28. Januar 1996:

EM-Titelserie reißt

„Man kann mit dieser Personalentscheidung durchaus auf die Nase fallen“, sagt der Bundestrainer im Vorfeld der 8. Hallen-Europameisterschaft und wird später in seiner Vorahnung bestätigt. 14 europäische Indoor-Wettbewerbe seit 1974 haben die DHB-Auswahlmannschaften der Damen und Herren ausnahmslos und meist souverän für sich entschieden. Nun reißt in Glasgow die Serie. Die deutschen Damen müssen sich im Endspiel England beugen. Zwei Führungen durch Britta von Livonius (1:0) und Katrin Kauschke (2:1) reichen nicht zum Sieg. Die Britinnen erzwingen mit dem 2:2-Ausgleich ein Siebenmeterschießen, das England dann mit 4:3 für sich entscheidet. Ganz unerwartet kommt die Niederlage nicht. Während England mit seinem international erfahrensten Personal in Glasgow antritt, hat DHB-Damencoach Berti Rauth wegen Schonung seiner Stammkräfte im Olympiajahr eine zweite Garde aufgeboten: Spielerinnen aus dem Reservebereich des aktuellen Feld-A-Kaders (Philippa Suxdorf, Katrin Kauschke, Ilhem Merabet, Alexandra Schmidt, Steffi Krauß, Heidi Wiedersich) und A-Team-Debütantinnen (Britta von Livonius, Marja Busch, Birgit Mensch, Marion Rodewald, Maike Schrader). Lediglich Kapitänin Melanie Cremer gilt aus dem Hallen-EM-Team als gesetzte Kraft im Hinblick auf eine Nominierung für den Jahreshöhepunkt Olympiaturnier in Atlanta.

Dass die zusammengewürfelte Truppe Mühe hat, macht schon die EM-Vorrunde deutlich: Nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen Frankreich und einem glatten 10:1 gegen Dänemark wird erst mit einem glücklichen 3:2-Sieg gegen Schottland der Einzug ins Halbfinale klar gemacht. Dort bietet das Rauth-Team beim 7:3 gegen Spanien seine beste Turnierleistung, wird aber anschließend Opfer auch seiner Strafeckenschwäche.