterstützung hatten die Frankfurter auch Hockeyfreunde ihrer Gemeinde aus Bremen vom HC Horn mitgebracht.
Bei seiner Begrüßung betonte Hillmann die Bedeutung entsprechender Begegnungen gerade in der heutigen Zeit und äußerte den Wunsch nach einer Fortsetzung und Intensivierung der sportlichen Kontakte durch weitere Treffen. Eine Einladung der Frankfurter Ahmadiyya Gemeinde an alle Spieler nach dem Spiel zu einem gemeinsamen Abendessen mit pakistanischen Speisen bescherte allen Spielern eine etwas andere „Dritte Halbzeit“.

Für die mit etwa 35.000 Mitgliedern größte, organisierte Muslimische Vereinigung mit rund 225 Gemeinden in Deutschland stellt der Sport ein wichtiges Mittel zur Förderung ihrer Integration in Deutschland dar und wird von ihr entsprechend unterstützt. Unter dem Motto „Liebe für alle, Hass für keinen“ vertreten die hier vornehmlich aus Pakistan, aber auch aus Indien stammenden Flüchtlinge und ihre Nachkommen einen toleranten, gemäßigten Islam, der, trotz seiner hierarchisch autoritären Struktur unter dem Kalifen, unter anderem für einen absoluten Gewaltverzicht eintritt, die Unterdrückung der Frauen verurteilt und ihnen eine unabhängige, sich selbstverwaltende Frauenorganisation zugesteht, auch im seit 1996 bundesweit betriebenen, gemeindeeigenen Fernsehsender.
Nachdem den Ahmadiyya 1975 durch das pakistanische Parlament die Zugehörigkeit zur Muslim Liga aberkannt worden war, sie als Muslime gewissermaßen exkommuniziert wurden, sahen sie sich in ihrer Heimat zusehends diskriminiert, öffentlich als Sekte diffamiert und verfolgt. Viele beantragen und erhielten daraufhin Asyl in Deutschland.
2013 wurde in Hessen zuerst der Ahmadiyya Muslim Jamaat aus Frankfurt, einer ihrer größten Gemeinden, der Status Körperschaft öffentlichen Rechts zuerkannt. Andere Gemeinden, auch in Hamburg, folgten unmittelbar. Seitdem sind die Ahmadis den Kirchen in Deutschland rechtlich gleichgestellt. Neben Spenden finanzieren die Ahmadiyya Gemeinden sich und ihre Sozialprogramme in der Regel durch Abgaben in Höhe von 1/16 des ihren Mitgliedern zur Verfügung stehenden Netto-Einkommens.

Auch sportlich war der Vergleich mit den angereisten Ahmadis und deren Spielweise sehr interessant: Nach zwei Vierteln hatten die Ü60er einen 1:0-Vorsprung (Uwe Kließ/Club Raffelberg) herausgespielt, den aber die Ü65er in den beiden folgenden Vierteln nach zwei Gegentoren zum 1:2 nicht halten konnten. Der nächste Vergleich mit Ahmadiyya Frankfurt ist für Februar 2016 in Mannheim in der Traglufthalle bei einer weiteren Vorbereitungsmaßnahme der deutschen Senioren geplant.
Im letzten Teil des Vorbereitungswochenendes der Senioren konnten dann am Sonntagmorgen die Ü60 die Senioren des Düsseldorfer HC mit 3:2 (Miroslaw Manka/MSC, 2x KE und Lothar Berger/SW Bonn) bezwingen, die Ü65 waren dagegen den Rhein-Ruhr-Veteranen mit 1:3 (Erhard Breier/SVBörde Magdeburg) unterlegen.

 

 

 
29. März 2024
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