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Was macht eigentlich ein Schiedsrichterbeobachter bei einer Deutschen Meisterschaft?

Interview mit Florian Morla und Andreas Knechten

 

07.04.2014 - Was macht eigentlich ein Schiedsrichterbeobachter bei einer Deutschen Meisterschaftsendrunde? Das mögen sich Interessierte, die nicht direkt im Schiedsrichterwesen des DHB engagiert sind, vielleicht schon mal gefragt haben. Wir haben uns mit Florian Morla (FloMo) und Andreas Knechten (AK) unterhalten, die bei der Hallenendrunde der Knaben A in Hanau als SR Beobachter im Einsatz waren.

 

Wie läuft eigentlich die Nominierung der Schiedsrichter für eine Jugend-DM ab?

AK: Wir haben einen DHB-Jugendkader, und aus diesem Kader werden jeweils acht Schiedsrichter für eine Deutsche Meisterschaft in der Halle nominiert. Bei der Nominierungsfrage für welche Altersklasse man eingesetzt wird, spielen vorherige Beobachtungen eine Rolle, aber auch das Bestehen eines Beep Tests und eines Regeltest.

 

Nun bekommt Ihr die Namen der Schiedsrichter vor der DM, was passiert dann?

FloMo: Das macht natürlich jedes Beobachterpaar anders, wir beide hatten schon letztes Jahr eine Endrunde zusammen und teilen uns die Vorarbeit ein wenig auf. Andreas hat den Kontakt mit den Schiedsrichtern aufgenommen und ich mit dem ausrichtenden Verein. Hier war es von Vorteil, dass ich den Veranstalter persönlich kenne und durch meine Nähe - ich wohne in Frankfurt - zu Hanau, habe ich auch einen Orga-Abend besucht und dem Veranstalter über meine Erfahrungen von DM berichtet und mich nach dem aktuellen Planungsstand der Veranstaltung informiert. Hanau war bestens vorbereitet, aber kleine Details hatten sie vergessen.

 

Was zum Beispiel?

FloMo: Sie hatten nicht auf dem Schirm, dass beim Finale die Mannschaften einzeln einlaufen und vorgestellt werden. Kleinigkeiten halt, aber die gehören nunmal zu einer DM. Da ich in der Halle in Hanau erst vor Kurzem gepfiffen habe, wusste ich, dass es Probleme mit der Sonneneinstrahlung geben kann. Hier konnten wir vorsorglich eine Lösung finden.

 

Und was hast Du gemacht, Andreas?

AK: Ich habe den Schiedsrichtern zur Nominierung gratuliert. Hier sollte man wissen, dass eine DM auch für einen Jugendschiedsrichter der Höhepunkt der Saison ist und diese sich akribisch darauf vorbereiten. Anschließend werden die Anreisen abgeklärt. Hier gibt es klare Richtlinien, wie man anreisen darf. Da wir ein Briefing für 20.00 Uhr am Freitag Abend angesetzt haben, mussten wir logistisch schauen, wie denn unsere Schiedsrichter aus Hamburg und Wilhemshaven das schaffen. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn die Anreisen geklärt sind, übergeben wir diese dem Veranstalter, und der organisiert einen Shuttle Service zwischen Hotel und Bahnhof. Als Teil der Turnierleitung habe ich dann noch mit dem Turnierleiter Michael Steinmann alle nötigen Informationen ausgetauscht und besprochen.

 

Als Teil der Turnierleitung?

AK: Die Turnierleitung besteht aus drei Leuten: einem Turnierleiter vom DHB-Jugendvorstand (in dem Fall Michael Steinmann und als Hospitant Kilian Fischedick), einem neutralen Beisitzer aus dem ausrichtenden Landesverband und einem Schiedsrichter-Beobachter.

 

Welche Aufgabe hat die Turnierleitung?

AK: Sie „leitet“ durch das Turnier, sprich der Turnierleiter prüft mit dem Beisitzer die Pässe und macht die Abrechnung. Sollte es während des Turnierverlaufes zu einem Protest kommen oder zu einer „Roten Karte“ oder sollten sich Mannschaften daneben benehmen, kann die Turnierleitung entsprechende Strafen verhängen.

 

Kommen wir zu dem Turnier, Ihr startet mit dem Briefing am Freitagabend?

FloMo: Nein, wir haben uns mit dem Turnierleiter um 18:00 in der Halle verabredet und haben eine Hallenbegehung gemacht. Hier kam direkt der Hinweis einer Trainerin, dass die Mannschaftsbänke direkt hinter den Zuschauertribünen sind und man dies als unglücklich ansieht. Verständlich, da gerade bei den Mädchen-  und Knaben-A-Endrunden die Eltern eine große Rolle spielen und wir nicht wollten, dass durch die Eltern Unruhe auf den Bänken verursacht werden. Wir haben dann die Mannschaftsbänke auf die andere Seite verlegt. Aber uns haben auch die großen Fahnen gestört, die circa vier Meter über dem Hallenboden hingen und somit die Raumsicht der Spieler beeinträchtigt hätten. Diese wurden dann etwas gekürzt. Im Prinzip haben wir bei der Hallenbegehung alles begutachtet, so dass wir problemlos am nächsten Morgen in das Turnier starten können.

 

Oberstes Ziel es also, dass die Mannschaften problemlos in das Turnier starten können?

AK/FloMo (unisono) : Ja!

 

Und was besprecht Ihr beim Briefing?

AK: Beim Briefing berichten wir über die Hallenbegehung und worauf die Schiedsrichter zu achten haben. Dann besprechen wir mit den Schiedsrichtern unseren „Fahrplan“, damit wir eine gemeinsame Regelauslegung haben. Das Regelwerk ist ja an manchen Stellen wie ein Navigationssystem, es gibt eine Richtung vor, die man einhalten kann, aber nicht muss. Damit alle Schiedsrichter auf dem Turnier in die gleiche Richtung „lenken“, besprechen wir uns hier. Im Zeitalter von Smartphones richten wir dann noch kurz eine „WhatsApp-Gruppe“ ein, damit wir wichtige Informationen kurz und zeitnah an die Schiedsrichter weitergeben können. Abschließend informieren wir die Schiedsrichter über die Ansetzungen für den ersten Tag. Über die Inhalte des Briefings berichten wir dann am nächsten Morgen beim Teambriefing mit der Turnierleitung, damit es bei den Mannschaften keine Überraschungen gibt.

 

Kommen wir zum eigentlichen Turnier: Ihr beobachtet dann alle Spiele?

AK: Ja, FloMo und ich mache es so, dass wir die ersten vier Spiele gemeinsam beobachten, so dass wir jeden Schiedsrichter einmal gesehen haben. Aber wir sprechen auch mit den Trainern nach den Spielen, damit wir auch mal deren Sicht gehört haben. Meist unterscheidet die sich nicht von unserer Sicht, aber manchmal ist man auch unterschiedlicher Meinung. Das gehört aber zu unserem Sport! Und dürfte im Fussball nicht anders sein. Die ersten Besprechungen machen wir dann auch zu Zweit, wobei einer dann immer nur kurz dabei ist, damit die nächsten Schiedsrichter auch beobachtet werden. Nach den ersten vier Spielen wechseln wir uns dann ab, damit man auch mal durchschnaufen kann. So eine Beobachtung ist ziemlich anstrengend, man beobachtet ja das Spiel, und jede Entscheidung der Schiedsrichter wird von uns im Kopf analysiert und kurz besprochen. Am Abend haben wir dann jeder acht Spielbeobachtungen gemacht, wobei man in den Pausen auch immer mal zuschaut und dem Kollegen Hinweise gibt.

 

Nach jedem Spiel gibt es eine Besprechung?

FloMo: Ja, wir sprechen mit jedem Schiedsrichter nach jedem Spiel so etwa fünf bis zehn Minuten, teilen ihnen unsere Eindrücke mit und geben ihnen Tipps für die nächsten Spiele. Große Pausen haben wir dennoch nicht, da bei den Knaben A/Mädchen A die Spielzeit nur zwei Mal zwölf Minuten ist und somit nur 30 Minuten zwischen den Spielen sind.

 

Arbeitet Ihr da auch mit Videos?

FloMo: Würden wir gerne, gerade bei wichtigen Spielsituationen. Da wir keinen eigenen Videomann haben, versuchen wir hier die Videos der Mannschaften zu bekommen, aber das ist manchmal auch sehr schwierig. Was wir aber gemacht haben, wenn ein Schiedsrichter dauerhaft den gleichen Fehler gemacht hat, dann haben wir ihn mit unserem Tablet und Smartphone gefilmt und ihm dies in der Besprechung gezeigt.

 

Wie geht es weiter?

AK: Das Turnier war gegen 18.00 Uhr beendet, für 19.00 Uhr war ein offizieller Empfang des Ausrichters geplant, hier sind wir dann eine Stunde hingefahren. Für die Schiedsrichter haben wir einen Tisch für 20.00 Uhr nahe des Hotels besorgt. Gegen 20.30 Uhr sind wir dann wieder zu den Schiedsrichtern gestoßen, die bereits gegessen haben. Wir haben uns dann Gedanken gemacht, wie wir leistungsgerecht alle Schiedsrichter am nächsten Tag verplanen. Keine einfache Sache, wenn alle Schiedsrichter auf einem überdurchschnittlichen Niveau pfeifen. Wir wissen auch, kein Schiedsrichter fährt zu einem Turnier und will das Spiel um Platz sieben pfeifen. Wir haben dann die Ansetzungen für den nächsten Tag bekannt gegeben und mit jedem Einzelnen nochmal kurz über die Gründe der Ansetzung gesprochen.

 

Wie geht es am Finaltag weiter?

FloMo: Die Finaltage beginnen immer mit den Halbfinals, die schauen wir uns gemeinsam an und machen noch eine kurze Besprechung mit den Schiedsrichtern, während der Spiele um Platz sieben und fünf sammeln wir die Beobachtungen und fassen diese in einem Endbogen für den Jugend-SRA zusammen. Dieser Bogen wird dann mit jedem Schiedsrichter kurz einzeln besprochen und abschließend an Gaby Schmitz gemailt. Nach den Einzelbesprechungen versuchen wir noch das Spiel um Platz drei und das Finale zu beobachten und mit den Schiedsrichtern zu besprechen.

 

Und nach dem Finale geht es nach Hause?

AK: Fast, wir haben dann noch eine kurze Abschlussbesprechung mit den Schiedsrichtern gemacht, kurz mit dem Veranstalter und Turnierleiter gesprochen und sind dann abgereist.

Danke für das Interview!

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28. März 2024
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