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DHB-Hockey-Scout Lehrgang in Darmstadt…

…aus der Sicht eines Hockeyvaters!

 

20.11.2014 - Ein Blick ins Internet war es, der mich am 6. November zum Hockey-Scout-Lehrgang führte. In meiner Eigenschaft als Spielerbetreuer in der Jugend-B unserer Hockeyabteilung war ich an diesem Tag mit den Spielplänen und der Organisation der bevorstehenden Hallensaison beschäftigt. Wie immer in solchen Situationen war ein Zettel mit den Terminen verschwunden, zum Glück! Ein Blick ins Netz, die Termine waren wieder da, und was war das? Eine Ausschreibung zum Hockey-Scout-Lehrgang und das in meiner Nähe! Her damit, und da muss ich hin!

In meiner Euphorie habe ich mich ohne Rücksprache im Verein angemeldet und meine Wünsche an den Lehrgang formuliert, ohne zu wissen, was ich tue. Nach einigen Mails mit DHB-Sportentwicklungs-Assistentin Linda Sandkaulen kam Klarheit in die Veranstaltung und die ersten Zweifel tauchten auf: Theorie - okay, aber Praxis? Keine Ahnung wie man richtig Hockey spielt, musste ich auch bisher nicht, außer in der Elternmannschaft, die neben dem Hockey das Miteinander fördert und die Ärzte vor Ort am Leben hält.

Soweit so gut, wenn ich irgendwo ja sage, dann immer mit allen Konsequenzen. Die Veranstaltung nahte, die Zweifel, ob ich der Richtige dafür bin, mehrten sich. Dennoch, gekniffen wird nicht! Am 14. November bin ich mit meiner professionellen Elternhockeyausrüstung, einer Tagesordnung, einem Block mit Stift und dem Mut des Verzweifelten nach Darmstadt gereist. Dort erwartete mich eine gemischte Truppe von jungen, dynamischen und älteren, nicht weniger dynamischen Menschen, sowie ein motiviertes Team vom DHB.

Bereits nach der Vorstellung war klar, dass ich nicht der Einzige aus dem Tal der Ahnungslosen war. Es

begann für alle bei Null, mit dem Ziel, nicht selbst Nationalspieler zu werden, sondern kleinen und jungen Menschen den Spaß an unserer Sportart beizubringen. Die erste Veränderung war bereits spürbar - bis dahin war Hockey der Sport meiner Kinder! Die erste Praxiseinheit brachte mit viel Spaß noch viel mehr Wissen in unsere Köpfe. Erfahrene Hockeyspieler aus unseren Reihen erlernten die richtige Stockhaltung zu lehren, ich erlernte den Stock überhaupt richtig zu halten, eine Win-Win-Situation.

Die Übungen zum Aufwärmen, die Techniken des Stoppens und dieses Wissen zu vermitteln, war der Sinn und Zweck des Lehrgangs. Das war jetzt auch bei mir angekommen. Bereits jetzt schon mal ein Lob an die Verantwortlichen und meine Mitstreiter - es war ein toller erster Seminartag, der anschließend noch mit Kennenlernen und Gedankenaustausch in gemütlicher Runde weitergeführt wurde. Als Heimschläfer machte ich mich morgens um 7:15 Uhr auf dem Weg nach Darmstadt zum zweiten Seminartag, leichte Veränderungen in der Muskulatur waren spürbar, aber wurden ignoriert.

Wir starteten um 8:30 Uhr pünktlich mit der nächsten Praxiseinheit zum Aufwachen, zur Wiederholung und zu weiteren Übungen. Der Zeitraffer war nun schon beim Rückhandstoppen angekommen, so schnell kann man Hockey erlernen - Wahnsinn! Zur Erholung folgte die Einheit „Der Hockeyverein geht zur Schule“, die uns allen die Möglichkeit eröffnete, Nachwuchsförderung und Nachwuchsgewinnung an den Grundschulen, den weiterführenden Schulen und auch Kindertagesstätten und Kindergärten durchzuführen.

Nach der Kohlenhydrate armen Mittagspause ging es erneut in die Halle zur nächsten Praxiseinheit. Hier fiel zum ersten Mal der Satz: Morgen machen wir ein richtiges Spiel - und schon war die Verzweiflung wieder da, wie soll ich das gegen die Cracks überstehen? Die Praxiseinheit hat die Muskulatur ein weiteres Mal gedehnt, gestreckt und beansprucht - ob das mal gut geht?

Die nächsten Blöcke in der Theorie beschäftigten uns mit Bambini- und KiTa-Hockey, unser Dank geht hier an Konny Wortmann, die das Konzept aus Bad Homburg mitbrachte, uns alle von den Erfolgen, aber auch von der Herausforderung und dem dahinterstehenden Arbeitspensums berichtete. Das Ergebnis war für mich: Ein Berg voller Arbeit, doch wer soll das in einem kleinen Verein leisten?

Eine weitere Herausforderung sind die zunehmenden Ganztagsschulsysteme mit den unterschiedlichsten Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung der Schulkinder. Neben langen Schul- und Betreuungszeiten und den Nachbearbeitungs- und Vorbereitungsaufgaben steht den jungen Schülern nur noch eine begrenzte Zeit für Hobbys zur Verfügung. Der Weg vom Freizeitsport Hockey hin zum Schulsport in Form von Schülermannschaften, Arbeitsgemeinschaften und „Jugend-trainiert-für-Olympia“ ist vorgezeichnet, aber noch nicht erschlossen.

Die Chance, Hockey als festen Bestandteil in den Sportunterricht zu implementieren besteht und kann über aktive und intensive Lehrerfortbildung genutzt werden. Die theoretischen Inhalte und die praktische Umsetzung mit vielen Tipps wurde gelehrt. Nach den nun vielfältigen Möglichkeiten, unseren Sport attraktiver und intensiver zu etablieren, brachte die nachfolgende Einheit zu „FSJ-lern und BDF-lern“ eine Lösung des engen Personalproblems.

Der FSJ-ler kann ich Schulen oder im eigenen Verein rekrutiert werden, steht dem Verein für die Jugendarbeit bis zu 40 Stunden pro Woche bei einem überschaubaren Kostenrahmen zur Verfügung. Ein langfristiger Einsatz in den Grundschulen und Kitas bringt neue Spieler in den Verein und löst somit, auch in kleineren Vereinen, den stetigen Nachwuchsbedarf. Für meinen Teil ist dies der Schlüssel für einen starken Hockeysport. Zwölf Stunden aktiver Mitarbeit, sowohl im praktischen als auch in den Theorieeinheiten, haben an diesem Tag für eine glückliche und zufriedene Teilnehmerschar gesorgt, die zwar erschöpft, aber nicht zu müde für einen weiteren Gedankenaustausch war.

Die vorhandenen Regenerationsmöglichkeiten im Wellness-Bereich des Team-Hotels als auch das gesellige Miteinander wurden bis in die späten Abendstunden genutzt und genossen. Einige Gehirnwindungen und Muskelschwächen wurden am dritten Lehrgangstag mit der vierten und letzten Trainingseinheit bereits um 8:30 Uhr geweckt. Nach intensivem körperlichen und geistigen Aufwärmtraining wurden wir an die ersten taktischen Züge herangeführt, der Hinweis an das bevorstehende erste echte Hockeyspiel hat zur Motivation der letzten noch nicht ganz wachen Muskelpartien und Gehirnzellen geführt.

Ob 1, 2, oder 3 mit Abwandlungen Klatschen, Hüpfen und Pfeifen oder Übungen mit gleichzeitigem Ballführen und Leibchen-Helikopter, jeder einzelne Part hat neue Fähigkeiten erkennen lassen. Insbesondere wurde mit dem Vorurteil „Frauen sind Multitaskingfähig und Männer eher eindimensional“ endlich Schluss gemacht. Männliche Teilnehmer konnten sehr wohl gleichzeitig klatschen, hüpfen und pfeifen, auch wenn das nicht die Aufgabenstellung war.

Das anschließende, erste und echte Hockeyspiel der DHB-Scouts wurde verletzungsfrei, durchgeschwitzt, mit tollen Spielzügen und sehenswerten Einlagen beendet. Vier Trainingseinheiten und insgesamt sieben Theorieblöcke später waren die neuen Hockeyscouts in der Lage, Schulsport mit Vereinsarbeit, Kindergarten und Hockey, aber auch Eventplanung und den konzeptionellen Überblick in unserer Sportart zu kombinieren und für die Zukunft zu nutzen. Die Feedbackrunde kam sehr schnell auf das folgende Ergebnis: Der DHB hat ein hervorragendes Konzept zum Hockeyscout entwickelt und mit den drei Referenten hervorragendes Personal zur Verfügung gestellt, hierfür unser aller Dank!

Den Organisatoren, dem TEC Darmstadt und dem hessischen Landesverband, gilt unser Dank ebenfalls. Ich wünsche uns allen, dass wir das Erlernte zur Förderung unseres Hockeysports erfolgreich einsetzen können und dürfen, dass die geknüpften Kontakte und die Ideen die Basis für die weitere Entwicklung von Konzepten genutzt werden und dass alle ihre Erfolge als Hockeyscout haben werden. Vom Hockeyvater zum DHB-Hockey-Scout - ein Klick reicht manchmal aus!

 
19. April 2024
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