Hockey Nachrichten

 

In einer eigenen kleinen aber feinen Rubrik wird Claas Henkel, in Hockey-Deutschland bekannt als Bundesligatrainer beim UHC Hamburg und zuvor Münchner SC, aber eigentlich gelernter Journalist, Themen rund um den Hockeysport in Zusammenarbeit mit der hockey.de-Redaktion beleuchten. Der 35-jährige Familienvater lädt in der "SprechZeit" immer unterschiedliche Gesprächspartner ein, um in lockerer Form zu plaudern und dabei ihre Meinung, Ideen oder Geschichten zu erfahren.

 

Viel Spaß mit dieser Kolumne!

 

 

 

"Wir müssen das Ding in die andere Richtung drehen"

SprechZeit 1: Mit Markus Lonnes und Jens George zur Entwicklung im Damenhockey

 

29.08.2014 - Drei Monate nach dem spektakulären Saisonfinale der Damenbundesliga trafen sich die Endrundentrainer Markus Lonnes von Rot-Weis Köln, Jens George vom Club an der Alster und Claas Henkel vom Uhlenhorster HC im Rahmen eines Vorbereitungswochenendes mit ihren Teams erneut auf der Anlage des UHC in Hamburg. Sie nutzen die Gelegenheit zu einem Gespräch, in dem die drei Trainer auf das letzte Final-Four-Turnier, die Entwicklungen der letzten Monate im Damenhockey sowie auf die anstehende Saison blickten. Intensiv diskutierten die Experten dabei vor allem mögliche Ligastrukturreformen und die Perspektiven für das Damenhockey in Deutschland.

Markus Lonnes, Jens "Maus" George und Claas Henkel im Gespräch über das letzte Final Four, die Entwicklung der Liga und des Damenhockeys und Erwartungen an die kommende Saison.

Claas: Hallo Markus, hallo Maus! Drei Monate nach dem Final-Four im UHC sind wir mit unseren Teams hier zu Vorbereitungszwecken wieder zusammen gekommen. Maus, hast du inzwischen das Erfolgsgeheimnis von Köln geknackt?

Maus: Geheimnisse gibt es, glaube ich, nicht mehr. Dazu sind wir viel zu lange dabei. Uns haben damals Kleinigkeiten im Spiel gefehlt und die Entscheidung vom Siebenmeterpunkt ist ja auch immer ein bisschen Glückssache. Wir können uns eigentlich keinen großen Vorwurf machen, haben ein gutes Spiel gerade in der zweiten Halbzeit abgeliefert und es den Kölnern damals bestimmt nicht leicht gemacht.

Claas: Markus hast du die Überschrift für Euern Titel schon gefunden?

Markus: Verdient!

Alle: Gelächter

Markus: Nein, im Ernst! Ich glaube einfach, wir hatten an diesem Wochenende den größten Willen. Klar, kannst du auch in beiden Spielen in der regulären Spielzeit, in der Verlängerung oder im Siebenmeterschießen rausgehen. Wir haben die Rückschläge, die du in solchen Spielen nun mal bekommst, einfach im Kopf am besten verpackt.

Claas: Ihr ward einfach nicht tot zu kriegen. Wir dachten mehrmals ‚Jetzt ist der Deckel drauf und die stehen nicht mehr auf’, es ist aber immer noch mal was gekommen.

Markus: Genau. Ich hatte selbst nach dem 1:3 nicht das Gefühl, dass wir die Flügel hängen lassen und sagen, dass Ding ist gelaufen. Was uns vor zwei, drei Jahren sicherlich noch passiert wäre.

Claas: Jetzt ist die Nummer ja schon wieder eine Weile her und gerade im Damenhockey ist seitdem ja viel passiert: Europacupplatz-Verlust, mäßig erfolgreiche WM, Rückzug von Neuss. Wie seht Ihr die Entwicklung? Wo geht’s hin?

Markus: Ich finde es schlichtweg schade, weil ich meine, dass wir letzte Saison klar einen Schritt nach vorne gemacht haben. Die Liga hatte ein ordentliches Niveau. Jetzt schießen wir uns aber mit der Neuss-Geschichte und der Entwicklung in einigen Klubs, die auseinanderfallen, selbst ins Knie. Und die Europacup-Nummer bricht uns das Genick.

Maus: Ich sehe es ähnlich. Wir waren auf einem guten Wege. Viele Klubs sind momentan allerdings im Umbruch – wir auch. Von daher erwarte ich eine Saison mit einer klaren Zweiklassengesellschaft. Die hinteren Sechs werden wohl gegen die anderen Teams nur auf Glücksschüsse hoffen dürfen und vom Leistungsniveau wird die Liga dadurch gefühlt kleiner.

Claas: Apropos, kleinere Liga. Das Thema kommt ja immer wieder auf den Tisch mit dem Gedanken, die Liga ans Leistungsniveau anzupassen. 10er, 8er, 6er Liga. Mich nervt diese Diskussion etwas. Auch ich sehe, dass wir zu wenig gute Mädels für eine 12er Liga haben, bin aber der Meinung, dass wir dann eben mehr gute Mädels brauchen und nicht eine kleinere Liga. Müsste das Ziel nicht eigentlich eine richtig gute 18er Liga sein?

Markus: Naja, ich glaube schon, dass nach derzeitigem Stand der Dinge eine 10er Liga besser wäre. Ich fürchte nur, dass wir unsere Probleme in eine 10er Liga mitnehmen und weiter verschleppen würden. Was mir fehlt, ist der Ehrgeiz, das ganze Ding mal in die andere Richtung zu drehen. Es gibt einfach zu wenig Klubs mit einer Idee oder einer Vision. Wir müssten diese Liga mal anfangen, professioneller aufzuziehen. Es kann doch nicht seien, dass dies anderen teilweise kleineren Sportarten möglich ist und im Hockey nicht. Ich verstehe das nicht.

Maus: Stimmt, fehlende Professionalisierung ist auf jeden Fall eins der drängenden Probleme. Ich sehe

zwar momentan bis auf Düsseldorf keinen Klub im unteren Teil der ersten oder in der zweiten Bundesliga, die mittelfristig mal da oben reinstechen können. Eine Verkleinerung der Liga hilft uns aus meiner Sicht aber auch nicht. Es findet momentan leider eine starke Zentralisierung bei einigen Klubs statt. Dafür können die jeweiligen Klubs nichts. Es wird einfach in einigen Klubs keine gute Arbeit für die Damen gemacht. Um Damenhockey kümmert man sich in zu vielen Vereinen schlichtweg nicht richtig.

Claas: Stimmt. Dass einige Bundesliga-Damenteams überhaupt keinen Unterbau in der Jugend haben, keine guten hauptamtlichen Trainer im Klub sind, die die Mädchenmannschaften hin zu den Damen führen, ist keine gute Situation. Da muss in vielen Vereinen zügig einiges an Struktur geschaffen werden.

Markus: Dennoch muss auch der Dachverband mehr bringen. Er muss die Vereine unterstützen, die notwendigen Reformen anzugehen, um am Ende mehr Hockeyspielerinnen und vor allem mehr gute hervorzubringen.

Claas: Egal, was in den Vereinen oder im Verband demnächst passiert oder nicht passiert, findet in elf Monaten wieder ein Final Four statt. Euer Tipp?

Maus: Ich tippe auf UHC, ihr habt einfach den stabilsten Kader. Zumindest liegt der Druck bei Euch.

Grinst

Markus: Ich tippe nicht! Wir wollen besser werden als letztes Jahr.

Maus und Claas: Gelächter

Maus: Noch besser, wie soll das gehen?

Markus: Man kann immer besser werden. Na gut, wir wollen natürlich wieder um das Ding mitspielen!

Claas: Als Deutscher-Vizemeister sage ich dann einfach mal, dass wir dem Deutschen Meister in jedem Spiel Paroli bieten wollen.

Markus: Siehst du.

Alle: Lautes Gelächter.

Claas: Ich danke euch für das Gespräch!

 
28. März 2024
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