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Interview: "Für eine breitere Vernetzung in unserem eher kleinen Verband wertvoll!"

Direktorin Sportentwicklung Maren Boyé fungierte in Leipzig als Damen-Teammanagerin

 

27.02.2015 - Eine ungewöhnliche Konstellation bot der Staff der damen-Nationalmannschaft während der Hallen-WM in Leipzig. Nicht etwa Jule Walter, die ansonsten immer die Damen als Teammanagerin begleitet, sondern Maren Boyé war für alles Organisatorische rund um das Team, das nach einem begeisternden Turnier letztlich Vize-Weltmeister wurde. Dass die neue Direktorin Breitensport des DHB in die Abläufe eines Leistungssportteams des Verbandes "hineinschnupperte", hatte der Bundestrainer selbst initiiert. Im Interview erklären beide, wie es dazu kam und was ihnen dieser "Rollentausch" für ihre Arbeit gebracht hat.

 

Maren, wie viel Zeit hat der „Ausflug“ in den Leistungssport bei Dir in Anspruch genommen?

Maren Boyé: „Ich kann gar nicht genau sagen, wie viel Zeit das in Anspruch genommen hat, aber es gab im Vorfeld der WM natürlich viele Dinge in der Vor-Organisation, die ich mit der eigentlichen Teammanagerin Jule Walter und der in der Geschäftsstelle zuständigen Mitarbeiterin Sabine Palm abzustimmen hatte. Und natürlich regen Kontakt mit dem Bundestrainer. Jami Mülders ist jemand, der sich ganz viele Gedanken schon über die organisatorischen Rahmenbedingungen macht, also nicht nur über die technisch-taktischen Dinge auf dem Platz, sondern auch über das Drumherum, was Einzelne im Team betrifft und über das Teamgefüge. Das hat er alles im Blick, und das begrüße ich als Trainerin, auch wenn ich selbst nicht in den höchsten Spielklassen unterwegs bin, sehr, weil diese Komponente ganz wichtig ist!“

 

Seid Ihr denn dazu gekommen, mal etwas auszutauschen?

Maren Boyé: „Während der WM waren die Zeitfenster unglaublich klein. Speziell bei so einem Turnier, mit zwei Spielen pro Tag, sind nur wenig zeitliche Ressourcen für andere Themen da. Hier und da gab es natürlich schon mal einen kurzen Austausch, und da ging es aber gar nicht einmal um Ressort übergreifende Dinge, sondern ich bin ja auch Mitarbeiterin der DHB-Geschäftsstelle – und auch da ist das Miteinander mit dem Staff unserer Nationalteams ganz wichtig! Beide Seiten hatten da Chance, Themen zu hinterfragen und klarer zu sehen.“

Jamilon Mülders: „Das stimmt! Es gibt verschiedene Themen, die da eine Rolle spielen. So versucht ja das Team in der Geschäftsstelle genauso wie wir, aus jedem Euro möglichst zwei zu machen, zu sparen, wo es geht, um mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen, den maximalen Output zu erzielen. Und da ist es nicht verkehrt, dass Maren miterleben konnte, dass auch wir in den Nationalteams sparen, wo es geht, und gut haushalten. Gewisse Dinge sind halt unumgänglich auf einem professionellem Level, und trotzdem ist das Umfeld bei den Nationalteams bescheiden und einfach!“

 

Wie fällt denn Dein persönliches Fazit von dieser WM aus, Maren?

Maren Boyé: „Nun, zwei Mal die niederländische Hymne bei einem Turnier hier im eigenen Land zu hören, ist natürlich nicht das, was man erhofft hat, aber man muss auch zugeben, dass beide holländischen Teams nicht schlecht waren. Insofern ist es sportlich halt so, wie es ist! Insgesamt war das für mich eine sehr spannende Woche. Dafür, dass so wenig Zeit und Raum war, im Vorfeld zusammenzukommen und sich aneinander zu gewöhnen, war es mit dem Team ausgesprochen positiv. Die Mannschaft war mir gegenüber sehr offen, es hat sich in kurzer Zeit ein toller Teamspirit entwickelt – das war schon beeindruckend! Spannend war zu sehen, dass es möglich ist, im Laufe eines solchen Turniers die grundsätzliche Planung aufgrund von spontanen Faktoren noch zu verändern und anpassen zu können, beziehungsweise zu müssen, und es dann trotzdem gut hinzubekommen!“

 

 

Und Dein Fazit, Jami, in Bezug auf die Zusammenarbeit?

Jamilon Mülders: „Maren kennt viele Leute im Hockey, die nicht direkt im Leistungssport verdrahtet sind, und weiß, was für die wichtig ist in Bezug auf die Nationalteams. So hat sie aus ihrer Arbeit einen viel offeneren Blick für das Publikum und die Volunteers und konnte mit darauf schauen, dass auch das Team dafür einen guten Zugang gefunden hat – immer unter dem Vorbehalt, dass ein professionelles Arbeiten weiter gewährt blieb. Und das hat in Leipzig, denke ich, extrem gut funktioniert.“

 

Und in Bezug auf Dein Arbeitsgebiet Sportentwicklung, Maren?

Maren Boyé: „Ich habe zwar in dem Turnierstress und durch die Aufgaben, die ich als Teammanagerin vor Ort hatte, wenig für meinen Arbeitsbereich Sportentwicklung aktiv tun, aber ich habe mitbekommen, wie stark Bereiche miteinander verbunden sind. Wie groß der Anteil der „Breitensportler“ im Bereich der Organisation und der Volunteers ist und wie wichtig deren Einfluss schließlich auch auf die Nationalteams ist. Es war schön zu sehen, wie die Gesamtorganisation dann auch auf die Spielerinnen und Spieler aber auch den Staff wirkt. Wie angefixt die sind, wenn alles klappt, wenn da eine gigantische Stimmung in der Halle ist. Und auch zum Beispiel die Tatsache, vom Fahrer trotz Stress noch ein Lächeln und ein ‚Viel Glück’ mit auf den Weg zu bekommen, ist toll. Insofern ist das ehrenamtliche Engagement hoch aufzuhängen und die Ausrichtung solcher Events im eigenen Land unbedingt weiter zu forcieren.“

 

Würdest Du eine ähnliche Konstellation für die Zukunft befürworten?

Jamilon Mülders: „Meiner Meinung nach war das ein sehr positiver Ansatz. Ich finde, wir sollten über die Position des Head of Delegation einmal nachdenken. Auf dieser Position könnten bei den Turnieren auch mal andere Funktionsträger aus dem Verband Erfahrungen sammeln. Das bringt in einem relativ kleinen Verband wie unserem eine breitere Vernetzung. Die Beziehungsebenen werden enger. Da können wir eigentlich nur von profitieren!“

 

Maren, sind Dir denn Leute aus Deinem Arbeitsbereich in Leipzig begegnet?

Maren Boyé: „Etliche! Auch wenn es der Situation geschuldet oft nur ein kurzes ‚Hallo!’ war, so habe ich doch viele Leute dort getroffen, die ich als Volunteers schon von Events im Warsteiner HockeyPark kenne. Und ich habe zum Beispiel einige HockeyScouts wiedergesehen, die ich vor Jahren mit ausgebildet habe. Die Hockeyfamilie wächst zwar kontinuierlich, und trotzdem sieht man sich immer mal wieder. Das gefällt mir an unserem Sport ausnehmend gut!“

 

Wird es noch mal einen Austausch untereinander geben, wenn etwas mehr Zeit dafür ist?

Maren Boyé: „Es wird nachwirkend ganz sicher ein paar Dinge geben, wenn ich an die WM zurückdenke, die Ideen für meine Arbeit in der Sportentwicklung erbringen. Vielleicht schaffen Jami und ich es auch noch mal, uns für einen Austausch zu treffen, wenn sich mal Zeit dafür ergibt.“

 

 
28. März 2024
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