100 Jahre DHB:

100 Geschichten aus 100 Jahren DHB

24. April 1960:

Erste Deutsch-Deutsche Olympiaausscheidung

Die politische Teilung Deutschlands in Ost und West als Folge des Zweiten Weltkriegs ist auch im Sport bald vollzogen. West und Ost bauen ihre jeweils eigenen Verbände und Organisationen auf, Hockey nimmt sich da nicht aus. Im Westen wird im Dezember 1949 der Deutsche Hockey-Bund wiedergegründet, bereits ein Jahr zuvor hat sich in der Ostzone eine Sparte Hockey im Deutschen Sportausschuss gegründet, 1958 geht diese in den Deutschen Hockey-Sportverband der DDR über. Nur beim Internationalen Olympischen Komitee schlägt sich die Teilung Deutschlands nicht sofort nieder. An Olympischen Spielen nimmt noch bis 1964 nur eine einzige deutsche Delegation teil, die Sportler aus dem Westen und dem Osten gleichermaßen berücksichtigt. Es ist eine Sache der Deutschen, sich zu einigen, in welchen Disziplinen sie welche Sportler nominiert. Für die Hockeyturniere 1952 (Helsinki) und 1956 (Melbourne) ist das noch kein Streitthema, der Ostverband ist damals noch kein Vollmitglied des Welthockeyverbandes FIH (erst im Dezember 1956 wird am Rande der Olympischen Spiele in Melbourne die 1952 ausgestellte provisorische Mitgliedschaft aufgewertet), und die Mannschaft des DHB vertritt der Hockeysport in der deutschen Olympiadelegation.

1960 (und auch vier Jahre danach) jedoch erheben die Sportführer des Ostens den Anspruch, bei der Gestellung eines deutschen Hockey-Olympiateams nicht unberücksichtigt zu bleiben. Die Bemühungen der DHB-Verantwortlichen, sich mit den Kollegen des DHSV auf die Bildung einer gemeinsamen Mannschaft zu verständigen, stoßen ins Leere. Dabei scheitert die Sache nicht an sportfachlichen Fragen, längst ist ja auch der Sport in den politischen Kampf der Systeme, in den Kalten Krieg zwischen Ost und West hineingezogen worden. Einem gemeinsamen Weg wird von allerhöchsten Stellen der Riegel vorgeschoben. Es heißt nicht Ost und West, sondern Ost oder West.

Die schließlich vom DHB vorgeschlagene und von den Nationalen Olympischen Komitees in Ost und West abgenickte Lösung eines innerdeutschen Ausscheidungskampfes für die Entsendung des Hockeyteams zum olympischen Hockeyturnier in Rom führt die beiden Mannschaften am 24. April 1960 erstmals zusammen. Die klar favorisierte DHB-Mannschaft gewinnt das Hinspiel in Köln gegen die international bislang kaum in Erscheinung getretene DHSV-Auswahl erwartungsgemäß mit 3:0. Die Überraschung folgt sechs Tage später beim Rückspiel in Jena. Die Ost-Mannschaft schlägt den olympischen Bronzemedaillengewinner von 1956 sensationell mit 4:1, eine neuerliche Runde muss die Entscheidung bringen. Wieder wird zuerst in Köln gespielt. Als die Partie am 26. Mai 0:0 endet, ist die Stimmung bei den Gastgebern am Tiefpunkt. Das drohende Olympia-Aus vor Augen, reißt sich der Favorit aber noch einmal am Riemen und gewinnt die vierte Partie am 5. Juni in Jena mit 3:0. An die 10.000 Zuschauer sind Augenzeugen des Rückspiels, bei dem die (west-)deutsche Hockey-Ikone Hugo Budinger mit ihren drei Toren dem DHB doch noch das Olympiaticket beschert. Vier Jahre später wiederholt sich das Ganze noch einmal, diesmal allerdings mit anderem Ausgang.

Die Teams von Ost (rechts) und West (links) beim Einmarsch ins Ernst-Abbe-Stadion in Jena.

 
25. April
» Startseite
» Heute
» Alle Tage anzeigen
Monat
Tage
» 1. April
» 5. April
» 7. April
» 8. April
» 11. April
» 12. April
» 15. April
» 16. April
» 22. April
» 23. April
» 24. April
» 25. April
» 26. April
» 28. April
 

» Impressum   » Datenschutz © 2024 • hockey.de